Ich bin ebenfalls der Meinung, dass diese Abstimmung keinerlei Tendenz über eine politische Richtung verdeutlicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass bei einer derartigen Befragung in der Bundesrepublik ein ähnliches Ergebnis erzielt werden würde.
Nun aber doch zum eigentlichen Ergebnis. Minarette werden von einem Großteil der Bevölkerung nicht gewünscht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Natürlich kann man das mit dem Neubau christlicher Kirchen ohne Kirchturm vergleichen. Allerdings wird ja hier nicht der Bau von Gebetsräumen anderer als der etablierten Glaubensrichtungen verhindert, sondern lediglich deren äußere Gestaltung. Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist doch aber viel wichtiger. Eine klare Mehrheit hat ihre Meinung manifestiert. Sicherlich ist es sehr einfach, hier laut aufzuschreien und wie du, lieber Jochen, von einer evtl. Manipulation der öffentlichen Meinung zu reden. Ist das nicht aber etwas einfach? Fakt ist doch nunmal, dass sich knapp 60 % der abgegebenen Stimmen eindeutig geäußert haben. Bei einigen Stimmen mag es hier zu einer Manipulation gekommen sein. Bei einem Ergebnis von knapp 60 % sehe ich allerdings eine breite Mehrheit, die sich gegen Minarette ausgesprochen hat. Und das sollte man würdigen und beachten.
Ich finde es aber ansatzweise doch etwas vermessen, im guten Glauben zu denken, dass 57,5 % so leicht manipulierbar und somit einem beweisen, dass sie eigentlich zu doof sind, an Abstimmungen teilzunehmen bzw. nicht in der Lage waren, sich eine eigene Meinung zu bilden. Nicht alle Ergebnisse einer Abstimmung passen in unser persönliches Lebensbild. Damit hat man aber umzugehen und es auch zu aktzeptieren. Wenn einem persönlich dieses Abstimmungsergebnis nicht paßt, dann muss man sich halt in seiner eigenen Freizeit um Aufklärung der "Mehrheit" kümmern und sehr viel Zeit investieren. Ob es hilft, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Ich persönlich finde dieses Ergebnis nicht so dramatisch, wie es momentan in der Presse ausgeschlachtet wird. Hier geht es schließlich nicht um eine Einschränkung der Religionsfreiheit und ihrer Ausübung, sondern um eine bauliche Einschränkung der äußeren Gestaltung einer Moschee. In Düsseldorf z.B. ist es noch nicht so lange her, dass protestantische Kirchen nicht in erster Reihe stehen durften, sondern auf dem Hinterhof verbannt wurden (siehe Berger Kirche und Neanderkirche). Ob ich nun in erster, zweiter oder dritte Reihe bete, schränkt mich in meinem persönlichen Leben eher weniger ein. In heutiger Zeit wäre eine derartige Bauvorschrift nicht mehr durchzusetzen, wir alle haben uns verändert und eine Entwicklung in eine andere Richtung absolviert.
Eine ansatzweise regionale Diskussion findet auch in diesem unserem Lande regelmäßig statt, wenn es um den Neubau von Moscheen geht (siehe Köln). Und da geht es nicht nur um die Frage, ob ein Minarett erlaubt sein sollte oder nicht, sondern um Größe und äußere Gestaltung des Bauwerks an sich. Das sind weitaus umfangreichere Diskussionen, die dann stattfinden. Hat es hierzu einen bundesweiten Aufschrei gegeben? Nein - hat es nicht. Weil es politisch nicht erwünscht ist und sich die Presse wohl aus diesem Grund auch gerne zurückhält. Ich persönlich habe allerdings oft den Eindruck, dass hier bei uns gerne nach dem Motto "Das nicht sein kann, was nicht sein darf" verfahren wird. Manchmal scheint es doch ganz interessant zu sein, Volkes Stimme und Meinung in Zahlen mitzubekommen und sich nicht abgehoben nur mit den höheren Weihen der Politik zu beschäftigen, ohne dass einen Wählers Meinung kümmert.