Und genau da müsste angesetzt werden, denn dass das Umlagesystem nicht auf Dauer funktioniert (und ja schon lange an seine Grenzen gestoßen ist und steuerlich gestützt wird), das wussten schon die "Gründerväter" der Bundesrepublik, die das System eingeführt haben und seinerzeit direkt dazusagten, dass das System alsbald gegen ein langfristig taugliches System ausgetauscht werden müsse. (nur leider hatte bislang keine Regierung den Arsch in der Hose, eine derart unpopuläre Reform anzufassen.)
Na ja, ganz so einfach ist es ja nun auch nicht. Grundsätzlich sind die Einwände ja vollkommen richtig, aber politisch ist das ja nicht ganz so gelaufen.
Ursprünglich war die Rente ja mal anders konzipiert (noch von Bismarck) bis sie Adenauer dann 1957 auf den sogenannten Generationenvertrag umgestellt hat und das bis dahin im Rentenfonds angesparte Geld für systemfremde Dinge ausgegeben hat anstatt es als Grundlagefinanzierung zu nehmen. Legendär seine (aus damaliger Sicht verständliche) Fehleinschätzung "Kinder kriegen die Leute immer" (das war noch vor möglicher Geburtenkontrolle durch Chemie :035
. Und als sich das System dann mal halbwegs wieder stabilisiert hatte kam der dicke Helmut und hat das Geld wieder systemfremd für die Kosten der deutschen Einheit ausgegeben. Also ganz so schlecht wie es gemacht wird müsste das System nicht sein wenn da nicht immer wieder jemand daran Selbstbedienung betrieben hätte.
Als nächster Punkt die Sache mit dem "Arsch in der Hose": Bei der Umstellung vom umlagenfinanzierten System auf ein steuergestütztes muss
mindestens eine, vermutlich aber 2-3 Generationen eine Doppelbelastung ertragen, nämlich die Finanzierung des alten Systems bis deren Nutznießer "ausgestorben" sind und die Kosten des neuen Systems für diejenigen, die nach der Umstellung Rentner werden. Abgesehen davon, dass das ein wirtschaftlicher Kraftakt werden wird haben Politiker ja auch immer noch das Problem das sie gewählt werden müssen - derjenige, der den Leuten vor der Wahl sagt, dass sie danach extrem finanziell belastet werden dürfte einen schweren Stand haben - dazu müsste erstmal die Bevölkerung (und nicht nur die Politiker) die Problematik nicht nur erkannt haben sondern auch in Angriff nehmen wollen.
Versuche gab es ja schon einige und ein Einstieg ist ja auch schon gemacht (Riester-Rente) - aber wenn das sozialverträglich ablaufen soll, dann dauert das halt ein paar Generationen.
Immer wieder (und dasnun schon seit Jahrzehnten) zu argumentieren, dass man Kinder in die Welt setzen müsse, um die Renten der vorigen Generation(en) zu finanzieren, ist betriebsblind. Genau das sollte man eben nicht tun - stattdessen sollte man dieses unsinnige Umlagesystem endlich abschaffen (in Rente schicken, haha), und durch eine steuerfinanzierte Grundrente mit zusätzlicher privater Vorsorge ersetzen. Alles andere ist Quark und all denen gegenüber, die heute einzahlen und langfristig ohnehin nicht mehr als eine Grundrente erhalten können, unfair.
Das heißt, man sollte keine Kinder mehr in die Welt setzen und das Problem löst sich dann durch das Aussterben der menschlichen Rasse?
Interessante Theorie :035:
Nein, im Ernst: Natürlich ist diese Umstellung notwendig, schon alleine auf Grund der demoskopischen Veränderung in der Alterspyramide, sonst muss in 50 Jahren ein arbeitender Mensch 2 Rentner miternähren. Nur eine Problematik übersiehst Du leider in dem Modell noch: Wer erwirtschaftet denn die Steuern dann, aus denen die Renten bezahlt werden? Das sind doch auch unsere Kinder und Kindeskinder, nicht die Rentner selber (selbst wenn sie Steuern zahlen). Oder hoffst Du, das es so viele steinreiche Rentner mit hohen Einkommen gibt, das deren Steuern die Renten der weniger begüterten mitfinanzieren?
Dasselbe gilt ja auch für die Anlagen, die man heute aus Erspartem macht und von denen man später im Alter leben will: Den Wertzuwachs und die Rendite muss ja auch jemand erwirtschaften - und auch das werden unsere Kinder und Kindeskinder sein. Wenn sich Krösus Major heute seine 40% des Gehaltes in die Matratze steckt, dann wird er da in 30 Jahren nach Abzug der Inflation nicht mehr sehr viel von haben - also wird das angelegt werden und die Rendite in Zukunft auch von unseren Kindern mit erwirtschaftet werden.
Also so oder so: Ohne die Kinder wird kein System so funktionieren - das bleibt Fakt.
Nebenbei sei bemerkt, dass man in den Flugzeugen auch Kindern ganz anderer Nationen (oben sind Inder erwähnt) auftauchen können - die haben oft Formen der Alterssicherung die noch viel mehr von den Kindern abhängig sind. Deutschland oder die USA sind ja nicht der Nabel der Welt......
Und wenn mal die steuerfinanzierte Grundrente da ist, dann wird hoffentlich auch endlich dieser gehässige Fingerzeig auf die Kinderlosen aufhören. (Der geht mir sowieso auf den Keks. Als wenn die Bekinderten sich vollkommen selbstlos und allein aus Gründen der gesamtgesellschaftlichen Rentensicherung fürs Kinderhaben entschieden hätten... Nein, die haben sich aus ebenso egoistischen Gründen für Kinder entschieden, wie (gewollt) Kinderlose sich gegen Kinder entschieden haben.)
Vor allem hört dann vielleicht mal die letztlich um drei Ecken anklingende Argumentation "... weil meine Kinder mal deine Rente bezahlen, dürfen sie dir heute auf den Sack gehen und sich daneben benehmen und gegen deinen Flugzeugsitz treten, soviel sie wollen", auf. (Und nur der Form halber: Meine Rente zahle ich, und sonst niemand. Darf ich jetzt gegen den Flugzeugsitz irgend eines Kindes treten?)
Stimmt: Die meisten "Bekinderten" (zu denen ich auch gehöre) haben sich aus ganz anderen Gründen für Kinder entschieden. Ob das nun egoistische sind sei mal dahingestellt, aber ganz sicher haben die Gedanken an meine Rente damit absolut nichts zu tun gehabt :035: (zumal ich noch nie in die Rentenversicherung eingezahlt habe, da ich noch nie abhängig beschäftigt war). Und ich verlange auch von niemanden das er auf meine oder andere Kinder Rücksicht nimmt weil die mal seine Rente erwirtschaften.
Ich verlange einfach Rücksichtnahme bzw. Kompromissbereitschaft
weil Kinder keine Menschen 2. Klasse sind und ihre Rechte, Bedürfnisse, Emotionen nicht einen Deut weniger wert sind als die von Erwachsenen. Das Recht eines Kindes sich bewegen zu wollen, seinen Gefühlen Ausdruck verleihen zu wollen usw. sind nicht das kleinste bisschen weniger wert als das Recht eines Erwachsenen ungestört arbeiten, lesen oder Filme gucken zu können.
Und da, wo diese Interessen aufeinanderstoßen müssen eben
gleichberechtigte Kompromisse gefunden und ausgehandelt werden.
Nach meinen Erfahrungen ist das auch gar kein Problem wenn man das direkt mit den Kindern (nicht den Eltern) anspricht und sich mit denen vernünftig und auf gleicher Ebene unterhält anstatt von oben herab etwas zu fordern oder anzuordnen. Oft mischen sich dann die Eltern zwar ein, aber wer selber Kinder hat weiß um den Effekt, das Argumente dritter Personen viel eher auf fruchtbaren Boden fallen als die der Eltern, mit denen ja immer ein gewisser "Machtkampf" herrscht (egal in welchem Alter).
Und ein gut erzogenes Kind ist nicht etwa eines, was zu allem Ja und Amen sagt und sich jeder Anweisung fügt, sondern eins was aufnahmebereit und verständig ist ud in seiner Erziehung gelernt hat nicht nur seinen Kopf durchsetzen zu wollen sondern auch die Bedürfnisse anderer zu akzeptieren und Kompromissen zustimmen zu können. Auch das ist in großem Maße altersunabhängig.
Leider scheinen viele Leute zu glauben, die Erziehung eines Kindes wäre die gleiche wie die eines Hundes: Nur bedingungsloser Gehorsam ohne nachzudenken
Wo sollten dann wohl die mündigen Erwachsenen herkommen? Mit 18 macht es dann "Plopp" und die können das Alles?