1000. Todesurteil vollstreckt!

BiMi

Well-Known Member
Moderator
Am 2.12.05 wurde in North Carolina das 1000. Todesurteil vollstreckt. Aus diesem Grund, wollen wir mit euch über die Todesstrafe diskutieren.

Wie ist eure Meinung dazu?

Da es sich hier um ein sehr emotionales Thema handelt, bitte ich euch nachdrücklich um einen fairen Umgang! Danke!
 
G

Gus

Guest
Ich persoenlich bin dafuer, wenn klar bewiesen ist, dass die verurteilte Person das Verbrechen auch wirklich begangen hat. Ob ich selbst in einem solchen Fall Juror oder Richter sein moechte, wuerde ich mit nein beantworten.
 

admin

Administrator
Teammitglied
Ich für meinen Teil bin ein absoluter Gegner der Todesstrafe.
Es gibt eine Reihe von (in meinen Augen) gute Gründe, dagegen zu sein:

  • Eigentlich ist die Todesstrafe keine Strafe, sondern schlicht und ergreifend Rache - damit stellt sich in meinen Augen die Gesellschaft, die die Todesstrafe durchführt auf die gleiche moralische Stufe wie der Täter. Auge um Auge, Zahn um Zahn mag vielleicht für Neandertaler oder Mittelalter akzeptabel gewesen sein, heute sollten wir uns da doch ein bißchen weiterentwickelt haben. Eine Strafe ist nur die Wartezeit bis zur Hinrichtung - das dafür aber eine ziemlich unmenschliche.
  • Die Todesstrafe ist keine Abschreckung. Kein Täter, der eine solche Strafe erwartet begeht die Tat mit dem Hintergedanken, erwischt und bestraft zu werden. Sie wird nicht mit einkalkuliert. Und die Zahlen belegen ja auch ganz eindeutig, das in Staaten mit Todesstrafe (schon nur innerhalb der USA) die Gewalttaten nicht weniger sind.
  • Das für mich schwerwiegendste Argument: Wenn nur ein einziger zu Unrecht hingerichtet wird (und das gab es ja auch in den USA zur Genüge) ist für mich das ganze System unakzeptabel, da diese Entscheidung irreversibel ist. Und gerade in den USA mit ihrem mehr als dürftigen Rechtssystem, in dem Laien (Geschworene) so eine Entscheidung treffen dürfen sind solche Fehlurteile ja ganz besonders zu erwarten.
Das wir uns hier nicht falsch verstehen: Ich bin absolut nicht für so eine lasche Justiz, die aales entschuldigt und viel zu milde Strafen ausspricht - das geht mir hier auch oft auf den Keks, obwohl gerade in den letzten Monaten Anzeichen der Besserung erkennbar zu sein scheinen. Ich denke aber. eine lebenslange Haft (auch wenn sie "nur" 25 Jahre dauern sollte) ist letztlich eine größere Strafe als der Tod.

Es gibt heute noch ca. 75 Staaten, in denen die Todesstrafe ausgesprochen werden kann, im Jahre 2002 fanden 81% der Exekutionen in den Staaten China, Iran und den USA statt. Möchten die USA sich wirklich mit diesen Staaten auf eine humanitäre Ebene stellen?
Noch erschreckender ist folgende Erhebung: In 17 Staaten der USA können bereits Jugendliche ab 16 Jahren zum Tode verurteilt werden. Dies wird außer in den USA nur noch im Iran, Jemen, Kongo, Nigeria, China, Pakistan und Saudi-Arabien durchgeführt. Der Staat, der seit 1990 mehr Hinrichtungen an Mitgliedern dieser Altersgruppe durchgeführt hat als alle 7 anderen zusammen sind die USA. Wahrlich nichts, worauf man stolz sein könnte, finde ich....

Mal ganz abgesehen davon, dass damit gegen eigene Gesetze verstoßen wird:
Sowohl 1988 als auch 1989 entschied der Oberste Gerichtshof der USA, dass die Hinrichtung von Verurteilten, die zum Zeitpunkt der von ihnen begangenen Straftat unter 16 Jahre alt waren, der Verfassung widerspricht. Im August 2002 saßen in fünfzehn US-Bundestaaten insgesamt 82 Straffällige in den Todestrakten, die zur Tatzeit noch keine 18 Jahre alt waren.
Seit 1990 sind in sechs US-Bundesstaaten 19 minderjährige Straftäter hingerichtet worden. Einer war zum Tatzeitpunkt 16, alle anderen waren 17 Jahre alt. Elf Hinrichtungen fanden in Texas statt, dem Bundesstaat, der ohnehin die meisten Exekutionen seit 1977 verzeichnete.
Sowohl 1988 als auch 1989 entschied der Oberste Gerichtshof der USA, dass die Hinrichtung von Verurteilten, die zum Zeitpunkt der von ihnen begangenen Straftat unter 16 Jahre alt waren, der Verfassung widerspricht. Im August 2002 saßen in fünfzehn US-Bundestaaten insgesamt 82 Straffällige in den Todestrakten, die zur Tatzeit noch keine 18 Jahre alt waren.
[FONT=Arial Rounded MT Bold,sans-serif]Seit 1990 sind in sechs US-Bundesstaaten 19 minderjährige Straftäter hingerichtet worden. Einer war zum Tatzeitpunkt 16, alle anderen waren 17 Jahre alt. Elf Hinrichtungen fanden in Texas statt, dem Bundesstaat, der ohnehin die meisten Exekutionen seit 1977 verzeichnete. [/FONT]

Immerhin hat sich dies seit diesem Jahr geändert:
Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Die Verhängung der Todesstrafe für Verbrechen, die von Personen begangen werden, die zum Zeitpunkt der Tat das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ist verboten. Am 01.03.05 hat der Oberste Gerichtshof der USA die Todesstrafe für minderjährige Straftäter verboten. Die Begründung lautete dass die besondere Grausamkeit der Strafe gegen die amerikanische Verfassung verstösst.
Dies legt auch das Übereinkommen über die Rechte des Kindes (Kinderrechtskonvention) fest. 192 Staaten – also alle Mitgliedsländer der Vereinten Nationen außer Somalia und den USA – sind Vertragsparteien dieser Konvention. Ein Beitritt Somalias scheiterte bislang daran, dass das Land keine handlungsfähige Regierung hat.

Quelle: Amnesty international Deutschland

Hinzu kommt auch noch, dass die Todesstrafe relativ willkürlich verhängt zu werden scheint (nur 1% der in Frage kommenden Straftäter in den USA werden zum Tode verurteilt), dass ganz offensichtlich ethnische Zugehörigkeit eine Rolle spielt und das man nur in den USA seit 1973 119 Menschen, die bereits zum Tode verurteilt waren wegen erwiesener Unschuld oder zumindest erheblichen Zweifeln an der Schuld wieder freigelassen hat.

Das alles macht die Todesstrafe für mich persönlich undenkbar - darüber hinaus würde ich selbstverständlich von jedem Richter, Staatsanwalt und Geschworenem verlangen, bei der staatlich sanktionierten Tötung des Delinquenten anwesend zu sein - das würde sicher auch einige Todesurteile weniger zur Folge haben.

Gruß

Jochen
 
M

manu

Guest
ich hatte ja schon einmal irgendwo hier vor langer zeit berichtet von einem bekannten von mir der am hellen tag in Darmstadt abgestochen wurde und der taeter davon kam in dem er "therapie" machen musste und jetzt nach 10 Jahre wieder auf freiem fuss ist. NA TOLL:006:
 

Caloosa

Well-Known Member
manu schrieb:
ich hatte ja schon einmal irgendwo hier vor langer zeit berichtet von einem bekannten von mir der am hellen tag in Darmstadt abgestochen wurde und der taeter davon kam in dem er "therapie" machen musste und jetzt nach 10 Jahre wieder auf freiem fuss ist. NA TOLL:006:

das ist absolut kein argument für oder gegen todesstrafe, liebe manu.

danke jochen - du hast mir mit deinen zeilen aus der seele gesprochen.

gott sei dank bin ich kein geschworener in den usa... ich würde mich immer und ohne ausnahme gegen die todesstrafe aussprechen - etwas anderes könnte ich mit meinem gewissen nicht vereinbaren.
 
M

manu

Guest
Caloosa schrieb:
das ist absolut kein argument für oder gegen todesstrafe, liebe manu.

danke jochen - du hast mir mit deinen zeilen aus der seele gesprochen.

gott sei dank bin ich kein geschworener in den usa... ich würde mich immer und ohne ausnahme gegen die todesstrafe aussprechen - etwas anderes könnte ich mit meinem gewissen nicht vereinbaren.

stimmt GENERELL ist es keins aber in dem Fall fuer mich waere es schon.
Stell Dir vor es waere Dein Bruder, Vater etc. gewesen der so einfach mal so eben "abgeschlachtet" wurde ohne jeglichen Grund, der kannte den Taeter noch nicht mal und dann kommt der Taeter so davon? Also ich glaube wuerde den dann selber abmurksen!:0096:

Aber generell denke ich Todesstrafe oft waere es besser wenn man die Taeter in ein absolutes Hammer Gefaengnis stecken wuerde in dem sie bei jedem Duschgang die Seife aufheben muessen und dann mal "richtig" rangenommen werden :002: vor allem die Sexuellen Straftaeter.

Aber z.b. der Murderer von Carly Brucia in Sarasota, ich versteh die Mutter die sagt, bevor der nicht Tot ist hat sie keine Ruhe.

Ich denke es kommt auf den fall an. Also generell bin ich Pro Death Row!
 

Nele

Well-Known Member
Ich bin eigentlich dagegen, weil niemand das Recht haben sollte, einen anderen zu toeten.
Aber wenn es sich z.B. um den Moerder des eigenen Kindes handeln wuerde......
Da kaeme ich wieder ins Gruebeln. Nicht nur aus Rachegedanken, sondern damit er das nie wieder tun kann.

Ich habe in D miterlebt, wie eine gute Bekannte brutal umgebracht wurde.
Von ihrem Ehemann, der sie wohl nur geheiratet hatte, um eine Aufenthaltsgenehmigung fuer D zu bekommen.
Sie war Mutter 2er Kleinkinder. Die wachsen nun als Vollwaisen auf. Sehen, fuehlen ihre Mutter nie wieder.
Der Taeter hat die Chance, nach 15 Jahren wieder ein neues Leben anzufangen.
 
G

Gus

Guest
Gut alle ausser Manu und mir sind dagegen. Habt Ihr eine Loesung und was sagt Ihr z.B. den Verwandten eines Opfers? Aber ich glaube ich bin im falschen Forum. Ich werde Amerika deswegen nicht auf die Stufe von einigen genannten Laendern stellen, da wir von dort nur teilweise die wirklichen Zahlen erfahren. Aber leider muss ich feststellen, dass auch hier zu gerne ueber Amerika geschimpft und hergezogen wird. Ich liebe das and und die Menschen und hoffe hier meine restlichen Jahre verbringen zu koennen. Das heisst nicht, dass ich alles durch die rosarote Brille sehe. In diesem Sinne weiterhin viel Spass beim USA kritisieren, ist ja speziell von der anderen Seite des Atlantik pupulaer.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

BettyBlue

Well-Known Member
Mit der Todesstrafe tu ich mich extrem schwer. Aber doch tendiere ich mehr zu Mitleid mit dem Opfer als dem Taeter. Was mich davon abhaelt die Todesstrafe generell zu befuerworten sind eben Faelle in denen die Schuldfrage nicht 100% geklaert werden konnte bzw. die schon vorgekommenen Fehlurteile. Im Zeitalter der DNA jedoch sollte dies soweit wie moeglich auszuschliessen sein. In meinen Augen hat sich ein Taeter der das Leben unschuldiger Opfer ausloescht oder auf die Opfer auf grausamste Art und Weise quaelt, das Recht auf ein weiteres Leben verwirkt. Insofern stehe ich wohl auf Gus Seite.
 
M

manu

Guest
Nele schrieb:
Ich bin eigentlich dagegen, weil niemand das Recht haben sollte, einen anderen zu toeten.
.

aber das widerspricht sich doch, denn wenn einer jemanden TOETET hat er sich doch auch das "recht" rausgenommen denjenigen zu toeten?!:009:
 

Nele

Well-Known Member
manu schrieb:
aber das widerspricht sich doch, denn wenn einer jemanden TOETET hat er sich doch auch das "recht" rausgenommen denjenigen zu toeten?!:009:


Eben, eigentlich bin ich aber der Meinung, dass sich der Staat gerade nicht auf die gleiche Stufe stellen darf.
Nur, wenn ich die Angehoerigen eines Opfers sehe, wankt mein Standpunkt.
Ich bin da wirklich unentschlossen.
 
M

manu

Guest
Nele schrieb:
Eben, eigentlich bin ich aber der Meinung, dass sich der Staat gerade nicht auf die gleiche Stufe stellen darf.
Nur, wenn ich die Angehoerigen eines Opfers sehe, wankt mein Standpunkt.
Ich bin da wirklich unentschlossen.

nee wenn es 100 pro bewiesen ist, tut mir leid HABE ich KEINERLEI mitgefuehl mit dem opfer und da sollte der staat dann doch seine "power" asufuehren! wo kaemen wir denn hin, wenn jeder so einfach davon kommt, glaub ich gaeb es vielleciht noch viel mehr morde hier in den USA
 

Nele

Well-Known Member
Am 7. Februar 2005 wurde mitten in Berlin auf offener Straße die 23-jährige Kurdin Hatun Sürücü durch drei Schüsse in den Kopf getötet. Wenige Tage später verhaftete die Polizei drei ihrer Brüder. Der Verdacht: Sie sollen den Mord begangen haben, weil ihre Schwester gegen die Ehre der Familie verstoßen habe. Hatun Sürücü hatte schon Jahre zuvor das Kopftuch abgelegt, sie kleidete sich wie ihre Berliner Freundinnen und lebte viele Monate mit einem deutschen Freund zusammen. Die Familie hatte ihren Lebenswandel missbilligt, nach den Ermittlungen der Polizei sollen ihre Brüder sie in den Jahren zuvor bedroht und auch misshandelt haben.

Kurz nach der Tat rechtfertigten junge Türken an einer Neuköllner Schule den Mord mit den Worten, sie habe gelebt wie eine Deutsche. Obwohl es schon der fünfte Ehrenmord in wenigen Monaten allein in Berlin war, schreckte erst dieser Spruch die deutsche Öffentlichkeit richtig auf. Greifen junge Türken der dritten Generation, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und das Heimatland ihrer Eltern und Großeltern bestenfalls aus den Ferien kennen, auf Traditionen zurück, die längst überwunden schienen?

WDR-Autor Gert Monheim hat nach möglichen Hintergründen für die Tat gesucht. Es ist ihm als bisher einzigen Journalisten gelungen, ein Interview mit Kerem Sürücü, dem Vater der Familie aufzunehmen. Außerdem hat er ein Gespräch mit einem Bruder Hatuns, gegen den inzwischen nicht mehr ermittelt wird, geführt. Darüber hinaus zeigt der Film bisher unveröffentlichtes Videomaterial von Hatun und ihrem jüngsten Bruder, der sie nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ermordet haben soll. Wurde der Mord vorher in der Familie beschlossen und der jüngste, zur Tatzeit erst 18-jährige Sohn damit beauftragt, weil er die geringste Strafe zu erwarten hat? Oder sind die drei angeklagten Brüder, die seit 7 Monaten in Untersuchungshaft sitzen, von islamistischen Fanatikern zu dem Mord gedrängt worden?

Die drei Brüder Hatuns werden am 14. September vor der 18. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts angeklagt, ihre Schwester getötet zu haben, weil sie sich von den traditionellen Wertvorstellungen ihrer Familie losgesagt habe.
Quelle:GermanTV

Was ist da eine "gerechte" Strafe??
 
M

manu

Guest
Nele schrieb:
Quelle:GermanTV

Was ist da eine "gerechte" Strafe??
Gerecht? Nun wenn schon keine Todesstrafe fuer die 3 dann zumindest Lebenslang wuerde ich fuer gerecht halten. Jemand der jemanden toetet, sei es aus glaubensgruenden oder nicht, finde ich hat auch kein recht auf ein leben ausserhalb des knasts!:0141:
 
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