Ratgeber: Günstig einkaufen im Ausland
von Tobias Weidemann, Ramon Schwenk
07.05.2008, 11:30 Uhr
Wer PCs oder Unterhaltungselektronik im Ausland kauft oder bestellt, kann viel Geld sparen. Lesen Sie, was Sie dabei beachten müssen.
Gerade einmal 64 Euro-Cent ist der US-Dollar derzeit wert (Stand: 7.5.2008). Was den an Exporten interessierten Unternehmern schlaflose Nächte bereitet, kommt Urlaubern und Schnäppchenjägern, die per Versand einkaufen, gerade recht. Ob sich der Kauf in den USA oder im EU-Ausland finanziell rechnet, hängt von einigen Faktoren ab, die wir hier für Sie zusammengestellt haben.
Um herauszufinden, ob sich der Aufwand lohnt, Unterhaltungselektronik und PC-Technik im Ausland zu bestellen oder von der nächsten Dienstreise oder aus dem Urlaub mitzubringen, sollten Sie den Markt in Deutschland gut kennen. Erste Anlaufstelle sind hier Preisvergleichs-Websites wie
guenstiger.de,
smartshopping.de,
shopping.com oder
geizhals.at. Diese Spezial-Portale sammeln ständig die aktuellen Preise bei Hunderten von Online-Shops und stellen eine Suchfunktion zur Verfügung, mit der Sie die Angebote bequem analysieren. Die Preisvergleichs-Dienste finanzieren sich über Provisionen, die ihnen die Händler für neu vermittelte Kundschaft bezahlen. Praktisch sind Preisvergleichs-Portale auch, um sich einen Marktüberblick zu verschaffen. Hier finden Sie nämlich auch Bewertungen von Kunden, die das Produkt bereits erworben haben, und oftmals auch Testergebnisse aus Fachzeitschriften.
Versandkosten einrechnen: Achten Sie beim Preisvergleich auf die Versandkosten. In vielen Fällen liegen sie im zweistelligen Bereich - ein klares Argument für Händler, die zumindest Waren ab einem bestimmten Bestellwert versandkostenfrei zustellen. Um im Preisvergleich möglichst weit oben zu stehen, senken manche Händler nämlich den Preis bis zum äußersten. Den dadurch entstehenden Verlust holen sie durch überhöhte Versandkosten wieder herein.
Günstig shoppen in der Fremde
Ein kurzer Preisvergleich zeigt: In Deutschland zahlen Sie, von einigen Ausnahmen abgesehen, höhere Preise für viele elektronische Produkte als anderswo. Wen wundert es da, dass der eine oder andere auf die Idee kommt, sein Handy in Österreich oder sein Notebook in den USA zu kaufen. Noch schwieriger als hierzulande ist es, für den Kauf im Ausland den richtigen Händler zu finden. Preisrecherche-Portale für US-Anbieter finden Sie natürlich im Internet, etwa bei
shopping.com (Länderauswahl oben),
pricescan.com oder
pricegrabber.com.
Nicht nach Deutschland: Bei einigen Produkten unterbindet der Hersteller den internationalen Versand aufgrund von nationalen Lieferverträgen. So können Sie etwa den Apple iPod nicht übers Internet im Ausland kaufen. Sie werden aber keine Probleme haben, das Gerät beim nächsten Urlaub zu erwerben. Zahlreiche Versender - darunter oft die günstigsten - bieten die Lieferung ins Ausland erst gar nicht an. Werfen Sie bei der Preisrecherche also erst mal einen Blick in die Versandbedingungen.
Einkaufen in den USA ist übrigens gleich aus mehreren Gründen interessant. Zum einen ist der Dollarkurs derzeit extrem niedrig. Zum anderen sind viele Produkte zuerst in den USA erhältlich, bevor sie in die europäischen Läden kommen.
Technische Unterschiede: Einige weitere Punkte sollten Sie vor dem Bestellen klären. Lässt sich das Produkt am deutschen Stromnetz problemlos betreiben? Häufig, jedoch nicht immer, liegen Geräten Universal-Netzteile bei, die sowohl für 110 Volt als auch für 230 Volt verwendet werden können. Andernfalls kommen noch Kosten für das deutsche Netzteil hinzu, das in vielen Fällen über Händler bei Ebay erhältlich ist. Klären sollten Sie auch, ob der Hersteller eine weltweite Garantie anbietet. Die kann im Schadensfall bares Geld wert sein, da es sich oftmals nicht lohnt, ein defektes Gerät ins Ausland zurück zu schicken.
QWERTY-Tastaturlayout
Bei Computern und Notebooks kommt noch die Tastaturbelegung hinzu. Amerikanische Tastaturen besitzen ein anderes Layout: Y und Z sind getauscht, und auch diverse Sonderzeichen befinden sich an anderen Stellen. Das lässt sich zwar per Software umstellen. Dennoch sind die Tasten anders bedruckt.
Wie Sie auch auf einer amerikanischen Tastatur die deutschen Umlaute erreichen, lesen Sie in unserem Tipp.
Rechnen müssen Sie in jedem Fall mit höheren Versandkosten. Diese variieren von Anbieter zu Anbieter, aber auch das Gewicht und die Wegstrecke, die die Sendung zurücklegen muss, spielen eine Rolle. Anders als hierzulande gibt es in den USA oft keine Versandkostenpauschale. Die Kosten hängen vielmehr mit der Bestellsumme zusammen - je nach Anbieter berappen Sie zwischen 7 und 16 Prozent des Warenwertes. Innerhalb der Europäischen Union (EU) fallen im Durchschnitt doppelt so hohe Versandgebühren wie innerhalb Deutschlands an. Vergleichen Sie daher in jedem Fall die Versandkosten der ausländischen Anbieter.
Bankgebühren: In Ihre Kalkulation einfließen müssen auch die Bankgebühren. Fragen Sie bei Ihrer Bank nach, ob eine Überweisung oder die Zahlung per Kreditkarte oder
Paypal für Sie günstiger ist. Bei Zahlungen innerhalb der EU kommen Sie in der Regel mit der EU-Überweisung am besten weg. Diese darf nämlich nicht teurer sein als eine innerdeutsche Überweisung. Hierfür erfragen Sie die IBAN und die BIC/SWIFT Ihres Händlers, also die international gültige Kontonummer und Bankleitzahl.
Fußangel Zollgebühren
Beim Import von Waren nach Deutschland kann der Zoll die Gesamtkosten der Bestellung in die Höhe treiben. Beim Handel innerhalb der EU gibt's eine klare Regelung. Bei Bestellungen von Privatpersonen gilt das "Kauflandprinzip". Das heißt, Sie zahlen etwa bei einem Anbieter aus Großbritannien den dort gültigen Mehrwertsteuersatz von 17,5 Prozent. Die deutsche Mehrwertsteuer fällt nicht mehr an. Die Sendung geht zudem direkt zu Ihnen nach Hause und muss nicht mehr durch den Zoll - ein großer Vorteil des Europäischen Binnenmarktes.
Ordern Sie im Nicht-EU-Ausland, muss der Anbieter die Bestellung eigentlich als mehrwertsteuerfreies Exportgeschäft betrachten und Ihnen eine Nettorechnung stellen. Große Versender handeln entsprechend; bei kleineren Anbietern dagegen müssen Sie die Mehrwertsteuer oft doppelt bezahlen, also im In- und Ausland.
Zoll ab 22 Euro Warenwert: Importieren Sie als Privatmann Ware aus einem Nicht-EU-Land, gibt es eine Geringwertigkeitsgrenze. Wenn der Gesamtwert der von Ihnen importierten Produkte einschließlich Versandkosten unter einem Betrag von 22 Euro bleibt, werden keine Einfuhrumsatzsteuer und kein Zolltarif erhoben. Übersteigt der Wert der Ware zuzüglich Versandkosten die 22-Euro-Grenze, ist es wahrscheinlich, dass sich das zuständige Zollamt mit einer grünen Hinweiskarte bei Ihnen meldet.
Warengruppe finden: Bei der Verzollung kommt's auf die Art der Ware an. Für welche Waren Zoll zu entrichten ist und wie viel Prozent vom Warenwert Sie berappen müssen, ist kompliziert. Die gute Nachricht: Die meisten elektronischen Geräte sind zollfrei. Den Zolltarif einer Ware ermitteln Sie über den Taric-Code. Kontaktieren Sie dazu die
Zoll-Infostelle in Frankfurt.
Vorsicht, Falle: Sollte eine zollpflichtige Sendung unkontrolliert durch den Zoll gelangen, sind Sie als Käufer der Ware verpflichtet, die Sendung aus eigenen Stücken nachzuverzollen, Sie machen sich sonst wegen eines Steuervergehens strafbar. Es gab bereits Fälle, in denen Ebay-Verkäufer Waren nicht ordnungsgemäß deklariert hatten. Als der Zoll dies feststellte, wurden auch die übrigen Transaktionen unter die Lupe genommen, und die Betroffenen mussten
nachträglich Zollgebühren entrichten.