Wie entkommt man eigentlich einem Aligator-Fort Myers & Sanibel

Claudia

Power-Mom und Moderatorin
Moderator
Fort Myers & Sanibel

Wie entkommt man eigentlich einem Alligator?

Ein Hauch von Ökotourismus im subtropischen Südwesten Floridas. An den Küsten der vor Fort Myers vorgelagerten Inseln teilen sich Sonnensuchende den Strand mit Pelikanen und Fischreihern. Wer's größer mag, hält nach Delfinen, Seekühen und Alligatoren Ausschau. Per Jetski oder besser vom Kanu aus.









Die freundlich formulierten Gästekärtchen im Hotelbadezimmer ist man ja mittlerweile gewohnt. Hinweise auf den Unsinn, jeden Tag frische Badetücher zu erwarten, nur weil am Hoteleingang womöglich fünf Sterne prangen. Man könne doch besser die Umwelt schützen, wenn man nicht zusätzlich Berge von Waschmaschinenfüllungen produzieren würde.




Im recht familiär geführten Resort 'Tween Waters Inn auf der Insel Captiva geht man sogar noch einen Schritt weiter und lässt dem erholungsbedürftigen Gast die Wahl, ob er seine Bettwäsche jeden Tag gewechselt haben möchte oder dem Zimmermädchen durch eine vorgedruckte und aufs Kopfkissen gelegte Karte signalisiert, nein, danke, ich schlafe auch gern noch eine weitere Nacht auf dem blütenweißen Laken. Und Hand aufs Herz: Wer wechselt denn bitte privat zu Hause Frotteehandtücher oder Bettwäsche?
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Dass auch in großen Luxushotels ein “grünes Bewusstsein” auf dem Vormarsch ist, demonstriert etwa das 454-Zimmer-Haus “Hyatt Regency Coconut Point Resort & Spa”. Nicht nur, dass das Haus (in Bonita Springs zwischen Ft. Myer und Naples gelegen) in einem zehn Hektar großen Naturparadies liegt, das Hotel ist stolz darauf mittlerweile mit zwei von drei möglichen „Green Lodge“-Palmen zertifiziert zu sein. 2004 wurde das „Florida Green Lodging Program“ ins Leben gerufen, um Hotels, Motels, Inns, B&Bs und andere Unterkünfte zu umweltbewusstem Handeln zu animieren. Und dass man etwa mit geringerem Wasserverbrauch, Energiesparlampen und Müllvermeidung auch noch Geld sparen kann, dürfte wohl jedem Hotelmanager recht sein.

Es tut sich was in den USA. Schon Jahre vor der Finanzkrise ist der Spritpreis für amerikanische Verhältnis in astronomische Höhen katapultiert: mehr als vier Dollar für eine Gallone “unleaded”, also etwa 80 Eurocent für einen Liter Bleifreies, das gilt in der Gedankenwelt der Autofahrernation USA schon als Wucher. So allmählich spürt man auch hier, das nicht alles immer und überall auf diesem Planeten zu haben sein wird. Kaum zu glauben, aber hier und da wird sogar mal für ein paar Stunden auf den Gebrauch der Klimaanlage verzichtet. Wow!
Auf der kleinen Insel Cabbage Key, deren Existenz - ironisch genug - einem uralten Muschelhügel der längst ausgelöschten Calusa-Indianer zu verdanken ist, verweist am kleinen Pier ein unübersehbarer Schriftzug doch tatsächlich darauf, zu zweit die Dusche an der Anlegestelle zu benutzen. “Shower with a friend” ist zumindest ein augenzwinkender Ansatz, über die Möglichkeit Wasser zu sparen, nachzudenken.
Aber im Ernst, hier in der Inselwelt Südwest-Floridas, auf den der Stadt Fort Myers vorgelagerten Eilanden, nötigt die beeindruckende und zugleich fragile Natur selbst den sonst oft nicht gerade zimperlich agierenden Amerikanern Respekt ab. Nicht nur, dass hier Palmen, Vögel und Muscheln in allen Ausprägungen die direkte natürliche Umgebung abgeben. Besonders die beiden Inseln Sanibel Island und Captiva sind schon ein paar Sonderlinge. Was gab es in der Zeit vor der Einweihung der neuen Brücke vom Festland nach Sanibel für Protestkundgebungen? Schon zu Beginn der Sechzigerjahre war das so, als erstmals eine Brücke gebaut wurde und man zuvor auf einer Fähre immer herrlich entschleunigt wurde (auch wenn es den Begriff vermutlich noch gar nicht gab). 2007 also löste eine neue mehrspurige Brücke die alte Zugbrücke ab, die den Autoverkehr unterbrach, wenn ein Segelboot die Stelle passieren wollte.

Hochzeits-Kitsch mit perfektem Sonnenuntergang


Als Hochzeitspaar braucht man hier schon Ausdauer. Nicht nur nachts. Das festlich gekleidete Paar posiert, poussiert und parliert. Alles für den Fotografen. Blitze, die aus eigens aufgestellten Blitzlichtlampen des Profifotografen stammen, zucken alle paar Sekunden auf. Nichts wird hier dem Zufall überlassen.

Am Golf von Mexiko
Inselglück im Sunshine State Florida

Die wenigen Minuten der kitschig schönen Szenerie müssen schließlich genutzt werden, damit das Brautpaar sich auch Jahre später noch mit einem gurrenden "Weißt-du-noch?" in wonniger Erinnerung schwelgen kann. Am Horizont bahnen sich jetzt die letzten Sonnenstrahlen in orange- bis lilafarbenen Strahlen den Weg durch tief stehende Wolkenpäckchen und schicken einen gleißenden Lichtteppich über das sanfte Meer, der wie ein Weg, der in die Unendlichkeit leiten könnte, direkt bis zum Brautpaar, den drei perfekt ausgestatteten Brautjungfern und ihren männlichen Pendants, dem dreiköpfigen Fotografenstab und den juchzenden Eltern führt.
Captiva Island, eine der mehr als hundert vorgelagerten Inseln bei Fort Myers, ist einer der begehrten und beliebten Spots, sich das Ja-Wort zu geben und am mit Muscheln übersäten Strand in subtropischer Atmosphäre zu feiern. Was für das Paar der vermeintlich schönste Tag des Lebens ist, für das 'Tween Waters Inn, das gleich hinter diesem Strand liegt und die Hochzeitsgesellschaft im Anschluss beköstigen und später zur Nachtruhe empfangen wird, ist dieser Glitter- und Flitterabend Routine. Rund 300 Hochzeiten pro Jahr richtet alleine dieses Resorthotel im Jahr aus. Auf warme Temperaturen und perfekte Sonnenuntergänge könnte man fast schon eine Garantie geben.

"Dolphin Watching"? Überhaupt kein Problem


Wer sich also auf die Ehe oder auch ganz andere Abenteuer einlassen will, ist in dieser Inselwelt im Südwesten Floridas genau richtig. Bei einer stundenlangen Bootsfahrt mit Captiva Cruises lernt man nicht nur die Nachbarinseln kennen, es müsste schon viel Pech im Spiel sein, nicht mindestens einen Delfin zu Gesicht zu bekommen. Der Skipper doziert über Mikrophon und Lautsprecher über Flora und Fauna, Sandbänke und Hurrikans, da gleitet auch schon die Rückenflosse eines ersten Flippernachkommens durch das Wasser. Mädchen juchzen, Digicams klicken. Die Fotos möchte man eigentlich nicht sehen, denn kaum etwas scheint schwieriger, als einen Delfin Format füllend und aussagekräftig auf den Chip zu bannen.
Kurz vor der Insel Cabbage Key drosselt die Fähre ihre Geschwindigkeit: ein Schild mahnt "Manatee Area" und unter dem Schriftzug ist auch ein Manati, eine Seekuh, abgebildet. Etwa 3300 von diesen großen, gutmütigen, aber recht scheuen Meeressäugern soll es in ganz Florida geben. Dass die Pflanzenfresser extrem scheu sind, glaubt man sofort, denn zu Gesicht bekommt man sie nur ganz selten.

An der Decke der Bar kleben Dollarnoten


Das kleine Eiland Cabbage Key, das nur per Boot erreicht werden kann, ist ein beliebter Stopp, um sich die Beine auf einem Naturpfad zu vertreten, um den hölzernen, weiß gestrichenen Wasserturm zu erklimmen und die Aussicht auf umliegende Inseln zu genießen oder sich zu stärken. Gleich beim Dock gibt es ein paar "historische" Cottages und ein Inn, das mit einem Restaurant und einer Bar aufwartet. Anfang der Vierzigerjahre hatten Fischer die Sitte eingeführt, ihren letzten Dollar zu unterschreiben und mit einem Klebestreifen an der Zimmerdecke anzubringen. So hätten sie beim nächsten Besuch, auch wenn der Fang schlecht ausfiel und sie knapp bei Kasse waren, Geld für ein Bier. Einer hatte den Anfang gemacht, heute kleben permanent etwa 30.000 Dollarscheine an Decke und Wänden der "Dollar Bill Bar" und rund 7000 davon fallen jährlich zu Boden und werden an karitative Einrichtungen gespendet.
Mit allerhand Seemannsgarn unterhält Ted, ein gut genährter Mittfünfziger mit Baseballcappy, T-Shirt, Shorts und Sonnenbrille seine Gäste, die mit der "Tropic Star" weiter wollen, nach Cayo Costa, Boca Grande oder Pine Island. Er steuert die Fähre durch eine enge Passage in eine kreisrunde Sackgasse, die vollständig von Mangroven ausgekleidet ist. Wäre doch sicher seinem Trinkgeld recht zuträglich, sollten seine gut gelaunten Fahrgäste hier auch noch ein Manati zu Gesicht bekommen. Er stellt den Motor ab. Die "Tropic Star" gleitet lautlos noch ein paar Meter weiter. Gespanntes Glotzen. Doch die etwa 50 Passagiere sehen nur ein paar "Mullets" (Meerbarben), die aus dem Wasser springen. Auf vereinzelten Mangrovenästen hocken Reiher und Ibisse. Von bis zu 4,50 Meter langen "Manatees" keine Spur. Oder doch?




Krokodile oder Alligatoren?


Da hinten, da treibt doch was im Wasser... "Ist das ein vielleicht ein Krokodil?" fragt einer. Ted weiß Rat. Krokodile bevorzugen Süßwasser, es kann sich also maximal um einen Alligator handeln. Aber nein, das Reptil entpuppt sich als Baumstumpf. Glänzender hätte die Einleitung für Teds Scherzfrage nicht sein können: "Wie schnell muss man eigentlich schwimmen, um einem Alligator zu entkommen?" fragt er in die Runde. Einer, der den Witz wohl schon kennt, ruft laut: "Schneller als dein Freund!" und hat die Lacher auf seiner Seite. Selbst wenn eine Rundschwanzseekuh in diesem Gewässer gewesen wäre, sie hätte sich bei diesem Trubel an Bord nie gezeigt.
Dass es hier überhaupt so viele Inseln gibt, liegt einerseits an der schier unerschöpflichen Zahl von Muscheln, die vor Tausenden von Jahren die Ureinwohner in seichten Gewässer teilweise zu Hügeln aufschütteten und an einem Wunderwerk der Natur - den Mangroven: Manche grüne Flecken im Wasser sind nichts weiter als ein kleiner Mangrovenwald, ein dichtes Geflecht von hohen Stelzwurzeln, die als Schlickfänger dienen und nebenbei ein Mikro-Ökosystem an sich darstellen.

Kanutour durch Mangrovenwälder


Perfekt lässt sich das in den ruhigen, mäandernden Wasserarmen im Lovers’ Key State Park auf Black Island (gleich südlich von Fort Myers Beach) vom Kanu aus erleben. Das salzige Wasser ist hier, ganz anders als an den feinsandigen Golf-von-Mexiko-Stränden, nicht einladend klar und türkis. Nein, flaschengrün und trüb ist hier das Nass, was an dem Tannin liegt, Gerbsäure, die die Mangroven absondern.



Betsy Clayton, unser Guide für die nächsten zwei Stunden, erwartet uns an einer seichten Uferstelle, wo sie schon die Seekajaks bereitgelegt hat. Ein Schild warnt vor dem Schwimmen in diesem Gewässer: Alligatoren! Doch Betsy, von Beruf „Waterways Coordinator“, klärt auf: Wenn man hier Alligatoren zu Gesicht bekommt, dann seien sie gerade auf Wanderung. Die Reptilien halten unsere quietschgelben Kajaks wohl für große Raubtiere. Deshalb verstecken sie sich, indem sie ins Wasser gleiten – was wiederum von den Paddelnden falsch interpretiert würde und regelmäßig in spitzen Aufschreien mündet ...
Auch Schlangen gäbe es hier so gut wie gar nicht beruhigt Betsy, während wir über das etwas brackig-düstere Wasser gleiten. Wie Alligatoren bevorzugen sie Süßwasser. Und was ist mit Manatis? „Mit Glück werden wir eine Seekuh sehen“, meint unser Guide, „doch die sind sehr scheu – man stößt auf sie bei nur vielleicht bei einem von vier Ausflügen.“ Betsy meint, man sähe eigentlich nur ihre Nasenlöcher. Ihr Rat: „Haltet mal Aussicht nach etwas, dass wie eine haarige Kartoffel aussieht.“
So paddeln wir in diesen Plastikkajaks, mit der spiegelglatten Wasseroberfläche sozusagen auf du und du, bewundern die springenden „Mullets“, die Eleganz, mit der ein Fischreiher von einem Mangrovenast abfliegt, einen weißen Ibis, Pelikane, Möwen und andere Küstenvögel. Betsy schwärmt von den rund 190 Meilen, die man auf dem „Great Calusa Blueway“ mit Kanus zurücklegen kann, als plötzlich in etwa 40 Meter Entfernung sich ein dunkles Etwas für zwei Sekunden aus dem Wasser hebt. Dann, nach einer kurzen Pause noch mal. Die Wölbung eines dunklen, dicken, runden Körpers. „Oh, it’s a manatee“, entfährt es Betsy. Wir hören schlagartig auf zu paddeln. Jetzt bloß kein Geräusch mehr machen. Und tatsächlich: Wieder erhebt sich ein massiger, dunkler Rückenteil Nessy-gleich aus dem Wasser, gefolgt von einer mächtigen runden Flosse. Wir brauchen also nicht mehr nach haarigen Kartoffeln Ausschau zu halten.
Der Manati kommt geradewegs auf uns zu. Plötzlich lässt er sich nur ein paar Meter von uns entfernt blicken – und da: noch mal! „Es sind wohl zwei“, meint Betsy fachmännisch. Anscheinend haben unsere gelben Gefährte die Neugier der Seekühe geweckt, jedenfalls kommen sie näher und näher, stupsen sogar mal ein Kajak an.
Während ich auf meiner rechten Seite den langen, mächtigen Körper betrachte, der nun ein paar Zentimeter unter der Wasseroberfläche taucht, und entzückt auf die kräftige Schwanzflosse starre, spüre ich an meinem linken Unterarm plötzlich ein Anpusten und höre, wie ein zweiter Manati ausatmet. Der Halbtonner ist direkt am Rumpf meines Kajaks und saugt mit ihren wulstigen, irgendwie konturlosen Lippen an dem gelben Kunststoff herum. Ich schaue in seine – für diesen großen Körper – recht kleinen Augen, meine Hand gleitet ins Wasser und streichelt vertrauensvoll seinen Kopf. Der elefantenhautähnliche Körper ist alles andere als makellos glatt: Besonders der Rücken scheint für Algen durchaus interessant zu sein.
Eine gute Viertelstunde halten sich die beiden drei Meter langen Seekühe bei unseren Kanus auf, schwimmen um uns herum, tauchen unter uns durch, werden immer zutraulicher – ja, fast schon übermütig. Immer häufiger buffen sie an die Boote, heben ihre Köpfe aus dem Wasser um zu gucken, ob wir gucken.
Dann ziehen sie mit der Strömung der einsetzenden Flut Richtung Meer. Vielleicht sind ja noch ein paar nach haarigen Kartoffeln suchende Paddler unterwegs.

Quelle: http://www.welt.de/reise/article2615142/Wie-entkommt-man-eigentlich-einem-Alligator.html
 

MrMagoo

war mal in Florida
Das mit dem Versenden von Kokosnüssen find ich eine super Idee. Mal was anderes als Postkarten.....sf:
 

beckscity

Well-Known Member
Wie ich in Florida eine Kokosnuss frankierte

werde ich im Dezember versuchen:006:
Gruss aus der Nachbarschaft,auch wenn ich den Vergleich
mit der B75 von Dir nicht richtig verstehen kann.
Jochen
 

Claudia

Power-Mom und Moderatorin
Moderator
:Modedit:

...und weil wir dieses Thema und ein ähnliches heute schon hatten, habe ich sie mal zusammengeführt :0141: :001:
 

catweazlecat

Well-Known Member
Das mit dem versenden der Kokosnuss finde ich eine super Idee! leider findet mein Navi die Adresse nicht :-(
Kann mir mal jemand von euch sagen wo genau die Dame wohnt? Zu welcher Stadt gehört denn der Ort?
 

AnBen

Well-Known Member
Wir haben in diesem Jahr im April auf Sanibel Island im Postamt beobachten können, wie ein junger Mann 10-15 Kokosnüsse zur Versendung im Postamt aufgab. Der Postmitarbeiter hat die Adressetiketten, die der junge Mann vorbereitet hatte, einfach mit dem Tacker aufgeheftet und dann die Briefmarke draufgepappt ... ich war schon damals total fasziniert ... denn der Postmitarbeiter machte nicht im geringsten den Eindruck, als wenn das ganze eine ungewöhnliche Aktion für ihn wäre ... das probiere ich nächstes Jahr im Mai auch mal aus :001:
 
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