Wieso sind abweichende Rechtssysteme bei der Betrachtung uninteressant? In den USA wird z. B. in 25 Bundesstaaten das
Three strikes System angewendet, da kann man also bei 3 einfachen Delikten wie Beschaffungskriminalität lebenslänglich, zumindest aber 25 Jahre hinter Gittern sitzen - alleine daraus können doch schon ganz andere Häftlingszahlen ergeben gegenüber anderen Ländern, die dieses System nicht praktizieren. Insofern sagt die Anzahl der Häftlinge nicht zwangsläufig etwas darüber aus wieviel Kriminalität in einem Land ist sondern nur darüber, wie das Land mit eben dieser umgeht.
Grundsätzlich stimme ich aber durchaus zu, dass Wegsperren in Gefängnissen wenig sinnvoll ist um Kriminalität zu verhindern. Allerdings kommen mir bei dem Begriff "erziehen" auch überwiegend unangenehme Gedanken, da dieser Begriff eigentlich überwiegend in totalitären Staaten wie China angewendet wird, die solche "Erziehungslager" betreiben..... Mir schon klar, das Du keine Folterungslager in dem Sinne meinst, aber die beste Art und Weise Kriminalität zu mindern ist doch immer noch, nicht die Kriminellen verändern zu wollen sondern die Grundlage für den Großteil der Kriminalität zu beseitigen, als da sind soziale Randgruppen, wirtschaftliche Nachteile, starkes soziales Gefälle usw. - wenn es allen (relativ) gut geht ist das in der Regel das beste Mittel gegen einen großen Teil der "normalen" Kriminalität wie Raub und Diebstahl etc.
Menschen, denen es gut geht und die mit ihrem Leben zufrieden sind setzen das viel weniger leicht aufs Spiel als welche die das Gefühl haben sie hätten eh nichts mehr zu verlieren.....
Ich bin aber recht sicher, dass das etwas ist was sie in den USA schwerlich begreifen werden bei ihrem mittelalterlichen Rechtssystem - und genau dieses Rechtssystem bzw. die vorherrschende Meinung die dieses System stützt wird dafür sorgen, dass die Gefängnisse (die in den USA übrigens überwiegend privat betrieben werden und ein Geschäftsmodell darstellen) weiter gut gefüllt sein werden.
Insofern glaube ich durchaus, dass durch die Anzahl der Gefängnisinsassen ein Zerrbild entstehen kann. Da dürften Statistiken eine besser Grundlage zur Beurteilung sein (bei aller Fehleranfälligkeit durch Dunkelziffern usw.)
Wenn man da z. B. einen Vergleich des Jahres 2009 anstellt, dann kann man da erstaunt feststellen, dass in der BRD
7.383 Straftaten pro 100.000 Einwohner registriert wurden, in den USA aber nur
3.465,5 Straftaten pro 100.000 Einwohner.
Wenn man das nun in Relation zu den Inhaftierten in Gefängnissen sieht, dann könnte man in meinen Augen durchaus von einem Zerrbild sprechen....
Edit: Statistiken unter
http://www.disastercenter.com/crime/uscrime.htm und
http://www.bka.de/pks/pks2009/download/pks2009_imk_kurzbericht.pdf