Die Reise geht langsam zu Ende!
Mittwoch, 07.11.2012 Everglades und Loop Road
Kaum zu glauben, aber der letzte Tag in Fort Myers Beach war angebrochen. Heute war unsere Weiterfahrt Richtung Everglades geplant. Wir fielen sehr früh aus dem Bett und wunderten uns über einen heftigen Kater, konnten uns über dessen Herkunft aber nicht mehr so recht erinnern
Nach dem Frühstück hatten wir schnell unsere Koffer gepackt und machten uns auf dem Weg nach Everglades City. Ich hatte zwar schon 2 Airboat Touren gemacht, wollte dies aber unbedingt nochmal wiederholen. Aus diversen Flyern hatten wir uns Doug’s Airboat Tour ausgeguckt. Um kurz vor 11 hatten wir das Ticketbüro erreicht. Es lag am Ortseingang von Everglades City. Wir buchten die Tour und mußten ca. 15 Minuten warten. Obwohl es sehr heiß war, entschieden wir uns, eine Jacke überzuziehen, denn alle Captains liefen mit dicken Anoraks rum.
Um viertel nach 11 nahm uns Captn. Dwain in Empfang und wir bestiegen zusammen mit 2 Frauen aus der Schweiz das Boot. Dwain ermahnte uns, die cool im Haar getragene Brille lieber aufzusetzen oder in die Jackentasche zu packen. Außerdem sollten wir die Kopfhörer aufsetzen, da es ziemlich laut werden würde. Bevor wir lospreschten, machte es sich ein Pelikan vor meinen Füßen bequem. Ich rückte ein Stück von ihm weg, aber er tippelte mir hinterher. Ich hatte zwar keinen Angst, aber sein Riesenschnabel und seine Größe, besonders weil er nur ca. 20 cm von mir entfernt saß, flössten mir einen Riesenrespekt ein. Dwain merkte das und meinte: wenn er dich stört, scheuche ihn einfach weg. Haha…der Witzbold…wie soll ich denn Riesen-Tweety wegscheuchen!!! Eher würde ER mich auf die hintere Bank scheuchen. Sabine bekam einen Lachanfall, ja, sie hatte gut lachen, denn ihr kam er ja nicht hinterher. Sie machte natürlich wieder Foto um Foto. Ich lächelte zwar, aber das war nur gute Mine zu bösem Spiel. Schließlich nahm ich das Seil, welches das Boot normalerweise am Steg befestigt, in die Hand und zog kurz daran. Blitzschnell machte sich Pelikan Pelle dann doch von dannen.
Jetzt konnten wir beruhigt unsere Tour fortsetzen. Vorschriftsmässig hatten wir die Sonnenbrillen weggepackt und die Ohrschützer aufgesetzt. Zusätzlich schloss ich noch den Reißverschluß meiner Jacke. Nach 10 Minuten schippern aus dem Hafengelände ging es in tunnelartige Verzweigungen. Dwain gab ein wenig Gas und mal hatten wir mehr mal weniger Platz an den Bäumen. Diese flitzten an uns vorbei und durch die Motoren- sowie Windgeräusche kam man sich vor wie in einem Videospiel….rooooaaaar….pling-pling…..rooooarrrrrr….rang-dang-dang. Dann verlangsamte Dwain die Fahrt bis fast zum Stillstand. Wir kamen auf eine Lichtung, die aussah wie ein großer See.
Von links kam ein weiters Airboat angeprescht. Da die Fahrer per Funk miteinander verbunden sind, konnte der Kapitän uns auf sein Vorfahrtsrecht hinweisen, er schickte dazu noch ein wenig Gischt in unsere Richtung. Dwain gestikulierte uns, dass wir unsere Ohren wieder vor dem Lärm schützen sollten, dann gab er schon Vollspeed. Mit hohem Tempo fuhr er eine enge Kurve und von unserer eigenen Welle bekamen wir dann jede Menge Wasser vor die Füsse gespült. Das Boot tauchte vorn regelrecht unter. Ich grinste zu Sabine und wir zeigten beide durch Daumen hoch, dass es genau nach unserem Geschmack lief. Dwain nahm Notiz davon und war jetzt in seinem Element. Einige Male wiederholte er dieses Manöver. Zum Schluß fuhr er eine große Kurve und wir drifteten über das Wasser. Es fühlte sich an, als würden wir über einen unebenen Holzboden rattern….von wegen „Wasser hat keine Balken“
Dann nahmen wir wieder Kurs auf die Mangroventunnel, mal langsam, mal etwas schneller und schon kam wieder ein See zum Vorschein. Am rechten Ende stand ein weiteres Airboat und der Kapitän winkte uns zu sich rüber. Er hatte wohl einen Aligator entdeckt. Wir steuerten auf sie zu und Dwain rief „Gator on 12 o’clock“. Am Rand lag ein großes Exemplar Ali-Gatorus. Wir fuhren langsam heran und die Echse wurde zigmal auf Speicherkarte gebannt. Unbeeindruckt von unserem Interesse bewegte er sich überhaupt nicht. Ohne die geschulten Kapitänsaugen hätten wir das Tier für einen Baumstamm gehalten. Dann erzählte uns Dwain noch den Unterschied zwischen Krokodilen und Aligatoren, was ich ziemlich interessant fand. Anhand von Auskünften vom anderen Airboatkapitän fuhr Dwain an die gegenüberliegende Seite des Sees. Dort sollte sich wohl ein Riesen-Gator aufhalten.
Dwain stoppte den Motor und wir ließen uns an den Rand treiben. Er stieg von seinem Sessel und brach einen Zweig ab. Das war wohl der Lockruf für Rocky Racoon. Ein Waschbär flitzte vom Baum herunter Richtung Dwain. Er war nur einen Meter von mir entfernt und hatte sooooo ein süßes Gesicht. Dwain holte eine Dose Fruchtsaft und öffnete sie. Der kleine umklammerte die Dose mit seinen Krallen und schlürfte O-Saft. Das ganze Boot machte wieder AAAAHHH – OOOOOOHHHH
Es war so putzig anzusehen, wie sehr ihm der Saft mundete. Dwain füllte dann den Saft in eine PET-Flasche, weil er Angst hatte, der Kleine würde sich am scharfen Dosenrand verletzen. Dann kam sogar ein zweiter angeklettert. Während Dwain den neuen Waschbären fütterte wollte der zweite schon in unser Boot hüpfen, was Dwain aber durch einen beherzten Tritt gegen die Bordwand verhinderte. Wir grinsten ob der Kaltschnäuzigkeit der frechen Tierchen. Die beiden bekamen jetzt abwechselnd das Fläschchen, während der Eine trank leckte der Andere sich verzückt die beschlabberten Pfoten.
Irgendwann kam uns auch der Aligator wieder in Erinnerung. Dwain warf den Zweig nach ihm, doch er bewegte sich kaum. Er war wohl angefressen, weil ihm die Racoons die Show gestohlen hatten. Nun war es Zeit für die Rückfahrt. Wieder wählte Dwain mit Tunnelblick die rasante Durchfahrt durch das verzweigte enge Kurvenlabyrinth und nach knapp einer Stunde waren wir zurück im Hafen. Dort konnte man noch die obligatorischen Fotos mit einem Babyaligator machen, es gab einen 3 Jährigen, dem das Maul mit einem Gummi versperrt wurde und einen ganz kleinen, der noch nicht wußte, wozu seine vielen scharfen Zähne gut sind.
Die Zähne brachten uns auf die Idee, doch langsam nach etwas eßbarem Ausschau zu halten, denn mittlerweile hatten wir die Mittagszeit schon überschritten. Wir fuhren in die Stadt :035: und machten erstmal an der Feuerstation halt. Diese hatte ein tolles Logo und ich fotografierte wieder die Fahrzeuge sowie die Station. Mein Bruder würde Augen machen. Auch die Firefighter machten Mittagspause und ließen sich die Pizza schmecken. Ich störte sie nur ungern, doch auf meine Frage nach einem Ärmelabzeichen bekam ich wieder 2 verschiedene überreicht mit vielen Grüßen nach Deutschland.
Die Feuerwehrleute hatten uns auf die Idee gebracht, uns bei Subway eine Pizza zu bestellen. Diese schlangen wir im Auto herunter und verließen nach kurzer Pause Everglades City. Wir hatten noch vor, die Loop Road in Richtung Miami zu befahren, jene sagenumwobene und viel gepriesene Schotterpiste, auf denen schon dutzende Touristen verschwanden und nie mehr wiederkehrten…
War nur Spass
! Im Internet hatten wir viel über diese Loop Road gelesen, uns interessierte sie, weil man hier die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld erleben konnte. Auf dem Weg dorthin hätten wir fast ein weiteres Highlight verpasst: das kleinste Postamt der USA. Wenn nicht ein Auto dort am Rand gestanden hätte, ich wäre vorbeigrauscht. Doch so konnten wir noch rechtzeitig den Blinker setzen und das kleine Gebäude von nahem betrachten.
Fünf Minuten später gab es schon den Abzweig zur Loop Road. Wir bogen rechts ab und blieben erst mal stehen. Ich weiß nicht worauf wir warteten, aber es kam auch nichts und niemand und so fuhren wir im Schritt-Tempo die ersten Meter über die Schotterstraße. Man konnte meilenweit geradeaus schauen aber nichts war zu sehen, kein Mensch, kein Tier, kein Auto…nur wir…im Mietwagen, obwohl man mit diesen dort nicht fahren solle. Die ersten Meilen fuhren wir auch sehr vorsichtig und blickten immer mal wieder nach rechts oder links…nix…nur Schotter, Grünstreifen und Bäume. Den ersten Aligator erblickten wir nach ca. 7 Meilen Rumpelfahrt. Nach dem 9. oder 10. hielten wir schon gar nicht mehr an…die bewegten sich eh nicht. Sabine meinte schon, ob jemand aufblasbare Aligatoren hier abgelegt hätte. Sie änderte ihre Meinung, als ein Gator aus dem Wasser schnellte und nach einem Vogel schnappte.
Unsere Ausbeute an tierischen Lebewesen war leider nicht so groß, wie ich es aus anderen Reiseberichten kenne. Eine Schlange, die mitten auf der Straße lag, zwang mich dazu, aus dem Auto zu steigen, da Sabine sich weigerte. Als ich vor ihr stand sah ich im Display des Fotoapparates die Schlange, sowie nicht weit von ihr entfernt meine Füße, die in Flip-Flops steckten
Das animierte mich dazu, nur ein schnelles Kurzportrait von diesem Tier zu machen und zurück zum Auto zu eilen. Ohne Blessuren oder Bißwunden verließen wir die Loop Road und bewunderten noch die Villen der Miccosukee Indianer am Ende der unbefestigten Straße. Diesen schien es durch die Einnahmen der Spielkasinos ziemlich gut zu gehen, denn die Häuser waren ziemlich neu, groß und mindestens 2 oder 3 Autos parkten davor. Am witzigsten fand ich die Flagge des Stammes. Ich dachte schon: was macht die Deutschland fahne hier? Und wieso hat man die nicht richtig ausgeschnitten, denn oben war noch ein weißer Zippel dran? :003:
Da wir noch kein Hotel im Miami hatten, setzten wir unsere Fahrt fort und hatten leider das Pech, dass am Tamiani Trail unheimlich viel gebaut wurde. Ca. 2 Stunden brauchten wir von der Loop Road bis nach Miami Beach. Dort steuerten wir ein Hotel an, welches leider für diese Zeit ausgebucht war. Langsam fing es an dunkel zu werden und wir wollten beim nächsten Hotel zuschlagen. Kurz hinter einer Mautbrücke zwischen Miami Beach und North Miami fanden wir dann auch eine Unterkunft. Dazu aber im nächsten Bericht mehr