Viele meinen es liegt daran, dass es uns immer noch zu gut geh...mag sein, aber ich denke eher, dass es unsere Mentalität ist. Wir sind einfach träge geworden und das liegt wahrscheinlich wiederum daran, dass es uns jahrelang viel besser ging, als unseren europäischen Nachbarn (die skandinavischen Länder jetzt mal ausgenommen).
Na ja was soll´s...ändern können wir es eh nicht.
Ich sehe das etwas anders. Wo bzw. in welcher Hinsicht sind wir denn träge geworden? Wo geht es denn anderen Ländern besser als uns bzw. den Menschen dort? Wenn Skandinavien immer als Beispiel für bessere soziale Sicherheit genommen wird: Bist Du denn auch bereit, dafür eine Staatsquote von ca. 60% zu akzeptieren, Abgaben von teilweise 65% zu zahlen und alles vom Staat vorgeben zu lassen?
Wenn wir so träge geworden sind - wieso kommen wir dann besser als so ziemlich alle anderen Länder durch die Wirtschaftskrise, ist das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt besser erholt als bei den Nachbarn?
Stichwort GEZ: Klar, das nervt die meisten - aber dadurch haben wir (ob man das nun glauben mag oder nicht) mit das beste "freie" Fernsehprogramm was man in Europa kriegen kann, in Qualität und Vielfalt. In fast allen anderen Ländern muss man horrende Beträge an private Anbieter zahlen um vernünftiges Programm zu sehen, da ist Sky ein echtes Sonderangebot gegen....
Klar, in Frankreich prostestieren die häufiger und stärker - aber auch nur, weil die unser Niveau in großen Teilen nicht annähernd haben. Ich arbeite in einer Firma mit einem französischen Ableger - und wie ich schon mal gesagt habe würden fast alle dort liebend gerne mit den deutschen Kollegen die Verträge tauschen, weil sie dann bei gleicher Arbeit erheblich besser dastünden.
Als Selbstständiger bin ich ja gewohnt mich um meine Sachen selber zu kümmern - viele Angestellte sehen gar nicht mehr, was ihnen alles abgenommen wird und wo sie eine unglaubliche soziale Sicherheit haben. Natürlich könnte man die Abgaben auch senken und alles nur noch nach Bedarf zahlen: Schule, Einsatz von Polizei oder Feuerwehr, kommunale Bürgerdienste, Straßenmaut, ÖPNV ohne Zuschüsse usw.
Wenn man da auf die gleiche Qualität und den gleichen Bedarf kommt, dann wird das kaum wesentlich günstiger zu haben sein als momentan über die Steuerfinanzierung - und nebenbei würden viele allgemeine Interessen vollkommen unter den Tisch fallen weil die Unternehmen nur noch profitorientiert arbeiten würden und sich grundsätzliche Überlegungen wie Ökologie, Kultur, soziale Gerechtigkeit usw. zu Gunsten des Profits unter den Tisch fallen würden. Das wäre dann Sozialdarwinismus pur - ein Paradies für leistungsfähige Egoisten und die Hölle für unterprivilegierte und Menschen mit geringeren Fähigkeiten. Wie lange die sich so eine soziale Schere angucken würden bevor es zu (gewalttätigen) Protesten kommen würde sei mal dahingestellt - ich würde in so einer Gesellschaft nicht leben wollen.
Um das ganz klar zu sagen: Natürlich bin ich auch nicht mit allem einverstanden was die Politik mach und wie sie mit dem Geld umgeht, ganz und gar nicht. Aber ich finde, die letzten 60 Jahre hat es doch ganz gut geklappt, die Dinge innerhalb des Systems von innen heraus so zu verändern, dass es uns immer noch besser geht als den meisten anderen auf dieser Erde - warum sollte man das nicht weiter auf diesem Wege versuchen?