Nur drei Billigflieger bieten wahre Schnäppchen
Mallorca für 88 Euro, Paris für 38 Euro, London für 20 Euro: Rund ein Viertel der deutschen Passagiere nutzen bereits Billigflieger. Stiftung Warentest hat sechs der Low-Cost-Carrier und fünf Linienflieger unter die Lupe genommen.
42,5 Millionen Deutsche haben im vergangenen Jahr einen Billigflug gebucht, damit beträgt der Marktanteil der Billigflieger bereits etwa 25 Prozent - Tendenz steigend. Für die einen kann es nicht billig genug sein, für die anderen gehört ein bisschen Service dazu. Elf Fluglinien - von Air Berlin über Ryanair bis hin zu TUIfly - hat die Stiftung Warentest auf den Prüfstand gestellt.
Die Tester haben die Preise für Flugziele Berlin, London, Madrid, Palma de Mallorca, Paris und Rom erhoben und einen Durchschnittspreis über vier Monate, von Februar bis Mai 2007, ermittelt. Sie registrierten die Hin- und Rückflugpreise von deutschen Flughäfen vier, drei und zwei Monate vor Abflug, 30 Tage vorher und zehn Tage vor dem Start. Das Ergebnis: Richtig billig sind nur Ryanair, Easyjet und Germanwings. Bei Ryanair kostet das Ticket im Schnitt nur 101 Euro, bei Easyjet 116 und bei Germanwings 158 Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Lufthansa verlangt im Schnitt 246 Euro.
Einen Pluspunkt konnten Ryanair, Easyjet und Germanwings verbuchen: Die billigen Tickets sind auch gut verfügbar - zumindest für Frühbucher. Vier Monate vor Abflug notierten die Tester die günstigsten Preise. Wer kurzfristig bucht, zahlt deutlich mehr, dafür bekommt er aber nicht mehr. Bei Ryanair und Easyjet gibt es ohnehin nur Billigfliegen pur: Auch bei Wind und Wetter dürfen die Passagiere meist zum Flugzeug laufen. Der bequeme Zugang über eine Flugbrücke ist den Airlines zu teuer. Auch Bordkarten mit Sitzplatzreservierung gibt es nicht, freie Platzwahl ist angesagt: So wird Boarding zum Sommerschlussverkauf, Drängeln inklusive. Die Maschinen sind eng bestuhlt; die Rückenlehnen der Sitze lassen sich bei Ryanair und Easyjet nicht mehr verstellen. Ein Sandwich kostet 5 Euro, ein Kaffee etwa 2,50 Euro. Kurzum: Der Service ist lausig.
Die Preise heben ab
Guten Service bieten dagegen Air Berlin und Condor. Sie teilen die Plätze beim Check-in zu, die Passagiere sitzen etwas bequemer, und Imbiss und Getränke sind im Flugpreis enthalten. Dafür ist das Ticket allerdings deutlich teurer. Der Durchschnittspreis auf den sechs Teststrecken lag bei Air Berlin bei 238 Euro und damit kaum billiger als bei der Lufthansa (246 Euro). Die Condor ist noch teurer mit einem Durchschnittspreis von 276 Euro.
Einige Billigflieger haben ihre Preise seit 2005 stark angezogen. Air Berlin, Condor und TUIfly sind heute etwa doppelt so teuer wie Ryanair, Easyjet oder Germanwings. Die teureren Billigflieger konkurrieren jetzt direkt mit den Sonderpreisen der Linienflieger. So können Lufthansa, Alitalia, British Airways und Iberia zuminest bei rechtzeitiger Buchung durchaus mithalten. Einen Monat vor Abflug dagegen heben die Preise der Linienflieger förmlich ab. Den stärksten Schub gibt Air France. Die Airline verdoppelt ihre Preise in den letzten 30 Tagen vor Abflug. Auch Billigflieger bestrafen Spätbucher, allerdings weniger hart. Die Preise bleiben moderat.
Drakonische Strafen verhängen Billigflieger gern gegen alles, was Zeit kostet und Arbeit macht. So hat der Marktführer Ryanair etwa das Freigepäck gestrichen. Nur Handgepäck bis zehn Kilogramm ist kostenlos. Jeder Koffer im Frachtraum bis 15 Kilogramm kostet dagegen zwölf Euro bei der Anmeldung am Flughafen. Für jedes weitere Kilo berechnet Ryanair acht Euro extra. Macht summa summarum pro Strecke 52 Euro für einen 20-Kilogramm-Koffer. Der Hin- und Rückflug nach London kostet so 124 Euro: 20 Euro für das Ticket und stolze 104 Euro für den Koffer. Der fliegt bei anderen Airlines bis zu 20 Kilogramm gratis mit.
Ohne Bahn geht nichts
Das Fazit der Tester: Geiz ist eben doch nicht geil. Wer jetzt noch an die Umwelt denkt, kann Billigflieger nicht mehr lieben. Der Flugverkehr ist zwar nur für zwei bis drei Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich, doch er setzt die Klimasubstanz dort frei, wo sie am meisten schadet: mitten in der Atmosphäre. Dazu kommen Stickoxide, die zum Aufbau von Ozon führen und Wasserdampf aus den Triebwerken, der zur Erderwärmung beiträgt. Die Klimawirkung des Flugverkehrs ist mindestens dreimal stärker als vergleichbare Emissionen am Boden, sagen Experten. Schlaue Köpfe rechnen deshalb auch mit Bus und Bahn. Für den Weg zum Flughafen braucht man sie ohnehin: Billigflieger landen oft auf kleineren Airports, weit ab vom Schuss.