Feste Werte im persönlichen Umfeld haben doch aber rein gar nichts mit den heute vorhandenen technischen Berieselungen zu tun. Das ist Sache der Eltern, diese Werte festzulegen und zu "forcieren", und zwar "damals" wie heute. Ich selber finde überhaupt nicht, dass die Kids es heute schwerer haben. Wenn ich mir überlege, was von uns (uns = meine Familie und meine Freunde) verlangt und erwartet wurde, dann bezweifele ich, dass viele der verweichlichten spaßorientierten Kids von heute dem Druck standhalten würden. Wir waren ganz klar leistungs- und ergebnisorientiert erzogen worden; allerdings haben wir dabei auch gelernt, dass es schön ist, Erfolge zu haben, Verantwortung zu übernehmen und Dinge, die man anfängt, gut zu Ende zu bringen. Ich habe auch den Eindruck, dass wir im Schnitt kreativer waren, weil man ohne eine gewisse Kreativität einfach nicht vorankam.
Wir haben uns früher vor allem einfach nicht so angestellt, imho. Wer gehänselt wurde (und Hänseleien waren gang und gäbe) oder wer gar angegriffen oder terrorisiert wurde, der fand Mittel und Wege, sich zu wehren und wuchs daran.
Heute scheinen Kinder vor allem zu gigantischen Memmen erzogen zu werden, die sich selber super wichtig nehmen und die UMGOTTESWILLEN bloß keine Enttäuschungen erfahren dürfen, weswegen bei Wettbewerben für Kinder keine Preise mehr verliehen werden, denn dann könnten diejenigen, die als Letzte ins Ziel kommen, ja enttäuscht sein.
Klar kann man die festen Werte auch heute noch vorgeben - nur tun das leider viel zu wenig Eltern. Und das liegt meist daran, dass Eltern kaum noch Konflikte austragen wollen mit ihren Kindern und oft den Weg des geringsten Widerstandes gehen - und der heißt oft den Kindern einfach ihren Willen zu lassen.....
Häufig wollen die Eltern heute auch unbedingt die besten Freunde ihrer Kinder sein - das geht nur leider nicht, es muss auch eine gewisse Autorität da sein, sonst funktioniert Erziehung eben nicht. Und Erziehung funktioniert auch nur durch Vorleben - was man selber nicht einhält wird man auch den Kindern schwer vermitteln können. Wenn man selber die Freizeit nur vor der Glotze oder dem PC verbringt sind die Chancen ercht schlecht dass das Kind ein As im Sportverein wird....
Ich glaube ja, dass bei vielen Eltern auch quasi eine Art schlechtes Gewissen eine Rolle spielt: Weil man weniger Zeit für die Kids hat (weil heute meist beide Elternteile arbeiten gehen) und mehr Zeit für sich selber haben will werden die Kinder eben oft mit materiellen Dingen überhäuft oder der Fernseher als Babysitter eingesetzt. Ist auch bequemer eine Wii oder Playstation zu kaufen als sich mal mit den Kindern hinzusetzen und 2 Stunden Karten- oder Brettspiele zu spielen - vergleichbar ist das allerdings nicht.....
Und doch, die Kinder haben es heute schwerer: Sie haben es in der Schule schwerer durch eine Flut von Bestimmungen und Regularien, durch mehr Stoff in weniger Zeit, durch mehr Leistungsabfragen mit mehr Konsequenzen im Falle des Versagens.
Sie müssen sich viel früher mit ihrer beruflichen Zukunft befassen, sie haben es bei sinkenden Ausbildungsstellen und erheblich mehr und höher qualifizierten Bewerbern mit deutlich mehr Schwierigkeiten zu tun um einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Und die Informationsflut macht es für die Kids auch nicht leichter, das muss alles irgendwie verarbeitet werden, was gerade in der Pubertät nicht unbedingt einfach ist (Stichwort Weltschmerz), es sind mehr Versuchungen denen man erliegen kann (Pleite durch Handyrechnungen war bei uns nicht möglich) usw.
Natürlich muss das alles nicht passieren und man kann das alles bewältigen - aber das sind eben zusätzliche An- und Herausforderungen die es früher nicht gab- und das sind auch zusätzlcihe Herausforderungen an Eltern in der Erziehung. Dieser Herausforderung ist aber nicht jeder gewachsen - für jede kelinigkeit muss man eine Ausbildung machen und einen Schein nachweisen, sei es zum Mofafahren oder um Kinder in einer Sportgruppe zu beaufsichtigen (selbst wenn man da Weltmeister ist), aber Kinder darf jeder bekommen und großziehen, egal ob er dazu "qualifiziert" ist oder nicht.....
Und so sind auch "Memmen" und "Weichlinge" nur ein Produkt ihrer Erziehung und nur sehr in Grenzen selber dafür verantwortlich - das es so eine Entwicklung gibt hat ja soziale Gründe und Ursachen. Die Entwicklung bei den Erwachsenen sieht ja vielfach nicht anders aus - wenn man heute ein problem mit seinem Nachbarn hat, dann geht man ja nicht hin und diskutiert das aus um eine Einigung zu finden sondern geht zum Anwalt um "sein Recht durchzusetzen".....
Ich kann nur sagen: Begleitet heute mal ein Kind durch die Kindheit, die Schule und weiterführende Schule, bei der Ausbildung zum Beruf - und sagt dann noch, dass das nicht schwerer ist als vor 30-40 Jahren......
Ich möchte meine Kindheit nicht mit denen meiner Kids tauschen - und materiell ging es mir damals in Relation sicher nicht besser.
BTW: Leistungs- und Ergebnisorientierung ist keine Maxime die jeden glücklich machen muss - ich habe jedenfalls versucht meinen Kids andere Werte mitzugeben und sie nicht zu ermuntern an dem "Rat Race" Karriere teilnehmen zu müssen.
Was das Thema Hygiene angeht: 100% agree
- nichts schlimmer als diese Sagrotan-Tücher-Mamis die ihr Kind möglichst keimfrei aufzuziehen versuchen und sich später über Allergien usw. wundern.
Kann mich noch gut dran erinnern wie wir eines Tages auf der Krabbeldecke meiner Tochter einen halb durchgebissenen Käfer gefunden haben
- scheint ihr nicht geschadet zu haben....