So schlimm, als Herausforderung, war der Trip eigentlich nicht. Gefragt waren totale Gelassenheit und Geduld. Wir hatten nichts geplant, ausser, dass ich zwei Tage vor Rueckflug in San Jose ankommen wollte, als Zeitpuffer sozusagen.
Ich war ueberrascht, wie reibungslos alles ging. Pro Zoll, Hafen und Grenzen maximal 2 Stunden. Also angefangen, den Wagen in Belize aus dem Zollhafen zu kriegen und jeder weitere Grenzuebergang: Belize-Guatemala, Guatemala-El Salvador, El Salvador-Honduras, Honduras-Nicaragua, Nicaragua-Costa Rica.
Da der Wagen nicht endgueltig in Belize einegfuehrt wurde, fiel nur eine Transitgebuehr von ca 200 Dollar an. Darin enthalten waren auch die Abfertigungsgebuehren und Standzeit auf dem Zollgelaende. Vorab hatte ich einen Customs Broker beauftragt, Bert Bradley. Der hat fuer 185 Dollar den Papierkram erledigt. Die Fahrzeugueberfuehrung ging mit Hydeshipping von Ft. Lauderdale, 670 Dollar. Dafuer musste ich in Berlin noch ein POA (Power of Attorney) im Konsulat in Berlin notariell beglaubigen lassen. Den habe ich dann per Post nach Miami geschickt, wo er 3 Wochen nicht ankam. Der Fahrzeugbrief war auch mit im Umschlag. Der Trip war fuer mich eigentlich schon gecancelt, da sogar trotz Suchauftrag bei der Deutschen Post der Brief nicht auffindbar war. Ein paar Tage vor Verschiffung kamen die Sachen dann aber gerade noch rechtzeitig an. Ein Freund hat den Wagen fuer mich von Key Largo nach Ft. Lauderdale zum Port Everglades gefahren.
OHNE die Eintragung auf den eigenen Namen waere der Trip ueberhaupt nicht moeglich gewesen. An jeder Grenze wurde der KFZ-Brief/Title genau untersucht. Inzwischen sieht der schon ziemlich abgegriffen aus.
Bei jeder Grenze immer das selbe Prozedere: Kopien, Kopien, Kopien!!!!!! Von moeglichst allem in 3-facher ausfertigung. Und dann warten. Alles immer 2 Mal: Ausreise-Grenzueberschreitung-Einreise. Mal musste man eine Zusatzversicherung abschliessen, mal nicht. Fuer ein paar Dollar, von 5 bis 20, haben wir inoffizielle Helfer in Anspruch genommen. Die stuermen erst auf einen zu und wirken total aufdringlich, hat man sich aber fuer einen entschieden, laeuft alles ruhig und glatt ab. Eigentlich brauchte man die nicht unbeding, aber das Geld war es wert, dass man dann seine Ruhe hatte.
Ist alles erledigt, hat das Fahrzeug eine max. Aufenthaltsdauer von 90 Tagen pro Land. Bevor die verstrichen sind, sollte man schnell ueber eine Grenze und dann wieder einreisen.
Insgesamt waren die Leute dort sehr freundlich und ueberhaupt nicht Gringos gegenueber voreingenommen. Ich hatte eigentlich schmierige, korrupte, schwitzende, unrasierte Grenzbeamte erwartet. Alles sehr gut organisiert und auch EDV-maessig auf dem neuesten Stand, so schien mir. Nur ein paar Mal wurden wir erpresst: Fuer 20 Dollar mussten wir einen Zoellner bestechen, der meinte er wuerde dafuer auf ein sehr langwieriges, gruendliches Filzen des Wagens verzichten. Ein anderes Mal hatte ich beim Ueberholen eine durchgezogene Linie ueberquert und wurde in einer Mausefalle erwischt. 200 Dollar mit Quittung und total kompliziertem Bezahlen des Strafzettels bei nur einer speziellen Bankfiliale in der Hauptstadt Nicaraguas, also 1,5 Stunden hin und nochmal zurueck unter Einbehaltung von Pass und Fuehrerschein, oder..........180 Dollar ohne Quittung bar auf die Hand des Polizisten!!!!
Uebrigens ist man deutlich als Exot zu erkennen. Wir haben kaum Gringos in Privatautos gesehen. Nochnichtmal viele Touris in Mietwagen. Junge Backpacker allerdings eine ganze Menge. Die haben mir an den Grenzuebergaengen immer so Leid getan, mit dem ganzen Gepaeck, schwitzend in den Warteschlangen. Die waren ja hauptsaechlich in Bussen unterwegs, mussten aber wie jeder andere auch einzeln abgefertigt werden.
OHNE Spanischkenntnisse wuerde ich auch von dem Trip abraten. Ich spreche zwar kein Spanisch, aber mit meinem Portugiesisch kam ich extrem gut durch. Dadurch wirkt man nicht komplett hilflos und hat den Ueberraschungseffekt auf seiner Seite. Hat auf jeden Fall in ganz vielen Situationen das Eis gebrochen.
Im Prinzip sind wir komplett unvorbereitet losgefahren. Ich hatte nur eine Strassenkarte in Transparentfolie eingeklebt und das wars. Kein GPS oder Navi. Total oldschool. Aber verfahren kann man sich ja auch nicht grossartig, immer auf der Panamericana bleiben.
Geld war auch kein Problem, haben wir immer am Automaten bekommen. Vielleicht nicht immer der beste Kurs, aber was solls. In El Salvador und Costa Rica konnte man sogar waehlen, einheimische Waehrung oder US-Dollar. Auf jeden Fall sollte man IMMER US-Dollar Reserven dabei haben.
Strassen waren uebrigens erstaunlich OK, nicht wirklich gut, aber eben OK. Ist alles eine einspurige Landstrasse, was das Ueberholen ein wenig haarig macht, zumal die Panamericana ja die einzige Hauptverbindungsader ist und ALLES dort unterwegs ist. War aber erstaunt, dass der Verkehr verhaeltnismaessig ueberschaubar war.
Auf den Verkehr muss man sich einstellen. Es ist mit allem zu rechnen.
Mein Wagen ist ein Chevrolet. Nicht ideal, da in der Region kaum verbreitet. Toyota waere eigentlich geeigneter, was Ersatzteile angeht. Ansonsten ist der Pickup Silverado 1500 super gefahren. Bremsbelaege und ABS-Kabel sind zwar jetzt hinueber, aber habe schon einen Termin in San Jose, Costa Rica, wo der Wagen gerade auf einen bewachten Parkplatz, eingemottet unter einer Plane auf mich wartet.
Touristisch war das ganze ein Roadtrip. Viele, viele Eindruecke in sehr kurzer Zeit, alles in Zeitraffer sozusagen. Wir hatten nur ein paar nennenswerte Stops, die Ruinen der Maya in Tikal (Guatemala), dann ein sehr schoener Stop in Flores, El Salvador (
El Salvador Luxury Beach Hotels - Las Flores Luxury Beach Hotel, Surf Resort and Spa), dann ein paar Naechte in Popoyo (
Welcome to Magnific Rock Hotel Popoyo, Nicaragua surf camp, daily eyeball surf report and yoga retreat - Magnific Rock Hotel Popoyo) und zuguterletzt San Jose in Costa Rica, die Kroenung, nach den ganzen Strapazen:
San Jose Costa Rica Hotels | Marriott Luxury Hotel San Jose Costa Rica . In der Regel haben wir aber eher einfach uebernachtet. Es war eine gute Mischung aus Fahrt und Erholung!!!!
Im Juni fliege ich wieder fuer 2 Wochen dorthin. Nur wegen den Wellen uebrigens!!! Unterm Strich koennte man sich fragen, ob sich der Aufwand lohnt oder nicht und ob man nicht lieber einen Mietwagen genommen haette. Mieten ist sehr teuer und man hat bei weitem nicht diese Freiheit. Vielleicht ist meine Variante teurer, aber das Erlebnis war "priceless". Und die Reise hat auch erst angefangen. Dieses und das naechste Jahr bleibt der Wagen dort in der Region. Ich habe Zeit, alle zwei Monate dort von Rio de Janeiro aus hinzufliegen. Bis Ende 2015, dann werde ich mich ueber Mexiko nach Kalifornien aufmachen. Yeeeeew!!!!!!
Ich hoffe, ich konnte mich mit meinem kleinen Reisebericht fuer die vielen anderen Reiseberichte hier im Forum revanchieren!