Kurz erklärt: Grundnahrungsmittel Erdnussbutter
August 23, 2006
Das wohl albernste Vorurteil über die USA ist die Idee, Amerikaner würden den ganzen Tag Hamburger, Hot Dogs und Doughnuts in sich hineinstopfen. Das mit Abstand wichtigste Nahrungsmittel des Alltags ist vielmehr Erdnussbutter.
Deutsche, besonders Westdeutsche, verbinden mit Erdnussbutter meist eine ölige, fast schleimige, übel riechende Paste aus den Niederlanden namens
pindakaas (”Erdnusskäse”), mit dem die Indonesier die Holländer für deren Sünden als Kolonialherren bestrafen. Amerikanische Erdnussbutter ist dagegen cremig und gleichmäßig püriert, per
Vorschrift. Zu den bekanntesten Marken gehören
Jif und
Skippy. Es gibt traditionell zwei Varianten:
creamy (auch
smooth genannt) und
crunchy, also mit Erdnuss-Stückchen.
Die wichtigste Anwendung von Erdnussbutter ist der
peanut butter and jelly sandwich, abgekürzt PBJ, PBJS oder PB&J. Er stellt zudem die einzige diesem Autor bekannte Entschuldigung für die Existenz dieser weißen, leicht gummiartigen Substanz dar, die in den USA als Brot verkauft wird: Erdnussbutter schmeckt nur damit. Auf Grau- oder gar Schwarzbrot kommt sie einfach nicht.
Die
Zubereitung eines PBJ ist denkbar einfach: Zwei Scheiben Brot, Erdnussbutter, Marmelade, aber
keine Butter - der germanische Reflex, sofort Butter oder Margarine auf jede offenliegende Scheibe Brot zu schmieren, ist Amerikanern fremd. Die Beliebtheit von PBJs soll
auf den Zweiten Weltkrieg zurückgehen, als der hohe Proteingehalt bei geringem Preis wichtig war. Seitdem gilt es als fast unmöglich, junge Amerikaner ohne große Mengen von PBJs aufzuziehen. Kinder mit einer Nussallergie haben es in den USA schwer.
Erdnussbutter besetzt also die kulinarische Nische, die in Deutschland Nutella einnimmt. Das ist zwar besser für die Zähne, aber schlechter für das Herz, weswegen es inzwischen Varianten wie
low fat und
low sodium (Salz) gibt. Kenner ziehen es vor, einfach nicht ewig zu leben.
Eine ganz besondere Anwendung von Erdnussbutter zum Schluss: Die Ehrenwerte Mutter hat eine Vorliebe für Erdnussbutter auf Apfelstücken, die zu Schulzeiten bei den deutschen Freunden dieses Autors schon vom Anblick her reihenweise Ohnmachtsanfälle verursachte. Es ist ein
acquired taste, oder wie es in Kochbüchern so schön heißt, eine Spezialität.