Diffamierung statt Hoffnung oder Wahrheit statt Ideal?

Ali G.

Well-Known Member
Sarrazin contra Hessel. Diffamierung contra Hoffnung oder Wahrheit contra Ideal?

Nachdem auch hier über die Sichtweisen des Herrn S. diskutiert wurde, nachfolgend ein Kommentar mit - meines Erachtens - einigen interessanten Denkanstößen.


Sarrazin-Debatte

Im Land der Niedertracht

Von Jakob Augstein

In Frankreich wühlt ein Buch die Nation auf - es ruft zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und Menschenfeindlichkeit auf. In Deutschland wird ein Buch der Niedertracht zum Bestseller. Das ist beschämend.
"93 Jahre. Das ist ein bisschen wie die letzte Etappe. Das Ende ist nicht mehr fern." Mit diesen Worten beginnt ein schmaler Text, der zurzeit Frankreich aufwühlt.

Stéphane Hessel heißt der Autor, ein Diplomat und Dichter. Titel der Schrift: "Empört Euch!" Es ist kein Ruf an die Waffen. Hessel hat das KZ Buchenwald überlebt, er hasst die Gewalt. Aber es ist ein Aufruf zum Kampf. "Für eine Gesellschaft, auf die wir stolz sein können", schreibt Hessel.

Stolz ist ein wichtiges Wort im Leben der Nationen. Die Leute wollen stolz sein auf ihr Land. Die würdige Gesellschaft, sagt Hessel, ist diese: "Das Interesse der Allgemeinheit soll über dem Interesse des Einzelnen stehen, die gerechte Verteilung der Früchte der Arbeit soll wichtiger sein als die Macht des Geldes." Hessels Heft wurde in Frankreich in einer Auflage von 900.000 Exemplaren gedruckt. Es liegt an den Zeitungskiosken neben der Kasse. Die Leute kaufen es wie verrückt. Die Schrift eines Greises, der sie an ihr Gewissen erinnert. An ihre Werte. Und der sie zur Empörung aufruft gegen ein System, in dem Gewissen und Werte wenig zählen.
Die französische Bevölkerung ist um etwa ein Drittel kleiner als die deutsche. Die Auflage von Hessels Schrift ist für französische Verhältnisse etwa so hoch wie die Auflage eines anderen Buches, das in den vergangenen Monaten Deutschland aufgewühlt hat. Auch dieses Buch, das bestverkaufte deutsche Sachbuch aller Zeiten, handelt von der Sorge um die Gesellschaft. Auch diesem Buch lag eine Empörung zugrunde. Darin erschöpfen sich dann aber auch die Parallelen zwischen den Werken Thilo Sarrazins und Stéphane Hessels.

Worüber empört sich der Deutsche?

Die Fortsetzung und den ganzen Artikel gibt es bei Sarrazin-Debatte: Im Land der Niedertracht - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Quelle: Spiegel online
 
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Ali G.

Well-Known Member
Ich hatte nahezu den kompletten Kommentar gepostet, da diverse Statements enthalten sind. Ich wollte keine davon weglassen, wenn ich sie schon zur Disposition stelle.
 
J

Jochen

Guest
Ich hatte nahezu den kompletten Kommentar gepostet, da diverse Statements enthalten sind. Ich wollte keine davon weglassen, wenn ich sie schon zur Disposition stelle.

Das ist schon klar, da ist nur das Problem mit dem Copyright: Komplett übernommene Artikel sind nicht statthaft und abmahnungswürdig, Teilausschnitte mit Verlinkung zum kompletten Originaltext unbedenklich.
 

Ali G.

Well-Known Member
Hier ein ausführliches Interview mit Stéphane Hessel zu seinen Ideen:

Protest

"Werdet militant"

Der 93-jährige ehemalige französische Widerstandskämpfer und Autor Stéphane Hessel über seine Streitschrift "Empört euch!", die zum friedlichen Aufstand gegen die herrschenden Verhältnisse aufruft, und über seine Rolle als Held einer unzufriedenen Jugend

SPIEGEL: Monsieur Hessel, Ihre kleine Streitschrift "Empört euch!" hat in Frankreich und darüber hinaus ein gewaltiges Echo ausgelöst. Haben Sie damit eine Lunte der Revolution gelegt?

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Hessel:
Das war gewiss nicht meine Absicht, auch wenn mein Appell inzwischen tatsächlich brennt wie eine Pulverschnur. Bald eine Million verkaufter Exemplare, dazu Übersetzungen in der ganzen Welt! Dieser Erfolg hat mich völlig überrascht, es ist so etwas wie ein gesellschaftliches Massenphänomen geworden. Eigentlich misstraue ich der revolutionären Versuchung, die immer eine Gefahr darstellt. Aber zugleich bewundere ich den Kampfesmut der zeitgenössischen Nachfolger von Louis Auguste Blanqui und Michail Bakunin, jenen Anarchisten des 19. Jahrhunderts, die auf ihre Weise ein Fanal setzen wollten.

SPIEGEL: Sehen Sie sich in deren Nachfolge?

Hessel:
Mein Buch ist keine große Sache, vielleicht die erste Stufe einer Rakete, ein Weckruf an das Bewusstsein. Die Broschüre ist ja eher zufällig entstanden.

SPIEGEL:
Wie denn?

Hessel:
Nach einem Gespräch mit meiner Verlegerin Sylvie Crossman, die sich ansonsten sehr für buddhistische Lehren und die Weisheiten der australischen Ureinwohner interessiert. Sie meinte, in meinem biblischen Alter und aufgrund meiner gelebten Erfahrung als französischer Widerstandskämpfer sowie als Mitarbeiter an der Uno-Erklärung der Menschenrechte hätte ich etwas zu sagen, was unsere heutige Gesellschaft angeht.

SPIEGEL:
Ein Vermächtnis für die Jungen?
...............
Quelle: Spiegel online

HIER das ganze Interview.
 
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