Helikopterflüge in New York

Ali G.

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In New York sind wieder Linien-Hubschrauber zwischen der Stadt und den großen Flughäfen unterwegs. Von Andreas Spaeth



Zeitgewinn: In nur neun Minuten bringen die Helikopter ihre Passagiere von der New Yorker City zum Flughafen – der grandiose Ausblick ist die Zugabe. Foto: Laif
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Dem kleinen Terminal unter einer großen Highwaybrücke fehlt jeder Glamour, fast mutet die düstere Vorfahrt an Manhattans East Side wie aus einem Gangsterfilm an. Doch tatsächlich steht dieser schlichte Fertighauskomplex für die eleganteste Methode, die New Yorker City zu erreichen und wieder zu verlassen: per Linien-Hubschrauber. Denn seit kurzem werden wieder regelmäßige Helikopterflüge zu den großen Flughäfen John F. Kennedy (JFK) und Newark Liberty International angeboten; Start- und Landeplätze sind der Midtown Manhattan Heliport und der Downtown Heliport nahe dem Battery Park an der Südspitze.

25 Kilometer Flug in neun Minuten

Hubschrauber-Transfers hatte es in New York seit gut 15 Jahren nicht mehr gegeben - Proteste der Anwohner gegen Lärm, Sicherheitsprobleme und Überfüllung der Luftkorridore waren die Gründe; und nach dem 11. September 2001 war daran ohnehin nicht mehr zu denken.

Bis es jetzt das Unternehmen US Helicopter nach langwierigen Verfahren schaffte, die US-Transportsicherheitsbehörde TSA dafür zu gewinnen, dezentrale Fluggast-Kontrollstellen an beiden Heliports einzurichten.

Und genau die sind heute das wichtigste Verkaufsargument für die Hubschrauberdienste: "Wir verkaufen Zeit", erklärt Marketingdirektor Eric Dinehart, "60 bis 90 Minuten können so für den Weg zum Flughafen gespart werden." Für viele Passagiere eine lohnende Rechnung: Während Mietlimousinen mit Chauffeur bis zu 110 Dollar kosten und zwei Stunden für die Tour von der City zum Flughafen Newark brauchen, kostet ein Hubschrauberticket regulär 159 Dollar für die 25 Kilometer lange Strecke, die in rund neun Minuten zurückgelegt wird.



Landanflug über dem Hudson River in New York. Foto: Imago
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Doch die größte Zeitersparnis bringt die bevorzugte Bodenabfertigung. Wer mit den amerikanischen Fluggesellschaften Continental Airlines oder Delta Air Lines fliegt, kann bereits in Manhattan
das Gepäck bis zum Zielort aufgeben und erhält auch bereits die Bordkarte; bis zur Ankunft am endgültigen Reiseziel gibt es kein Anstehen und keine weiteren Sicherheitskontrollen.
"New York ist wie geschaffen für Hubschrauberzubringer", ist Eric Dinehart überzeugt, "der Straßenverkehr, der sich durch Tunnels zu den Flughäfen quälen muss, ist zur Rushhour einfach zu dicht." Gleichzeitig steigt das Fluggastaufkommen ständig - in den achtziger Jahren registrierten die New Yorker Flughäfen zusammen 30 Millionen Fluggäste im Jahr, heute sind es 105 Millionen.

400 Plätze pro Tag, acht Flüge pro Strecke

Das allerdings sorgt für extrem dichten Flugverkehr in der Region, was in der Vergangenheit auch für die Hubschrauber ein Problem darstellte: "Die Helikopter mussten etwa beim Anflug auf JFK oft über dem Atlantik Warteschleifen fliegen", so Dinehart.
Dieses Problem aber ist mittlerweile gelöst: "Wir haben eigene Flugkorridore, die sonst von niemandem genutzt werden. Verspätungen sind daher extrem ungewöhnlich, allenfalls schlechtes Wetter kann zu Verzögerungen führen", versichert er.

Bleibt das Problem mit den Heliports selbst, denn die sind bislang nur von Montag bis Freitag in Betrieb. "Nur auf der West Side gibt es einen Heliport, der auch übers Wochenende offen ist; von dort aus wollen wir bald auch sonntags Flüge anbieten", erklärt Dinehart. Bisher bietet US Helicopter pro Tag 400 Sitze, bis zu acht Flüge pro Strecke stehen im Flugplan.

Weniger effizient ist der Hubschraubertransfer vom Flughafen in die Stadt. Hier müssen aus dem Ausland ankommende Passagiere ihr Gepäck durch die Zollkontrolle bringen, danach erneut die Sicherheitskontrolle passieren und zudem auf den gebuchten Abflug warten; die Mindestumsteigezeit liegt bei 75 Minuten.

"Zwei Drittel unserer Passagiere nutzen den Hubschrauber ab Manhattan", erklärt denn auch Eric Dinehart. Zum Einsatz kommen derzeit drei moderne Helikopter des Typs Sikorsky S-76B, die für acht Passagiere bequeme Ledersitze bieten und von zwei Piloten geflogen werden. Vier weitere Maschinen zum Listenpreis von jeweils gut sechs Millionen Dollar sind bestellt, aber es herrschen Lieferengpässe - die Maschinen sind schwer zu bekommen, weil sie von privaten Firmenflotten stark nachgefragt sind.

Heli-Filialen in Chicago, Los Angeles und Washington sind geplant

Der 17-Uhr-Flug vom Midtown Heliport nach Newark ist startbereit. Drei Passagiere sind angeschnallt, im Cockpit sitzen Ron Lombardo, der wie sein Copilot Rick Bird schon in Vietnam im Cockpit saß. Die beiden Profis arbeiteten danach lange Zeit bei der Hubschrauberstaffel der New Yorker Polizei und kennen den schwierigen Luftraum über der Stadt wie ihre Westentasche; insgesamt arbeiten 40 Piloten für das Unternehmen. In einer eleganten Kurve zieht Lombardo die Sikorsky über den East River - der Flug gleichzeitig Sightseeing vom Feinsten: Die Wolkenkratzer von Lower Manhattan ziehen ebenso vorbei wie die Freiheitsstatue; nach nur neun Minuten setzt die Sikorsky sanft auf dem Vorfeld des Verkehrsflughafens auf.

In den Jahren 1953 bis 1977 hatten die Hubschrauber-Zubringerdienste in New York ihre große Zeit, landeten in Manhattan neben der Grand Central Station auf dem Dach des damaligen Pan-Am-Gebäudes; ein schwerer Unfall, bei dem fünf Menschen starben, beendete diese Ära; spätere Versuche, diese Dienste wieder aufzunehmen, scheiterten bald. Doch jetzt scheint US Helicopter ein neues Hubschrauber-Zeitalter zu eröffnen: In Chicago, Washington und Los Angeles sind bereits Filialen des Unternehmens geplant.
Quelle: Sueddeutsche.de
http://www.sueddeutsche.de/,ra11m1/automobil/artikel/12/159579/
 
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