Die lieben Sitznachbarn.... Da kann man schon interessante Bekanntschaften machen. Manche davon möchte man lieber nicht wieder treffen...
Ich bin im Mai beruflich in Lissabon gewesen und Germanwings waren die einzigen, die einen Direktflug angeboten haben. Unser Reisebüro mir also wie immer einen Fensterplatz gebucht, noch dazu in einer der georderten Reihen mit mehr Beinfreiheit. So ziemlich als letztes steigt ein älteres Ehepaar der Kategorie Etepetete ein, sie den Mittelsitz in meiner Reihe, er den dahinter. Und los ging's. Er erklärt von hinten am Sitz rappelnd, dass die Haken am Vordersitz Kleiderhaken sind und man wunderbar die Jacke hinhängen kann. Sie also ihr feines Jäckchen zwischen sich und mir aufgehängt. Kein Problem, ich bin eher aus der entspannten Fraktion. Die Erklärungen nebst Sitzgerappel nahmen ihren Lauf. Irgendwann fängt sie dann an, sich lautstark darüber zu entsetzen, dass sie und ihr Gatte nicht nebeneinander sitzen. Wie doof das doch sei, und nebeneinander sei doch viel schöner und überhaupt blablabla.... Ich denk mir nur: soll sie doch anständig fragen und nicht dieses unterschwellige Verlangen, dass jetzt irgendwer zu tauschen habe. Da kann ich ja sehr taub sein...
Die Dame auf dem Gangplatz hat irgendwann dann doch nachgegeben, obwohl sie ihren eigentlichen Unwillen noch angebracht hat, weil auf dem Gangplatz auf der anderen Seite ihre Freundin saß. Also sitzen nun Herr und Frau Etepetete neben mir. Die Crew beginnt in luftiger Höhe mit dem Service und da für mich incl. Snack und Getränken gebucht wurde, wurde ich also namentlich angesprochen, was es für mich sein dürfte. Gewählt und bekommen. Frau Etepetete erstmal hektisch ihr Jäckchen auf die andere Seite gehängt, damit mein Käsebrötchen ja keine Berührungspunkte damit hat. Ich amüsiere mich innerlich sehr darüber... Da es aufgrund der dichten Wolkendecke unter uns absolut nichts zu sehen gibt, arbeite ich noch ein wenig am Tablet. Neben mir verrenkt man sich den Hals um die Wolkendecke mittels Röntgenblick zu durchschauen. Hmmmm, nix zu sehen, blöd. Wieder angelehnt. Kaffee gekauft, leergeschlürft, wieder Hals verrenkt. Immer noch nichts zu sehen. Sie sehr laut zu ihm: "Das ist ja auch immer dasselbe. Die am Fenster gucken nicht raus und spielen lieber an ihren Elektroniksachen rum und unsereiner würde gern was sehen und kann nicht. Dann sollen se sich woanders hinsetzen. Frechheit ist das." Ich weiterhin taub.... Das Gemeuter geht weiter, aber ich bin nicht gewillt, solchen Leuten nachzugeben. Also verrenkt man sich weiter. Nebenher sei bemerkt, dass unsere Pilotin bereits darauf aufmerksam gemacht hat, dass man aufgrund der Wolken nichts sehen könne. Aber irgendwo kann man sicher ein Loch erspähen und man liegt weiterhin halb auf meinem Tischchen. Irgendwann ist es mir zuviel und ich weise freundlich darauf hin, dass es fein wäre, wenn man mir zumindest meinen Platzanteil lassen wollte. Und außerdem gäbe es definitiv außer Wolken nichts zu sehen, ansonsten würde ich sicherlich nämlich auch rausschauen, das sei der Grund, weshalb ich einen Fensterplatz hätte. Außer einem tötenden Blick ignoriert man mich. Ok, nach weiteren gefühlten Stunden ist meine Geduld am Ende... Ich ziehe die Jalousien runter. Ende. :0391: Von da an herrschte Ruhe! Zu guter Letzt haben sie es nur unmittelbar nach der Landung sehr eilig und wollen unbedingt als erste den Flieger verlassen und am Kofferband stehen und das Gepäck in Empfang nehmen. Also schnell aufgesprungen, Jacken drüberziehen, Zeugs aus dem Gepäckfach reißen, dabei noch alle drumherum angerempelt und ab an die noch verschlossene Tür.... Herrlich, ich habe mich köstlich amüsiert, denn in Lissabon sind die Wege manchmal doch recht lang und die Koffer brauchen auch gern mal etwas länger, bis sie aufs Band fallen.... Viel Spaß beim Loshetzen und anschließendem Warten, dachte ich mir und besorge mir erstmal bei Starbucks einen Caramel Macchiato, mit dem ich gemütlich Richtung Kofferband schlendere...