Noch so eine Geschichte von George S.
Georgios Savvidis
7. August um 10:53
Eine Geschichte, die nur das Leben so schreiben kann!!!
Gestern, 06 August. Gegen spät nachmittags kommt ein junger Mann zu Check In. Er möchte nach London und hat im Flugzeug, auf dem Weg von Italien nach Frankfurt, seinen Pass vergessen. Zuvor hatte er stundenlang versucht das Problem irgendwie selbst zu lösen. Nach einer langen und erfolglosen Suche trifft er auf eine reizende Kollegin am LH Check In die sich seiner annimmt. Etwas später sitzt er im FM Büro. Dort setzen die FM's alle Hebel in Bewegung um den verlorenen Pass zu finden. Fraport Fundstelle, LH Fundstelle, LH lost and found, Cockpit und Kabine, IOCC, Gepäckumschlagplatz usw. Doch der Pass wollte nicht auftauchen. Ich kam zum FM Büro und sah dort einen wohl gekleideten jungen Mann sitzen. Ganz ruhig, ganz in sich ruhend mit einem Buch in der Hand. Byron, das war auf dem Deckblatt des Buches zu lesen. Ich war beeindruckt! Und während alle, emsig wir die Bienen versuchten etwas zu erreichen, saß er da, ganz in seiner Mitte. Und seine Ruhe übertrug sich auch auf uns. Der Pass war nicht aufzufinden! So als ob er vom Erdboden verschlungen worden war. Unser nächster Gedanke war, wir rufen bei LH in London an und erkundigen ob man uns dort zumindest die Telefonnummer von der Einwanderungskontrolle gebe kann, damit wir da anrufen und uns erkundigen welche Optionen es noch gibt. Gedacht, gesagt, getan. Der Zuständige dort war sehr kooperativ, auch wenn er unzählige Fragen gestellt hat und sogar selbst mit dem Gast sprechen wollte. Irgendwann, war er dann soweit das er sich nur noch die Erlaubnis seine Vorgesetzten holen musste und die Einreise ohne Pass zu genehmigen. Doch leider machte und sein Vorgesetzter ein Strich durch die Rechnung. Nicht dass die Einwanderungsbehörde nicht wollte, sondern sie darf es nicht genehmigen. Früher war das wohl anders aber heute ist es nun mal so. Wer keine gültigen Ausweisdokumente hat, kann nicht einreissen, auch wenn es der eigene Staatsangehöriger ist. Und jetzt? Also haben wir mal bei der britischen Botschaft in Berlin angerufen da lief eine Ton Ansage und der Hinweis an wen man sich bei Notfällen wenden kann. Aber der Verlust eines Passes es ist kein Notfall im tatsächlichen Sinne. Er Todesfälle, Unfälle und Krankheiten. Der junge Mann blieb weiterhin ganz ruhig und besonnen. Wir haben das immer wieder bewundert und waren irgendwie völlig fasziniert von seiner Haltung! Nächster Schritt, noch mal den Rucksack aus leeren. Vielleicht ist der passt doch irgendwo im Rucksack zu finden. Auf die bitte hin dies zu tun, sagt der junge Mann ob es möglich wäre den Müll einmal kurz zu haben hätte da noch ein paar Sachen die er entsorgen muss. Irgendwie war ich doch überrascht, dass er alle seine Papierschnipsel nicht früher entsorgt hatte und ich schaute ihn etwas verdutzt an. Daraufhin sagte er mir, dass er leider keinen Mülleimer gefunden hatte und er wollte die Sachen nicht einfach irgendwo entsorgen. Wahnsinn! In so einem Moment bleibt er weiterhin ganz ruhig und erklärt mir wieso weshalb und weswegen. Und so brachte das eine Wort das andere und wir hatten wirklich ein ganz tolles Gespräch, daran werde ich mich sicherlich für immer erinnern. Von den gesamten Abenteuer ganz zu schweigen.
Trotzdem, irgendwie war ich von Anfang an der Meinung dass der Pass nicht unwiederbringlich verloren gegangen war. Gegen dieses Gefühl konnte ich mich einfach nicht wehren und erfahrungsgemäss weiss ich, dass meine Intuition immer richtig liegt! Zum Glück teilten auch die FM's dieses Gefühl. Und was sollen wir jetzt machen?
Wir haben uns den Umlauf des CityLine Flugzeugs angeschaut. Nach der Landung in Frankfurt wurde das Flugzeug nach Köln überführt. Nach Köln? So ein Zufall aber auch. Und so ein Zufall dass ich zwar in Frankfurt arbeite aber in Köln wohne. Wahrscheinlich ahnt ihr es schon. Doch wie kontaktiert man Lufthansa CityLine in Köln? Was für ein Zufall, dass im Spätdienst eine FM im Dienst war, die ursprünglich aus Köln kommt. Sie ist erst vor wenigen Wochen von Köln nach Frankfurt gewechselt. Sie hat uns die richtigen Telefonnummern gegeben und so landeten wir letztendlich bei der LH Technik in Köln. Dort teilte man uns mit, dass das Flugzeug sich in der Technikhalle aufhielt. Leider ist die Halle verschlossen und wir müssen bis morgen früh warten. Meine Nerven! Aber wenn etwas nicht sein soll, dann wird es auch nicht sein. Da hat das Leben seine eigene Gesetze und die muss man befolgen, ob es einem gefällt oder nicht, das will ich keiner wissen. Also haben wir dafür gesorgt dass der junge Mann einigermassen gut unterkommt und haben den Fall an den Frühdienst weitergegeben. Heute Morgen habe ich mit den FM's am Check In im Frühdienst telefoniert. Beim ersten Anruf wusste man nicht ob der Pass aufgetaucht ist. Beim zweiten Telefonat gab es dann endlich die erlösende Nachricht. Der Pass ist gefunden worden. Wie gesagt es gibt keine Zufälle und ich habe mich dann zeitig brav in die S-Bahn gesetzt und bin zum Flughafen Köln/Bonn gefahren um den Pass dort abzuholen. Jetzt habe ich den Pass in der Hand und wie schön, dass mein ICE Richtung Frankfurt auch am Flughafen Köln/Bonn hält. Den jungen Mann hab ich bereits kontaktiert und er ist auch auf dem Weg zum Flughafen Frankfurt. In ein paar Stunden wird sein Flugzeug Richtung London starten und wenn er dort angekommen ist, dann wird er sicherlich sagen "Was für ein Abenteuer!" Doch Lufthansa hat es irgendwie hinbekommen und das Unmögliche möglich gemacht. Ich bin auch überzeugt davon, dass er sich für den Rest seines Lebens an diese Erfahrung erinnern wird. Alles für diesen Moment? Ich würde sagen, alles für dieses Erlebnis! Und sollte mir noch mal jemand vorwerfen, dass wir keinen Fünf Sterne Service anbieten, so kann er oder sie sich diesen Spruch mit Verlaub und Respekt - in die Haare schmieren - so wie wir das hier in Köln zu sagen pflegen! An dieser Stelle auch ein riesengrosses Dankeschön an alle Beteiligten die es möglich gemacht haben, dass dieser Fall zu einem unvergesslichen Abenteuer mit einem Happy End geworden ist.
Das ist das,was uns am meisten Spass macht.
Probleme lösen auf dem kleinen Dienstweg,kreativ sein.
Und schön,wenn am Ende alles geklappt hat,und keiner weiß,warum.
Ich seh schon,das wird ein langer Thread.
Rainer