Ohje Jochen. Um deinen Ausflug in den Orbit der Quatsch-Aussagen zu stoppen, wäre dir (und allen anderen, die sich für das Leben Tilikums sowie die Schwertwalhaltung bei Seaworld und die dortigen "Unfälle" interessieren) der ausgezeichnete Film Blackfish nahezulegen:
http://www.amazon.de/Blackfish-OmU-Kim-Ashdown/dp/B00KFILLJG
Wenn man einem Film nicht traut, kann man natürlich auch selbst etwas rechechieren und erfahren:
Schwachsinn! Lebenserwartung in Parks: maximal 25-35 Jahre. Lebenserwartung in freier Wildbahn: Maximal 50-60 Jahre bei Bullen, 100 Jahre bei Weibchen. Die von dir gemachte Aussage wird von Seaworld als bewusste Lüge eingesetzt, obwohl seit über 20 Jahren Zahlen bekannt sind, die es widerlegen.
Richtig. Ihre Gehirne funktionieren zwar nicht wirklich anders als unsere, sind aber anders strukturiert. Nämlich besser. Der Blick auf ein Orca Gehirn im MRT zeigt:
Neben dem limbischen System besitzen die Schwertwale eine Erweiterung die stukturell nach aktuellem Forschungsstand nur für eines sprechen: Bewusstsein, Gefühlswahrnehmung, Sozialverständnis. Sowohl Ich-Bewusstsein als auch das immense Sozialverhalten wurden auch durch Verhaltensforschung bestätigt.
Klar, einfach frei lassen ist nicht mehr.
Aber wie bei wohl allen Tieren: Gefangenschaft wird die Freiheit nie ersetzen und außer (z.B. durch medizinische Versorgung im zufälligen Kranheitsfall) nie besser sein als diese.
Na, dann will ich Dir mal aus dem Orbit der Quatsch-Aussagen antworten und ein paar Dinge ins rechte Licht rücken
- ich hoffe nur das Du in Deinem Beruf als Jurist die Texte etwas genauer liest und nicht deren Inhalt und Deine Interpretation eben dieser verwechselst, sonst könnte es ggfs. im Streitfall sicher lustig werden
Den Film Blackfish kenne ich schon - beeindruckend, aber auch einseitig und nicht in allen Teilen richtig. Was aber hat der mit meinen Aussagen zu tun?
Mal der Reihe nach: Erstens habe ich meine Aussagen an keiner Stelle explizit auf Orcas bezogen. Orcas gehören ebenso wie Delfine, Primaten, Elefanten zu den Tieren bei denen man berechtigt von dem angesprochenen "Ich-Bewusstsein" ausgehen kann - meiner Meinung nach muss keine dieser Spezies in Zoos oder Gefangenschaft gehalten werden (und im Falle von Elefanten auch keine Touristen durch den Dschungel tragen, dazu werden die nämlich auch nichtb nur durch Streicheln und gutem Zureden bewogen
).
Ich habe meine Aussagen ganz allgemein gehalten was Tiere in der Gefangenschaft angeht (daher auch das Beispiel mit dem Hund, dem man dieses "Ich-Bewusstsein" in der Regel nicht nachweisen kann).
Von daher auch noch ein paar Anmerkungen zu Deinen Vergleichen mit dem Alter: Es macht wenig Sinn mit den Maximalwerten vom Alter in der Freiheit zu hantieren, da sollte man nur die durchschnittliche Lebenserwartung heranziehen (tust Du ja bei denen in der Gefangenschaft auch). Bullen haben in der Freiheit eine durchschnittliche Lebenserwartung von 30 Jahren (
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwertwal#Sterblichkeit_und_Lebenserwartung) - Tillikum ist, wie man dem Artikel entnehmen kann, bereits 36 Jahre und somit 20% über dem Durchschnitt. Im Seaquarium lebt eine Kuh bereits seit 45 Jahren in Gefangenschaft, hat also auch schon die durchschnittliche Lebenserwartung von 50 Jahren für Kühe ungefähr errreicht. Natürlich haben diese Zahlen genauso wenig eine allgemein gültige Aussage wie die Kuh die in Freiheit um die 100 Jahre alt sein soll. Und ich glaube auch das sowohl Orcas als auch Delfine in der Gefangenschaft aus den unterschiedlichsten Gründen eine kürzere Lebenserwartung haben als draußen - dafür haben aber z. B. auch die in Gefangenschaft geborenen Jungtiere eine erheblich höhere Überlebenschance als die in freier Wildbahn - dort sterben ca. 43%.
Nein, ich beziehe mich darauf das es jede Menge anderer Spezies gibt die in Gefangenschaft in der Regel viel älter werden als in der Natur, z. B. die meisten großen Raubkatzen wie Tiger, Löwe & Co, ebenso typische "Beutetiere" wie Zebras, Gazellen usw. die in der Natur so gut wie nie an Altersschwäche sterben.
Was die Struktur der Gehirne angeht, da ist man in vielerlei Hinsicht noch ganz am Anfang - und die hat auch nur sehr bedingt was mit dem Bewusstsein zu tun bzw. muss es nicht unbedingt. So weiß man bei durchaus intelligenten Tieren wie den Delfinen noch nicht wie viel ihres recht großen Gehirns für ihr "Sonar" genutzt wird und notwendig ist, ähnliches gibt es auch bei anderen Tieren mit speziellen, hochentwickelten Sinnesorganen und Sensorik, denn die damit gewonnen Signale müssen ja irgendwo und irgendwie verarbeitet werden.
Die Forschung ist auch bei dem "Ich-Bewusstsein" der Tiere noch ziemlich am Anfang - der berühmte Spiegel-Test war der Anfang. Wenn man nur nach dem gehen würde, dann hätten einige Säugetiere ein Ich Bewusstsein, bei Vögeln sähe das schon schlechter aus, bei Reptilien oder gar Insekten wäre ganz zappenduster, ebenso wie bei Fischen - so gesehen wäre wohl nur eine Minderheit im Bereich von unter 1% des Tierreichs mit einem Ich-Bewusstsein ausgestattet (wobei man auch da ja noch über die Definition dessen streiten kann).
Selbst wenn alle Säugetiere diese Bewusstsein besäßen wäre das in der Relation zu allen Tierarten immer noch ein sehr geringer Prozentsatz. Inzwischen gibt es aber auch schon andere Ansätze als den Spüiegeltest:
https://www.dasgehirn.info/denken/bewusstsein/tierisch-bewusst-6082
Was Deinen letzten Satz angeht: Eine ausgesprochen menschliche Sichtweise - ich bin z. B. davon überzeugt das die alleine im Falle von Hunden und Katzen definitiv falsch ist - und ich denke da gibt es noch sehr viele mehr.
Last but not least: Sozialverhalten als Zeichen von Intelligenz zu nehmen spricht m. E. nicht unbedingt für diese: Nager wie Präriehunde oder Lemminge gehören zu den Tieren mit den besten Sozialverhalten, für Wölfe gilt das ebenso wie für einige Fischarten, hingegen gibt es jede Menge Menschen denen jedes Sozialverhalten vollkommen abgeht und die Egoismus und unsoziales Verhalten für eine Tugend halten - heißt das jetzt das Präriehunde oder Wölfe intelligenter sind als diese Menschen, die durchaus Ärzte, Ingenieure oder gar Juristen sein können?
So, ich verziehe mich jetzt wieder in meinen Orbit der Quatsch aussagen und schmunzele ein wenig über die Tatsache das ich mich schon mit den Erkenntnissen von Tier-Verhaltensforschern wie Konrad Lorenz, Eberhard Trumler, Erik Zimek oder Desmond Morris befasst habe als Du noch nicht mal mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gelaufen bist
Natürlich ist mir bewusst das deren Erkenntnisse teilweise auch überholt oder durch neue Möglichkeiten anders betrachtet werden - aber wenn man eins im Laufe der Jahre weiß dann das: Allgemein gültige Aussagen mit Sicherheit zu treffen ist in dem Metier kaum möglich - weder in der einen noch in der anderen Richtung. Und wenn man sich bemüht jegliche Emotionen und Betrachtungsweisen aus menschlicher Sicht zu verkneifen, dann wird man schnell feststellen das man eigentlich nicht wirklich viel sicher sagen kann
Nichts für Ungut, aber ich beschäftige mich täglich seit über 40 Jahren mit allen möglichen Arten von Tieren - das ist etwas anderes als das in Büchern oder im Internet zu lesen oder einen "Schmusehund" auf dem Sofa zu halten...