Tipp Massachusetts-Quer durchs Indianerland

Claudia

Power-Mom und Moderatorin
Moderator
Massachusetts
Quer durchs Indianerland


Eine der beliebtesten Autorouten an der Ostküste Amerikas ist der Mohawk Trail, der durch das Revier der Appalachen führt.



Hinter der Kurve steht er breitbeinig vor einem übergroßen Wigwam an der zweispurigen Straße: in voller Montur, mit cremefarbener Fransenjacke, hellbrauner Hose, Mokassins. Und vor allem mit gewaltigem Federschmuck, der von der Stirn bis hinunter zur Ferse reicht. Er spricht kein Wort, hält in der rechten Hand einen Speer, und nur die Truckfahrer rauschen ungerührt an dem Indianerhäuptling bei Shellburne Falls am Mohawk Trail in den Appalachenwäldern vorbei. Bei allen kleineren Fahrzeugen flackern kurz und ein wenig irritiert die Bremslichter auf, ehe die Autos auf Wochenendausflug dann doch rechts auf den Parkplatz unmittelbar hinterm Häuptling einbiegen, um sich den Mann mit der dunkelroten Gesichtshaut aus der Nähe anzuschauen.



Zwischen den Beinen des Riesenindianers spielen diesen Vormittag Kinder, und irgendein Papa fotografiert seine Kleinen schon mal fürs Familienalbum. Die beiden Jungs tragen selber Federschmuck und schauen respektvoll zu dem knapp fünf Meter großen Pappmaché-Mörtel-und-Lack-Riesen am Straßenrand auf: erster Boxenstop im Indianerland des US-Ostküstenstaates Massachusetts.

Großartige Natur – fast wie im Kino

Im angrenzenden Souvenirshop gibt es Bildbände über die Mohawks, dazu Reiseführer über die Appalachen, Wanderkarten für die Berkshires, Bücher zur Pilzbestimmung, handgeschnitzte Friedenspfeifen und Plastik-Tomahawks: Kurzum alles, was man irgendwie brauchen kann, wenn man mitten im Indianerland unterwegs ist.

Als 63 Meilen langes Band, das sind knapp über 100 Kilometer, windet sich der nur zwei schmale Fahrspuren breite Trail durchs einstige Stammesgebiet der Mohawk-Indianer zwischen den Ortschaften Greenfield und Williamstown gut drei Fahrtstunden östlich der Küstenstadt Boston, drei nordöstlich von New York. Seit 1914 ist der Trail asphaltiert, und als erster „Scenic Road“ der USA ausgewiesen: eine Straße zum typisch amerikanischen „Autowandern“, zum Erfahren im ständigen Wechsel mit Stopps auf Rastplätzen und überschaubaren Wanderungen in den Wäldern rechts und links der Strecke.

Auch die Siedler benützten einst diesen Pfad

Jeder Blick durch die Windschutzscheibe auf die Landschaft ist wie großes Kino – als ob draußen ein Film nach dem anderen abgespielt wird, vom Roadmovie bis zum Western, vom Sielmann-Tierfilm bis zum Abenteuer-Thriller, von „Nell“ bis „Der letzte Mohikaner“. Als ob der Wagen durch ein riesiges Autokino tourt und dabei von einer 360-Grad-Leinwand umgeben ist, die sich mitbewegt: mit Geruch, mit Aussteigen und Anfassen. Und mit viel Glück sogar mit leibhaftigem Schwarzbär, der am Deerfield River nach Forellen angelt und sich eilig Richtung Dickicht trollt, sobald er sich zu sehr beobachtet fühlt.

Zurück führt der Trail auf einen jahrhundertealten Pfad der Mohawk-Indianer, über den auch die ersten vor allem englischstämmigen Siedler in der Region weiter nach Westen vordrangen. So touristisch die Strecke als Naherholungsziel der Bostonians und New Yorker inzwischen ist, so sehr ist sie noch immer Handelsweg zu den Kleinstädten entlang des Weges und damit auch Truck-Route. Trotzdem konnten Anwohner jeden Ausbau der Piste verhindern und den Charme der Strecke wahren.

Mehr zu diesem Thema gibt es hier....

http://www.focus.de/reisen/reisefue...ens-vorbereitet-auf-touristen_aid_317216.html

....zu lesen :001:

Quelle: www.focus.de
 
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