Komplizierte Angelegenheit
Auch ich bin über die Ergebnisse, die von 'Entscheidungshilfen' wie dem Wahl-o-mat ausgespuckt werden, regelmäßig überrascht.
Eine klare Abgrenzung der politischen Parteien (zumindest der großen Parteien) ist zunehmend schwierig. Schließlich sind die unterschiedlichen Haltungen zu wichtigen Themen ja schon innerhalb einer jeweiligen Partei oftmals völlig unterschiedlich. Die rechten und linken Ränder gewinnen dadurch tendenziell dazu und man hat den Eindruck, je radikaler und einfacher eine Partei daherkommt, desto größere Zustimmung findet sie in der 'Volksseele'.
Durch nicht vorhersehbare Koalitionen nach der Wahl geht das letzte Stück gefühlte Sicherheit, was mit der eigenen Stimme passiert, noch weiter verloren.
Komplizierte Sachverhalte werden auf Schlagworte eingedampft - und die Lösung von Problemen oft genug denjenigen 'Experten' überlassen, die sich durch entsprechende Gesetzgebung die größten Vorteile verschaffen.
Auch wenn es mit einer Landtagswahl nur sehr bedingt zu tun hat, ist die Diskussion über die Rente ein schönes Beispiel. Wie sich das Rentensystem tatsächlich entwickeln wird, oder platt gesagt: ob und wieviel Rente man später mal bekommt, hängt so gut wie gar nicht von der Geburtenquote ab - sondern nur davon, wieviele sozialversicherungspflichtige Jobs es zum jeweiligen Zeitpunkt gibt und wie die Entlohnung für diese Arbeit aussieht. Und natürlich, ob der Staat über Steuergelder aus anderen Quellen genug Knete hat, die Rentenkassen entsprechend zu subventionieren. Warum sollten viele Kinder mit wenig, schlechtbezahlten Jobs besser sein als weniger Kinder mit gut bezahlten? Solange wir hier zunehmend Wertschöpfung in Billiglohnländern generieren lassen und nur von dem bisschen Marge leben, das als Differenz zwischen Import und inländischem Handel übrig bleibt, wird sich an der Beschäftigungssituation und damit am Zerfall der Sozialsysteme wenig ändern - egal ob wir viele, wenig oder gar keine Kinder mehr haben. Populärer ist es für Parteien natürlich, sich für oder gegen die Gleichstellung der Homo-Ehe zu positionieren.
Wenn man sich die Wahlplakate und Aussagen der Politik genauer ansieht, möchte man sagen: die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.
Viele Grüße
Effjott