Ich kann dieses Gejammere und Beschweren über die Unfähigkeit der Regierung und der EU nicht mehr hören wenn ich ehrlich bin.
Sicherlich gibt es einiges was hätte besser oder anders laufen können, aber hinterher sind immer alle schlauer - vor allem die, die keine Verantwortung tragen und keine Folgen ausbaden müssen wenn was nicht so klappt wie erhofft oder erwartet.
Die USA haben hinsichtlich Impfstoffen gezockt und in diesem Fall gewonnen - dafür haben sie auch einen sehr viel höheren Preis pro Dosis bezahlen müssen und treiben die Verschuldung gewaltig viel höher als wir hier - zahlen müssen das dann ja mal Kinder, Enkel und Urenkel.
Natürlich hätte man das hier in der EU auch so machen können: Ein vielfaches der benötigten Dosen im Vorwege zu hohen Preisen bestellen können bevor jemand wusste ob das Zeug wirkt und/oder zugelassen würde - dann wären sie jetzt die Helden. Wäre es daneben gegangen (und das hätte ebenso gut passieren können aus damaliger Sicht) wären sie die Deppen gewesen und wären nie wieder auf einen grünen Zweig gekommen.
Wenn die USA alles so toll gemacht haben: Wieso haben die dann mehr al eine halbe Million Tote (517.000) und wir bei einem Viertel der Bevölkerung "nur" 77.000? Also statistisch gesehen fast das Doppelte pro Million Einwohner?
Oder das Paradeland Israel: Wenn man mal nicht nach Prozenten der geimpften Bevölkerung geht sondern nach der absoluten Zahl von Geimpften dann haben die fast genauso viele Menschen Geimpft wie wir - nur haben die halt nur 9 Millionen Einwohner - logisch das man die schneller durchgeimpft bekommt. Dazu kommt noch das es dort von der Krankenversicherung ganz anders organisiert: Dort gibt es EINE Versicherung die ALLE Daten hat und diese freigiebig herausgibt und mit den Pharmakonzernen teilt. Ich möchte mal den Aufschrei hören wenn hier eine zentrale KV Pflicht würde anstatt über 200 Kassen, getrennt in Privat und Gesetzlich, wenn die mit unseren Daten ebenso freigiebig umgehen würden wie die dort in Israel oder in China oder Taiwan oder Singapur.....
In einer Pandemie funktionieren staatlich gesteuerte Systeme mit wenig oder gar keinem Mitspracherecht der Bürger oder Parlamente natürlich effizienter, effektiver und vor allem schneller - aber das gleiche System hat man dann auch im normalen Leben und da sollte man sich fragen: Wollen wir das? Wollen wir wie in China mit "Sozialpunkten" gegängelt werden? Vielleicht mal anschauen:
https://www.zdf.de/dokumentation/zd...chte-volk-chinas-sozialkredit-system-102.html
Wollen wir einen "freundlichen Polizeistaat" wie Singapur nur damit die Straßen sauber und die Kriminalitätsrate niedrig ist? (
https://www.derstandard.de/story/2000081205028/kaugummi-und-demokratie-in-singapur-unerwuenscht)
Wie gesagt: Sicher hätte man vieles besser machen können - aber auch vieles schlechter. Wie der Blick in viele unserer Nachbarländer zeigt. Und bei dem Blick auf die Länder in denen es besser gelaufen ist lohnt sich m. E. auch ein genauerer Blick hinter die Kulissen ob man die Gründe warum es besser gelaufen ist auch im normalen Alltag akzeptieren würde.
Ohne Frage hat die Pandemie auch jede Menge Schwächen in unserem Land aufgezeigt, ob es Probleme des Förderalismus sind die zu Tage getreten sind (wobei man auch dessen Vorteile nicht aus den Augen verlieren sollte), ob es die mangelhafte Infrastruktur und Digitalisierung ist (da treten 16 Jahre Verwaltung des Status Quo anstatt einer Politik mit Visionen und Weitsicht klar ans Licht) - aber sie hat auch durchaus gezeigt welche soziale und wirtschaftliche Stärke unser Land hat das doch der weitaus größte Teil der Bevölkerung sozial und wirtschaftlich so aufgefangen wird das sie vernünftig überleben kann.
Mir persönlich fehlt auch das Verständnis dafür das die Politiker dafür verantwortlich sein sollen das die Pharmafirmen ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen und nur Bruchteile der zugesagten Impfstoffkapazitäten liefern - inwiefern sind die Politiker verantwortlich für einen Vertragsbruch der Gegenpartei?
Ich persönlich warte bei der Impfung bis mir ein Impfangebot gemacht wird - obwohl ich ausreichend Risikofaktoren und das Alter hätte um eventuell schon auf eine Liste zu rutschen. Ich habe weder Angst davor mich anzustecken noch gerate ich irgendwie in Panik, mir ist es schnurz ob ich noch ein halbes Jahr nicht reisen, ins Konzert oder ins Kino gehen kann. Klar würde ich auch gerne mal wieder mit Freunden essen gehen, Reisen oder Turniere besuchen - aber ich sterbe auch nicht daran (und leide auch nicht unverhältnismäßig darunter) wenn das noch 2, 3 Monate dauert.
Just my 2 cent.