Gefühlte 6 Monate Florida (2 Wochen Echtzeit)

pangmann

Well-Known Member
es geht weiter....einer der vielen Höhepunkte unserer Reise:

Montag, 05.11.12 Jetzt geht’s los

Heute sind sie fällig…sie können uns nicht mehr entkommen. Wir hofften, dass wir bei der Fahrt mit dem Schnellboot „Sanibel Thriller“ eine Horde (sagt man das bei Delfinen) vor die Linse kriegen würden. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und fuhren die 30 Minuten zum Hafen von Sanibel Island. Unser Auto parkten wir, wie von den Mitarbeitern empfohlen, auf dem Parkplatz gegenüber der Anlegestelle. Der frühe Vogel sitzt ganz hinten :0141: Wir stellten bereits um 11.15 Uhr unser Auto dort ab, damit wir auch sicher gehen konnten, auf der letzten Sitzreihe Platz nehmen zu können.

Wow..wir waren nicht mal die Ersten am Boot. Es stand schon ein Pärchen im „Silver-Neck-Alter“ am Steg. Meine Freundin meinte nur: So früh? Das können nur Ossis sein :mrgreen: Wir gesellten uns dazu und der Mann empfing uns mit einem „Hello“. Wir sahen wohl auch eher amerikanisch aus, ansonsten hätten sie auch sächselnd „Hallöö“ sagen können. Ich musterte die beiden und war mir nicht klar, ob’s wirklich East-Germans waren. Ich fragte dann einfach: Hi, were do you come from? Und der Mann deutete auf sein Baseball-Cap: Bulls! Ich überlegte, ob Michael Jordan mal bei den Dresdener Basketballern gespielt hatte, kam aber dann zu der Erleuchtung, dass die beiden waschechte Amis aus Windy-City Chicago sein müssten. Und er fragte dann uns: And you? Ich antwortete: Germany. Dann kam es, wie so oft in Gesprächen mit Amerikanern: Really? And were do you live there? „Near of Cologne!“ „Oh…great…nice Chapel you have“ Jaja…die Kölner Kapelle, wer kennt sie nicht :002:Und ich entgegnete: „Not only Chapel, we also have good beer and carnival there“ Er grinste breit...gut dass er nicht vom Fußball angefangen hat…:009:

Nach einer Weile bevölkerten ca. 20 Leute den Wartesaal vom Sanibel Thriller. Wir waren die einzigen Germans :0061: was uns aber total egal war, Hauptsache wir saßen gaaaaanz hinten. Plötzlich ging alles ganz schnell. Der Kapitän und sein Co-Pilot, ich nenne sie mal Bill und Ted, gingen an Bord und halfen uns, einzusteigen. Nun saßen wir tatsächlich ganz hinten, ganz außen und schipperten jetzt aus dem Hafen. Über Bordlautsprecher wurden wir mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut gemacht und Ted ergänzte noch, dass wegen des schlechten Wetters die Wellen etwas stärker seinen und es zu heftigen Schlägen während der Fahrt käme und wir daher die Sicherheitsgurte anlegen sollten. Ich stutzte: Sicherheitsgurte? Hä? Wo sollen die denn sein? Das war dann wohl der allgemeine Gedanke an Bord und man konnte erkennen, dass alle heftig nach den Dingern suchten. Verzweifelte Blicke gingen Richtung Tourguide…:0096:wir werden alle herausgeschleudert und ertrinken :0024: Doch die Kommandozentrale konnte sich das Lachen nicht verkneifen und Ted meinte: Nicht weiter suchen…wir haben keine Gurte :mrgreen: So war das Eis gebrochen und die ganze Meute brach in Gelächter aus.

Der Käptn gab dann ein bisschen Gas und der Motor machte sich mit einem lauten „ROOOOAAAAARRR“ bemerkbar. Ich meinte dann zu Sabine: Da geht aber noch was! Und es ging wirklich…über die Bordlautsprecher ertönten die ersten Takte von Michael Jacksons Thriller und als die Musik einsetzte gab er Stoff….jetzt flogen wir wirklich über die Wellen und eine Riesenfontäne wirbelte das Meer auf. Unser Kurs führte um den Südzipfel Sanibels Richtung Captiva und Ted erzählte so einiges über die Inseln und ihre Geschichte. Der Leuchtturm wurde dutzendfach fotografiert, ab- und zu bekamen wir ein paar Spritzer Wasser ab und der Fahrtwind stylte zudem allen Menschen an Bord die gleiche Frisur.

Nach einer Viertelstunde drosselte der Kapitän die Geschwindigkeit und fuhr eine große Schleife. Unser Guide murmelte etwas von Dolfins und dann hörte man nur noch AAAAHHHS und OOOOHHS an Bord. Tatsächlich schwammen und sprangen eine Horde Delfine hinter unserem Boot her. Sie sind so unfassbar nah, dass man meint, man könnte sie im Sprung berühren. Ich belasse aber es nur bei dem Gedanken. Sabine kriegt ihren Finger nicht mehr vom Auslöser und knipst was die Speicherkarte hergibt. Mindestens 15 Minuten schwammen die Delfine hinter uns her und ich meine ich hätte in ihren Gesichtern ein breites Grinsen erkennen können, sie hatten derben Spaß.

Leider tauchten unsere Freunde irgendwann wieder ab und der Zauber war vorbei. Wir schauten uns an und waren beide total gerührt von dem Anblick. Dann röhrte der 1000PS Motor wieder auf und wir düsten wieder weiter Richtung North Captiva. Der Tourguide erzählte was von „Millionaires“ und „Expensive Hotels“ oder „Beautyful Beaches“ aber drauf geschissen, die Dolfins sind beautifuller :p

Die Topografie zwischen Captiva und Sanibel entstand wohl nach einem Hurricane in den neuzehnhundertzwanziger Jahren, er teilte die Insel in zwei Hälften. Man konnte auch noch die Zerstörungskraft erkennen, hunderte Bäume ragten fast zweiglos in den Himmel. Als wäre dieses Thema den Delfinen ein Dorn im Auge tauchten sie genau in dem Augenblick wieder auf und lenkten wieder unsere volle Aufmerksamkeit auf ihre Schönheit und ihre Schwimmkünste. Links und rechts schwammen ein Dutzend Flippers und unsere Köpfe sprangen ebenso nach links und rechts. Zwanzig Minuten später hatten die Delfine ihr Training beendet und sie tauchten wieder ab.

Die Fahrt ging weiter zwischen Captiva und North Captiva, am anderen Ende der Bay konnte man Pine Island erkennen, laut Tourguide mit 17 Meilen Länge und 2 Meilen Breite die größte Insel Floridas. Müssig zu berichten, dass kurze Zeit später wieder Flipper and Friends auftauchten. Sie zwangen den Kapitän wieder zum Drosseln der beiden V8 Motoren und schon ging das Tauchen, Springen, Schwimmen im Wasser und das Knipsen und Jauchzen an Bord wieder los. Ich hatte schon Angst um Speicherkarte und Akku, aber um es vorwegzunehmen: Beides reichte:0141:

Nach fast 2 Stunden nahmen wir Kurs auf den Heimathafen und alle waren sich einig: dieses Erlebnis war Unglaublich, Unfassbar, Unbelievable. Bill und Ted bekamen von jedem noch ein schönes Trinkgeld und im Auto mussten wir noch ein wenig warten, bevor das grinsen aus unserem Gesicht verschwand (so viel sei verraten: denke ich heute noch daran, muß ich automatisch lächeln). Dieses unforgettable adventure beendeten wir mit einem leckeren Essen im Island Cow, einem bekannten Restaurant auf Sanibel. Dann besuchten wir noch den Laden „She sells Sea Shells“ und ich kaufte meiner Mama ein T-Shirt von Sanibel Island, denn vor 3 Jahren hatte sie uns noch hierhin begleitet.

Um 6 Uhr ließen wir am Hotel den Abend langsam ausklingen und schon bald fielen wir ins Bett. Wir waren so kaputt, als wären wir neben den Delfinen geschwommen:001:
 

Melli84

Well-Known Member
Guten Morgen,

oh ja ich kann sooo verstehen das ihr das Lächeln nicht aus dem Gesicht bekommen habt. Mir ging es ähnlich. Es ist einfach ein super Erlebnis was man gemacht haben sollte!

Liebe Grüße Melli
 

pangmann

Well-Known Member
Dienstag, 6.11.2012 Election Day

Heute war sie also: Die Wahl des neuen (alten) US Präsidenten stand bevor. Ich hatte noch vergessen, zu erwähnen, dass wir am Sonntag auf unserer Rückreise vom Naples Pier an einer Straßenkreuzung mehrere Dutzend Romney Anhänger auf dem Grünstreifen haben stehen sehen. Diese winkten mit Romney Plakaten und US-Flaggen. Man stelle sich mal vor, bei uns am Kreuz Köln West stehen die Menschen mit Angie-Plakaten:0025:….nee…das geht nicht…unvorstellbar…:mrgreen:

Wir hatten für den heutigen Tag nichts geplant, ein bisschen Urlaub wäre mal nicht schlecht :009: Wir beschlossen dann, uns Räder vom Hotel auszuleihen und ein bisschen damit herzumzucruisen. Kurze Zeit später machten wir uns auf den Weg Richtung Downtown FMB. Nach 10 Minuten erreichten wir das Wahllokal von Fort Myers Beach und wir waren mal so frei und fuhren auf den Parkplatz. Es war kurz vor 11 Uhr und vor dem Eingang warteten die Leute geduldig auf den Moment, in dem sie ihre Stimme abgeben durften. Die Schlage war so um die 100 Meter lang und einige Menschen vertrieben sich die Wartezeit in dem sie, in der Schlange stehend, ein Buch lasen. Auch das wäre bei uns unvorstellbar…nicht das Lesen, aber ich würde niemals in einer Schlange stehen und darauf warten, dass ich ein paar Kreuzchen machen dürfte. Unvorstellbar…schon allein deshalb, weil unsere Einwohnerzahl keine Schlange von 100 Metern entstehen lassen würde :022:

Wir setzten unserern Cruise fort und wechselten aber schon bald die Richtung, da sich über Sanibel ein Unwetter in Form von dunklen Wolken ankündigte. Ein Stück fuhren wir direkt am Meer vorbei, denn die fetten Reifen ließen uns spielend auf dem Sandstrand vorwärts kommen. Der Wind wurde etwas stärker und wir wechselten jetzt wieder vom Strand auf die Straße. Wir wollten noch ein paar Postkarten kaufen und evtl. eine Kleinigkeit essen. Als wir gerade nach geeigneten Postkartenmotiven Ausschau hielten, kam der Regen auch schon herunter. Wie man das aus Amerika kennt: übergroß…Tropfen so groß wie Wassereimer:0096: und nach zwanzig Minuten war alles vorbei. Wie schön, dass Beachcruiser keine Schutzbleche hatten, so fuhren wir im Schrittempo durch die Pfützen und waren hinterher trotzdem auf dem Rücken besprenkelt.

Im Hotel fassten wir dann den Plan, heute mal das Kajak auszuprobieren, wir waren ja eh nass :0141: Wir fragten Greg, ob er Lust hätte, uns zu begleiten. Zögernd sagte der schließlich zu, er hatte zwar auch in Kanada mehrere Boote, aber diese wären irgendwie anders. Was er damit meinte, erfuhren wir erst später. Wir hatten ein 2er Boot und paddelten schon mal eine Proberunde, ich sah, wie Greg sein Kajak Richtung Wasser trug. Dann hörten wir plötzlich ein lautes Plaaaaatsch…und ich schaute mich um: „Ah…Greg hat das Boot ins Wasser geschmissen.“ Wir paddelten weiter, dann kam auch Greg schon angepaddelt, er sah irgendwie anderes aus…seine Haare waren so nach hinten gegeelt. Tztz….fürs paddeln frisiert der sich??? Aber moment…sein Gesichtsausdruck…irgendwie blickte er wie ein begossener Pudel. Das traf es dann eher, denn er hatte keine neue Frisur, sondern war einfach samt Boot ins Wasser gefallen und war von Kopf bis zu den Zehen nass :mrgreen: Auf meine Frage, die ich gar nicht stellen mußte, antwortete er zerknirscht: Yes! Ich prustete leise los…

Wir paddelten aus der Wasserstraße heraus Richtung Bay, doch Greg war die Lust vergangen. Er meinte "I'm to fat for this type of boat" und nahm wieder Kurzs auf's Hotel. Wir fuhren aber weiter und konnten so noch ein paar schöne Fotos vom Sonnenuntergang und von der Vogelwelt machen…das Pelikanbild hatte es uns besonders angetan :007: Bevor uns die Dunkelheit den Weg zum Hotel erschweren würde, ruderten wir zurück. Jetzt war es Zeit für eine Dusche und ein leckeres Abendessen. Wir wählten wieder die Tiki Bar, in der Hoffnung, dass dort wieder der Punk abgehen würde. Doch heute war keine Live-Musik und daher war die Gästeanzahl doch eher überschaubar. Das Essen schmeckte, wie auch beim ersten Besuch, wieder vorzüglich und 2 Biere später fieberten wir am Hotel schon dem Ausgang der Wahlen entgegen.

Um 10 Uhr gesellte sich Paul aus Melbourne/Fl. zu uns, dieser war mit seinem Ü50 Baseball-Team zu einem Turnier in Fort Myers. Greg und er tauschten sich jetzt intensiv über Baseball aus und wir konnten nur staunend zu hören. Witzigerweise war auch ein Team aus Gregs Heimatstadt Windsor beim Turnier dabei. Irgendwann wechselte aber die Stimmung, denn nun unterhielt man sich über die Präsidentschaftswahl. Greg war ganz unserer Meinung, dass Obamas Wahlsieg besser für die USA und auch für den Rest der Welt sei. Paul aber war Romney Anhänger und brachte mit seinen Ansichten Greg zur Weißglut. Ich glaube wir in Europa sind zu weit weg, um da mitdiskutieren zu können. Bevor das Ergebnis feststand, verabschiedete sich Paul, denn er musste am anderen Tag früh aufstehen. Um 23 Uhr Ortszeit stand dann fest, dass Obama wiedergewählt wurde. Wir jubelten und schickten einen imaginären Stinkefinger zu Paul :mrgreen: Ziemlich klipperklar wanderten wir kurz nach Mitternacht ins Bett :003:
 

pangmann

Well-Known Member
Die Reise geht langsam zu Ende!
Mittwoch, 07.11.2012 Everglades und Loop Road

Kaum zu glauben, aber der letzte Tag in Fort Myers Beach war angebrochen. Heute war unsere Weiterfahrt Richtung Everglades geplant. Wir fielen sehr früh aus dem Bett und wunderten uns über einen heftigen Kater, konnten uns über dessen Herkunft aber nicht mehr so recht erinnern :009:

Nach dem Frühstück hatten wir schnell unsere Koffer gepackt und machten uns auf dem Weg nach Everglades City. Ich hatte zwar schon 2 Airboat Touren gemacht, wollte dies aber unbedingt nochmal wiederholen. Aus diversen Flyern hatten wir uns Doug’s Airboat Tour ausgeguckt. Um kurz vor 11 hatten wir das Ticketbüro erreicht. Es lag am Ortseingang von Everglades City. Wir buchten die Tour und mußten ca. 15 Minuten warten. Obwohl es sehr heiß war, entschieden wir uns, eine Jacke überzuziehen, denn alle Captains liefen mit dicken Anoraks rum.

Um viertel nach 11 nahm uns Captn. Dwain in Empfang und wir bestiegen zusammen mit 2 Frauen aus der Schweiz das Boot. Dwain ermahnte uns, die cool im Haar getragene Brille lieber aufzusetzen oder in die Jackentasche zu packen. Außerdem sollten wir die Kopfhörer aufsetzen, da es ziemlich laut werden würde. Bevor wir lospreschten, machte es sich ein Pelikan vor meinen Füßen bequem. Ich rückte ein Stück von ihm weg, aber er tippelte mir hinterher. Ich hatte zwar keinen Angst, aber sein Riesenschnabel und seine Größe, besonders weil er nur ca. 20 cm von mir entfernt saß, flössten mir einen Riesenrespekt ein. Dwain merkte das und meinte: wenn er dich stört, scheuche ihn einfach weg. Haha…der Witzbold…wie soll ich denn Riesen-Tweety wegscheuchen!!! Eher würde ER mich auf die hintere Bank scheuchen. Sabine bekam einen Lachanfall, ja, sie hatte gut lachen, denn ihr kam er ja nicht hinterher. Sie machte natürlich wieder Foto um Foto. Ich lächelte zwar, aber das war nur gute Mine zu bösem Spiel. Schließlich nahm ich das Seil, welches das Boot normalerweise am Steg befestigt, in die Hand und zog kurz daran. Blitzschnell machte sich Pelikan Pelle dann doch von dannen.

Jetzt konnten wir beruhigt unsere Tour fortsetzen. Vorschriftsmässig hatten wir die Sonnenbrillen weggepackt und die Ohrschützer aufgesetzt. Zusätzlich schloss ich noch den Reißverschluß meiner Jacke. Nach 10 Minuten schippern aus dem Hafengelände ging es in tunnelartige Verzweigungen. Dwain gab ein wenig Gas und mal hatten wir mehr mal weniger Platz an den Bäumen. Diese flitzten an uns vorbei und durch die Motoren- sowie Windgeräusche kam man sich vor wie in einem Videospiel….rooooaaaar….pling-pling…..rooooarrrrrr….rang-dang-dang. Dann verlangsamte Dwain die Fahrt bis fast zum Stillstand. Wir kamen auf eine Lichtung, die aussah wie ein großer See.

Von links kam ein weiters Airboat angeprescht. Da die Fahrer per Funk miteinander verbunden sind, konnte der Kapitän uns auf sein Vorfahrtsrecht hinweisen, er schickte dazu noch ein wenig Gischt in unsere Richtung. Dwain gestikulierte uns, dass wir unsere Ohren wieder vor dem Lärm schützen sollten, dann gab er schon Vollspeed. Mit hohem Tempo fuhr er eine enge Kurve und von unserer eigenen Welle bekamen wir dann jede Menge Wasser vor die Füsse gespült. Das Boot tauchte vorn regelrecht unter. Ich grinste zu Sabine und wir zeigten beide durch Daumen hoch, dass es genau nach unserem Geschmack lief. Dwain nahm Notiz davon und war jetzt in seinem Element. Einige Male wiederholte er dieses Manöver. Zum Schluß fuhr er eine große Kurve und wir drifteten über das Wasser. Es fühlte sich an, als würden wir über einen unebenen Holzboden rattern….von wegen „Wasser hat keine Balken“:mrgreen:

Dann nahmen wir wieder Kurs auf die Mangroventunnel, mal langsam, mal etwas schneller und schon kam wieder ein See zum Vorschein. Am rechten Ende stand ein weiteres Airboat und der Kapitän winkte uns zu sich rüber. Er hatte wohl einen Aligator entdeckt. Wir steuerten auf sie zu und Dwain rief „Gator on 12 o’clock“. Am Rand lag ein großes Exemplar Ali-Gatorus. Wir fuhren langsam heran und die Echse wurde zigmal auf Speicherkarte gebannt. Unbeeindruckt von unserem Interesse bewegte er sich überhaupt nicht. Ohne die geschulten Kapitänsaugen hätten wir das Tier für einen Baumstamm gehalten. Dann erzählte uns Dwain noch den Unterschied zwischen Krokodilen und Aligatoren, was ich ziemlich interessant fand. Anhand von Auskünften vom anderen Airboatkapitän fuhr Dwain an die gegenüberliegende Seite des Sees. Dort sollte sich wohl ein Riesen-Gator aufhalten.

Dwain stoppte den Motor und wir ließen uns an den Rand treiben. Er stieg von seinem Sessel und brach einen Zweig ab. Das war wohl der Lockruf für Rocky Racoon. Ein Waschbär flitzte vom Baum herunter Richtung Dwain. Er war nur einen Meter von mir entfernt und hatte sooooo ein süßes Gesicht. Dwain holte eine Dose Fruchtsaft und öffnete sie. Der kleine umklammerte die Dose mit seinen Krallen und schlürfte O-Saft. Das ganze Boot machte wieder AAAAHHH – OOOOOOHHHH :002: Es war so putzig anzusehen, wie sehr ihm der Saft mundete. Dwain füllte dann den Saft in eine PET-Flasche, weil er Angst hatte, der Kleine würde sich am scharfen Dosenrand verletzen. Dann kam sogar ein zweiter angeklettert. Während Dwain den neuen Waschbären fütterte wollte der zweite schon in unser Boot hüpfen, was Dwain aber durch einen beherzten Tritt gegen die Bordwand verhinderte. Wir grinsten ob der Kaltschnäuzigkeit der frechen Tierchen. Die beiden bekamen jetzt abwechselnd das Fläschchen, während der Eine trank leckte der Andere sich verzückt die beschlabberten Pfoten.

Irgendwann kam uns auch der Aligator wieder in Erinnerung. Dwain warf den Zweig nach ihm, doch er bewegte sich kaum. Er war wohl angefressen, weil ihm die Racoons die Show gestohlen hatten. Nun war es Zeit für die Rückfahrt. Wieder wählte Dwain mit Tunnelblick die rasante Durchfahrt durch das verzweigte enge Kurvenlabyrinth und nach knapp einer Stunde waren wir zurück im Hafen. Dort konnte man noch die obligatorischen Fotos mit einem Babyaligator machen, es gab einen 3 Jährigen, dem das Maul mit einem Gummi versperrt wurde und einen ganz kleinen, der noch nicht wußte, wozu seine vielen scharfen Zähne gut sind.

Die Zähne brachten uns auf die Idee, doch langsam nach etwas eßbarem Ausschau zu halten, denn mittlerweile hatten wir die Mittagszeit schon überschritten. Wir fuhren in die Stadt :035: und machten erstmal an der Feuerstation halt. Diese hatte ein tolles Logo und ich fotografierte wieder die Fahrzeuge sowie die Station. Mein Bruder würde Augen machen. Auch die Firefighter machten Mittagspause und ließen sich die Pizza schmecken. Ich störte sie nur ungern, doch auf meine Frage nach einem Ärmelabzeichen bekam ich wieder 2 verschiedene überreicht mit vielen Grüßen nach Deutschland.

Die Feuerwehrleute hatten uns auf die Idee gebracht, uns bei Subway eine Pizza zu bestellen. Diese schlangen wir im Auto herunter und verließen nach kurzer Pause Everglades City. Wir hatten noch vor, die Loop Road in Richtung Miami zu befahren, jene sagenumwobene und viel gepriesene Schotterpiste, auf denen schon dutzende Touristen verschwanden und nie mehr wiederkehrten…:0096: War nur Spass :mrgreen:! Im Internet hatten wir viel über diese Loop Road gelesen, uns interessierte sie, weil man hier die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld erleben konnte. Auf dem Weg dorthin hätten wir fast ein weiteres Highlight verpasst: das kleinste Postamt der USA. Wenn nicht ein Auto dort am Rand gestanden hätte, ich wäre vorbeigrauscht. Doch so konnten wir noch rechtzeitig den Blinker setzen und das kleine Gebäude von nahem betrachten.

Fünf Minuten später gab es schon den Abzweig zur Loop Road. Wir bogen rechts ab und blieben erst mal stehen. Ich weiß nicht worauf wir warteten, aber es kam auch nichts und niemand und so fuhren wir im Schritt-Tempo die ersten Meter über die Schotterstraße. Man konnte meilenweit geradeaus schauen aber nichts war zu sehen, kein Mensch, kein Tier, kein Auto…nur wir…im Mietwagen, obwohl man mit diesen dort nicht fahren solle. Die ersten Meilen fuhren wir auch sehr vorsichtig und blickten immer mal wieder nach rechts oder links…nix…nur Schotter, Grünstreifen und Bäume. Den ersten Aligator erblickten wir nach ca. 7 Meilen Rumpelfahrt. Nach dem 9. oder 10. hielten wir schon gar nicht mehr an…die bewegten sich eh nicht. Sabine meinte schon, ob jemand aufblasbare Aligatoren hier abgelegt hätte. Sie änderte ihre Meinung, als ein Gator aus dem Wasser schnellte und nach einem Vogel schnappte.

Unsere Ausbeute an tierischen Lebewesen war leider nicht so groß, wie ich es aus anderen Reiseberichten kenne. Eine Schlange, die mitten auf der Straße lag, zwang mich dazu, aus dem Auto zu steigen, da Sabine sich weigerte. Als ich vor ihr stand sah ich im Display des Fotoapparates die Schlange, sowie nicht weit von ihr entfernt meine Füße, die in Flip-Flops steckten :depp: Das animierte mich dazu, nur ein schnelles Kurzportrait von diesem Tier zu machen und zurück zum Auto zu eilen. Ohne Blessuren oder Bißwunden verließen wir die Loop Road und bewunderten noch die Villen der Miccosukee Indianer am Ende der unbefestigten Straße. Diesen schien es durch die Einnahmen der Spielkasinos ziemlich gut zu gehen, denn die Häuser waren ziemlich neu, groß und mindestens 2 oder 3 Autos parkten davor. Am witzigsten fand ich die Flagge des Stammes. Ich dachte schon: was macht die Deutschland fahne hier? Und wieso hat man die nicht richtig ausgeschnitten, denn oben war noch ein weißer Zippel dran? :003:

Da wir noch kein Hotel im Miami hatten, setzten wir unsere Fahrt fort und hatten leider das Pech, dass am Tamiani Trail unheimlich viel gebaut wurde. Ca. 2 Stunden brauchten wir von der Loop Road bis nach Miami Beach. Dort steuerten wir ein Hotel an, welches leider für diese Zeit ausgebucht war. Langsam fing es an dunkel zu werden und wir wollten beim nächsten Hotel zuschlagen. Kurz hinter einer Mautbrücke zwischen Miami Beach und North Miami fanden wir dann auch eine Unterkunft. Dazu aber im nächsten Bericht mehr:0096:
 
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