US-Gesundheitssystem - Bankraub für einen Arzttermin

Caloosa

Well-Known Member
Spiegel-Online ...damit der Text nicht zu kurz ist...

James Verone geht in eine Bank, raubt einen einzigen Dollar und lässt sich festnehmen: Es sieht aus wie ein Jux, ist aber der letzte Schritt eines genauen Plans. Der Amerikaner ist krank, hat keine Versicherung. Erschwingliche ärztliche Versorgung gibt es für ihn nur an einem Ort - im Gefängnis.
 

UrsusMajor

Well-Known Member
Wahrscheinlich sind demnächst alle Jails überfüllt!:mrgreen:

VG
Wolle

Just for info und eigentlich Allgemeinwissen:
ALLE amerikanischen Gefängnisse sind schon seit Jahren überfüllt. In den USA sitzen deutlich über zwei Millionen Menschen ein. Würden auch die einsitzen, die wegen eben dieser Überfüllung freigelassen wurden oder zu Hause per elektronischer Fußfessel festgesetzt sind, bräuchte man Gefängniskapazitäten von etwa VIER Millionen. Setzt man das in Relation zur Gesamtbevölkerung von 310 Millionen, wird auch dem blauäugigsten Amerikafreund klar, daß die USA ein massives gesellschaftliches Problem haben.
In D sitzen bei einer Bevölkerung von 81 Millionen übrigens nur 70.000 Menschen ein.
Noch ein Grund mehr, die USA nur als attraktives Urlaubsland und nicht als erstrebenswertes Ziel für eine Auswanderung zu sehen.
 

Mustang01

Well-Known Member
Sorry, aber bei dem offensichtlichen Unwissen, das hier immer wieder zu Tage tritt, ist das einach ein Reflex.

:0103:Ja, Herr Professor! Manche Jokes verstehst Du einfach nicht. Du bist und bleibst für mich hier im Forum einfach der Beste. Wenn ich einmal Informationsbedarf habe, darf ich Dich dann konsultieren?

Wolle
 

Gerda

Well-Known Member
Just for info und eigentlich Allgemeinwissen:
ALLE amerikanischen Gefängnisse sind schon seit Jahren überfüllt. In den USA sitzen deutlich über zwei Millionen Menschen ein.
Wieso sollten die Zahl der irgendwo im Ausland im Gefängnis Sitzenden "Allgemeinwissen" sein? Da gibt's nun wirklich wichtigere Dinge, die "man" wissen sollte.

Sag doch mal, wieviele Leute in Kenia im Gefängnis sind. Und in Malawi. Und in Peru. Und in Dänemark. Und in Zypern. Und in Äthiopien. Und das natürlich alles aus dem Laweng? Wie, kannste nicht? Ist doch Allgemeinwissen...

Davon mal abgesehen sind Deine Zahlen ziemlich ungenau. Wenn Du schon von "Allgemeinwissen" tönst, dann solltest Du wenigstens konkret werden. In den USA saßen zur Mittjahreserhebung 2009 nach angaben des BJS (was sich hinter dem Akronym verbirgt, fällt ja unter Allgemeinwissen...) 2.374.140 Personen ein; damit ist die Zahl der Gefangenen übrigens rückläufig (noch ein klarer Fall von Allgemeinwissen...).

Und in Deutschland sitzen im übrigen weniger als 70.000 Menschen ein. Bei der jüngsten Erhebung waren es 69.385 (http://www.destatis.de/jetspeed/por...ngeneVerwahrte5243201109004,property=file.pdf). Das sollte jemand, der die weltweite JVA-Belegung als "Allgemeinwissen" voraussetzt, eigentlich wissen.

Davon mal ganz abgesehen kann man aufgrund der grundlegend unterschiedlichen Rechtssysteme (Allgemeinwissen, ganz klar!) die JVA-Belegung hüben wie drüben ohnehin nicht direkt vergleichen. Jedenfalls macht man das dann nicht, wenn man ein gewisses Grundlagenverständnis in Bezug auf die beiden Rechtssysteme und in Bezug auf Statistiken hat... Bei derart abweichenden Grundvoraussetzungen ist doch klar, dass da ein Zerrbild entsteht.

Und schließlich: Stell Dir mal vor, es gibt auch in Deutschland Menschen, die mit dem Ziel der Inhaftierung und der umfassenden Versorgung hinter Gittern Straftaten begehen und sich dabei absichtlich erwischen lassen. Ich kenne allein zwei solcher Fälle persönlich. Darf man nun deswegen nicht mehr in Deutschland leben wollen?
 

Vronal26

Well-Known Member
Und schließlich: Stell Dir mal vor, es gibt auch in Deutschland Menschen, die mit dem Ziel der Inhaftierung und der umfassenden Versorgung hinter Gittern Straftaten begehen und sich dabei absichtlich erwischen lassen. Ich kenne allein zwei solcher Fälle persönlich. Darf man nun deswegen nicht mehr in Deutschland leben wollen?


Was kennst na du für Leute? :009:
 

Gerda

Well-Known Member
Was kennst na du für Leute? :009:
Ich kenne Leute, denen es "draußen" so schlecht ging, dass sie sich nach der Enge und den Grenzen und der Grundversorgung im Gefängnis gesehnt haben. Soll das nun verwerflich sein, dass ich solche Menschen kenne? Stell Dir mal vor, es gibt Leute, die haben schon beruflich oder ehrenamtlich hier und da mit Inhaftierten zu tun. Und dass diese Leute sich gezielt ins Gefängnis gebracht haben, das könnte vielleicht zum Nachdenken über gewisse gesamtgesellschaftliche Aspekte anregen - in den USA, aber auch in Deutschland.

Davon abgesehen: Wer mit offenen Augen durchs Leben geht und nicht immer wegguckt, wenn's mal unangenehm wird und wer Leuten wirklich zuhört, der sieht und hört viele Dinge, die manch eine/r nicht wahrnehmen will. Bayern hat übrigens die zweithöchste Gefängnispopulation Deutschlands - einfach mal die Augen und Ohren offenhalten. Du wirst staunen, was für Menschen Du aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Deinem Umfeld findest.. :001:
 

Caloosa

Well-Known Member
Davon mal ganz abgesehen kann man aufgrund der grundlegend unterschiedlichen Rechtssysteme (Allgemeinwissen, ganz klar!) die JVA-Belegung hüben wie drüben ohnehin nicht direkt vergleichen. Jedenfalls macht man das dann nicht, wenn man ein gewisses Grundlagenverständnis in Bezug auf die beiden Rechtssysteme und in Bezug auf Statistiken hat... Bei derart abweichenden Grundvoraussetzungen ist doch klar, dass da ein Zerrbild entsteht.

Abweichende Rechtssysteme finde ich bei der Betrachtung der Anzahl von Insassen in Haftanstalten relativ uninteressant, liebe Gerda. Und es entsteht bei weitem kein Zerrbild, zumindest meiner Meinung nach. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang dann immer die Frage, warum ein Staat nicht in der Lage ist, mit seinen "Gesetzesbrechern" anders umzugehen, als sie wegzusperren und zu verwahren, anstatt sie zu "erziehen" und ihnen andere Möglichkeiten aufzuweisen. Natürlich klappt das in keinem Land der Welt in allen Bereichen. Das macht es allerdings nicht besser. Gerade die absolute Zahl bezogen auf 100.000 Einwohner zeigt mir doch Stärken und Schwächen eines Rechtssystems auf.
 
J

Jochen

Guest
Wieso sind abweichende Rechtssysteme bei der Betrachtung uninteressant? In den USA wird z. B. in 25 Bundesstaaten das Three strikes System angewendet, da kann man also bei 3 einfachen Delikten wie Beschaffungskriminalität lebenslänglich, zumindest aber 25 Jahre hinter Gittern sitzen - alleine daraus können doch schon ganz andere Häftlingszahlen ergeben gegenüber anderen Ländern, die dieses System nicht praktizieren. Insofern sagt die Anzahl der Häftlinge nicht zwangsläufig etwas darüber aus wieviel Kriminalität in einem Land ist sondern nur darüber, wie das Land mit eben dieser umgeht.

Grundsätzlich stimme ich aber durchaus zu, dass Wegsperren in Gefängnissen wenig sinnvoll ist um Kriminalität zu verhindern. Allerdings kommen mir bei dem Begriff "erziehen" auch überwiegend unangenehme Gedanken, da dieser Begriff eigentlich überwiegend in totalitären Staaten wie China angewendet wird, die solche "Erziehungslager" betreiben..... Mir schon klar, das Du keine Folterungslager in dem Sinne meinst, aber die beste Art und Weise Kriminalität zu mindern ist doch immer noch, nicht die Kriminellen verändern zu wollen sondern die Grundlage für den Großteil der Kriminalität zu beseitigen, als da sind soziale Randgruppen, wirtschaftliche Nachteile, starkes soziales Gefälle usw. - wenn es allen (relativ) gut geht ist das in der Regel das beste Mittel gegen einen großen Teil der "normalen" Kriminalität wie Raub und Diebstahl etc.
Menschen, denen es gut geht und die mit ihrem Leben zufrieden sind setzen das viel weniger leicht aufs Spiel als welche die das Gefühl haben sie hätten eh nichts mehr zu verlieren.....

Ich bin aber recht sicher, dass das etwas ist was sie in den USA schwerlich begreifen werden bei ihrem mittelalterlichen Rechtssystem - und genau dieses Rechtssystem bzw. die vorherrschende Meinung die dieses System stützt wird dafür sorgen, dass die Gefängnisse (die in den USA übrigens überwiegend privat betrieben werden und ein Geschäftsmodell darstellen) weiter gut gefüllt sein werden.

Insofern glaube ich durchaus, dass durch die Anzahl der Gefängnisinsassen ein Zerrbild entstehen kann. Da dürften Statistiken eine besser Grundlage zur Beurteilung sein (bei aller Fehleranfälligkeit durch Dunkelziffern usw.)

Wenn man da z. B. einen Vergleich des Jahres 2009 anstellt, dann kann man da erstaunt feststellen, dass in der BRD 7.383 Straftaten pro 100.000 Einwohner registriert wurden, in den USA aber nur 3.465,5 Straftaten pro 100.000 Einwohner.
Wenn man das nun in Relation zu den Inhaftierten in Gefängnissen sieht, dann könnte man in meinen Augen durchaus von einem Zerrbild sprechen....

Edit: Statistiken unter http://www.disastercenter.com/crime/uscrime.htm und http://www.bka.de/pks/pks2009/download/pks2009_imk_kurzbericht.pdf
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Gerda

Well-Known Member
Abweichende Rechtssysteme finde ich bei der Betrachtung der Anzahl von Insassen in Haftanstalten relativ uninteressant, liebe Gerda. Und es entsteht bei weitem kein Zerrbild, zumindest meiner Meinung nach. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang dann immer die Frage, warum ein Staat nicht in der Lage ist, mit seinen "Gesetzesbrechern" anders umzugehen, als sie wegzusperren und zu verwahren, anstatt sie zu "erziehen" und ihnen andere Möglichkeiten aufzuweisen. Natürlich klappt das in keinem Land der Welt in allen Bereichen. Das macht es allerdings nicht besser. Gerade die absolute Zahl bezogen auf 100.000 Einwohner zeigt mir doch Stärken und Schwächen eines Rechtssystems auf.

Hm. Also die Schlussfolgerung teile ich nicht. In Deutschland ist die Zahl der Gefängnisinsassen rückläufig, die Zahl der Straftaten steigt aber, soweit ich das in Erinnerung habe, an. Welche Stärken und Schwächen des Rechtssystems zeigt Dir das denn auf? In den USA geht die Zahl der Straftaten seit einigen Jahren dagegen zurück.

Ich finde generell, dass man die USA und Deutschland in solchen Dingen nicht direkt vergleichen kann. Da spielen doch ganz andere Aspekte noch mit hinein, neben grundsätzlichen gesellschaftlichen/kulturellen Unterschieden beispielsweise die in den USA unbekannte Meldepflicht. In Deutschland mit Melde- und Ausweispflicht wissen die Gesetzeshüter nach einer kurzen Überprüfung des Persos gemeinhin, wo sie Kleintäter ggfs. finden. In den USA dagegen ist das doch eher fraglich. Also werden die Leute erst mal mitgenommen, in U-Haft verfrachtet und erkennungsdienstlich behandelt, und *schwuppdich* steigt in der Statistik die Zahl der Gefängnisinsassen an. Finde ich das gut? Nee. Aber da (und nicht nur da...) hat die vermeintliche "Freiheit" (haha) in den USA eben einen eklatanten Nachteil.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass in den USA zu viel auf "Vergeltung" und zu wenig auf Resozialisierung und gesellschaftliche Wiedereingliederung geschaut wird; ich finde aber auch, dass die Höchststrafmaße in Deutschland unzureichend sind, besonders im Bereich der Trieb- und Kapitalverbrechen. Und auch beim Jugendstrafrecht müsste vielleicht mal die eine oder andere Änderung herbeigeführt werden, damit Kriminellenkarrieren im Kindesalter (à la "Mehmet") nicht mehr möglich sind. (Und grundsätzlich glaube ich, dass wir in Bezug auf den Justizvollzug prinzipiell auf derselben Seite des Zauns sitzen. :001:)
 

peter05

Well-Known Member
Hm. Also die Schlussfolgerung teile ich nicht. In Deutschland ist die Zahl der Gefängnisinsassen rückläufig, die Zahl der Straftaten steigt aber, soweit ich das in Erinnerung habe, an. Welche Stärken und Schwächen des Rechtssystems zeigt Dir das denn auf? In den USA geht die Zahl der Straftaten seit einigen Jahren dagegen zurück.

Ich finde generell, dass man die USA und Deutschland in solchen Dingen nicht direkt vergleichen kann. Da spielen doch ganz andere Aspekte noch mit hinein, neben grundsätzlichen gesellschaftlichen/kulturellen Unterschieden beispielsweise die in den USA unbekannte Meldepflicht. In Deutschland mit Melde- und Ausweispflicht wissen die Gesetzeshüter nach einer kurzen Überprüfung des Persos gemeinhin, wo sie Kleintäter ggfs. finden. In den USA dagegen ist das doch eher fraglich. Also werden die Leute erst mal mitgenommen, in U-Haft verfrachtet und erkennungsdienstlich behandelt, und *schwuppdich* steigt in der Statistik die Zahl der Gefängnisinsassen an. Finde ich das gut? Nee. Aber da (und nicht nur da...) hat die vermeintliche "Freiheit" (haha) in den USA eben einen eklatanten Nachteil.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass in den USA zu viel auf "Vergeltung" und zu wenig auf Resozialisierung und gesellschaftliche Wiedereingliederung geschaut wird; ich finde aber auch, dass die Höchststrafmaße in Deutschland unzureichend sind, besonders im Bereich der Trieb- und Kapitalverbrechen. Und auch beim Jugendstrafrecht müsste vielleicht mal die eine oder andere Änderung herbeigeführt werden, damit Kriminellenkarrieren im Kindesalter (à la "Mehmet") nicht mehr möglich sind. (Und grundsätzlich glaube ich, dass wir in Bezug auf den Justizvollzug prinzipiell auf derselben Seite des Zauns sitzen. :001:)

Die vorhandenen Gesetze reichen aus, man sollte sich eher um deren Umsetzung Gedanken machen. Mehr Härte würde helfen, denn es muss nicht sein das jemand erst in den Knast kommt, wenn er eine Strafakte so dick wie ein Telefonbuch hat.
 
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