Also, ab heute stehe ich auf Seiten der Lufthansa.
Korrekt wäre wohl die Aussage: Auf der Seite der
Führungsebene von Lufthansa - denn Lufthansa als Unternehmen wird ja wohl eher durch die vielen Angestellten repräsentiert, ohne die die Manager auch keine Existenzberechtigung hätten und somit auch keinen Job....
Über den Verdienst zu diskutieren ist doch sowieso müßig, egal ob bei Lufthansa, bei Friseuren oder Sicherheitskräften: Den regelt einfach Angebot und Nachfrage - wenn es genügend Leute gibt die den Job für wenig Geld machen ist der Stundenlohn halt niedrig, wenn nicht muss eben mehr gezahlt werden. Wer will denn festlegen was wie viel wert ist? Ist es eine Damenfrisur mit Dauerwelle wert dafür 100€ zu bezahlen, die bequeme Abfuhr des Mülls zuhause kostet aber nur 20€ im Monat? Ist es in Ordnung wenn sich ein Straßenfeger bei Wind und Wetter draußen die Knochen mit schwerer Arbeit für 8-10€ in der Stunde kaputt macht während eine Chefsekretärin für Telefonieren, Termine machen und Kaffee kochen über 3 Mille im Monat nach Hause trägt?
Gerecht ist das alles nicht in meinen Augen - aber kennt jemand ein besseres System
was funktioniert?
Ich würde mir jedenfalls niemals anmaßen zu bestimmen das jemand gefälligst nicht streiken soll weil 11 oder 12 Euro in der Stunde doch gefälligst genug wären - ich finde das anmaßend sowas zu beurteilen. Wenn ich mal von Hamburger Verhältnissen ausgehe: Sagen wir 12€ in der Stunde bei einer 40-Stunden-Woche - das macht dann ca. 1900€ brutto maximal im Monat. Gehen wir von einem Alleinverdiener, unverheiratet aus - da bleiben dann nach den Abzügen rund 1280€ übrig. Bei Hamburger Mietpreisen kann man davon ausgehen, das Minimum 500€ für eine kleine 2-Zimmerwohnung weggehen - bleiben rund 780€, also 26€ pro tag des Monats. Davon müssen dann nicht nur die Nahrung und Kleidung bestritten werden sondern auch die Mobilität (Auto oder Nahverkehr), sämtliche privaten Versicherungen (außer KV), evtl. Altervorsorge, Freizeit, Urlaub, Möbel, Dinge des täglichen Bedarfs usw. usw.
Und in der Situation soll ich dem sagen er soll gefälligst mit dem zufrieden sein was er angeboten bekommt damit ich kein Ungemach bei meiner Reiseplanung habe? Sorry, aber da muss ich ganz einfach sagen: Warum in aller Welt sollte demjenigen
mein Egoismus wichtiger sein als
sein eigener?
Und das sage ich als jemand, der noch nie abhängig beschäftigt (angestellt) war, der noch nie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld bekommen hat sondern als Selbstständiger immer eher auf Seiten der Arbeitgeber gestanden habe weil ich immer für alles selbst aufkommen musste: Keine Dienstwagen, keine Weiterbildungen, keine sonstigen Vergünstigungen....
Trotzdem kann man sich ja der Tatsache bewusst sein das man auf relativ hohem Niveau jammert wenn man in der Lage ist sich Urlaube in Übersee leisten zu können (oder wo auch immer) und muss sein soziales Gewissen nicht mit der Einkommenssteuererklärung abgeben.
Um das nur noch mal ganz deutlich zu sagen: ich bin keiner der dafür ist das jedem das Geld hinten reingeblasen wird: Aber wenn jemand ~40 Stunden in der Woche vernünftig arbeiten geht, in welchem Job auch immer, dann sollte es zumindest dafür reichen halbwegs sorgenfrei davon leben zu können und evtl. sogar noch ein Kind groß zu ziehen - wenn das nicht gewährleistet ist, dann stimmt etwas nicht in unserer sozialen Struktur. Und deshalb finde ich es vollkommen in Ordnung wenn jeder seine ihm gesetzlich zur Verfügung stehenden Mittel auch ausschöpft um seine Situation zu verbessern - dafür gibt es diese ja.
Und um das auch mal klar zu sagen: Die Streikenden gehen dafür ja auch ein gewisses Risiko ein: Schließlich verdienen sie an Streiktagen nichts - und das Geld was sie aus der Streikkasse der Gewerkschaften bekommen haben sie ja auch selbst dort eingezahlt (nur Gewerkschaftsmitglieder bekommen das ja wenn sie streiken) - es sollte also nicht immer der Eindruck erweckt werden die Arbeitgeber müssten auch noch die Kosten dafür tragen...
Es bleibt ja jedem unbenommen in Zukunft andere Linien zu nutzen - aber die Entscheidung wie die Airlines zu führen sind sollte man schon den Verantwortlichen überlassen. Und soooo schlecht kann das bei LH ja nicht gewesen sein, sonst wäre man nicht in den meisten Rankings unter den Top 5....