Gerda
Well-Known Member
Huhu Claudia, danke fürs Abtrennen des Themas vom Einkaufs-Thread.
Die Unterschiede sind noch ganz anderer Art. Etwa der Art, dass Arbeitgeber sich in den USA nicht der gesetzlichen Zuzahlung zur KV entziehen können, indem sie ihre Mitarbeiter auf Teilzeit setzen. Vor allem aber gibt es in Deutschland ein steuerfreies Existenzminimum, soweit ich informiert bin, während in den USA schon der erste verdiente Dollar versteuert werden muss.Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied das es in D zusätzlich ein soziales Netz existiert was dem Namen wenigstens halbwegs gerecht wird - so können Personen die mit dem Mindestlohn nicht ausreichend verdienen zu sogenannten "Aufstockern" werden und zusätzlich zu ihrem geringen Arbeitslohn Sozialleistungen vom Staat bekommen.
Das trifft nicht nur auf die Mindestlöhne zu. Löhne hüben und drüben sind generell nicht 1:1 vergleichbar. Man muss in den USA erheblich mehr Geld verdienen, um ähnliche Absicherung zu erreichen wie in Deutschland.Das ist meines Wissens in den USA nicht so und insofern sind die Mindestarbeitslöhne in beiden Ländern durch die unterschiedlichen Randbedingungen nicht einfach 1:1 über den Betraf vergleichbar.
Klar habe ich paraphrasiert und überspitzt, aber der Kern der Aussage blieb ja da. Nur weil man die Aussage "vorsichtig formuliert" wird sie nicht weniger verächtlich.Das hast Du so sicher nicht ausgedrückt und Gerda hat es auch sicher drastisch formuliert, aber Deine Aussage ließ auch durchaus Interpretationsspielraum in dieser Richtung zu. Wenn es nicht so gemeint war, dann sollte die Formulierung vielleicht etwas klarer gewählt werden.....
Wäre pure Verzweiflung für Dich ein nachvollziehbares Motiv? Hier hat im Sommer in Kenwood ein neuer Walmart eröffnet, und die sind von Bewerbern geradezu überrannt worden: Florida hat eine faktische (nicht offizielle) Arbeitslosenquote im Bereich von 25 bis 30%. Und Arbeitslosengeld und Sozi werden in den USA anders als in Deutschland nicht unbegrenzt ausgezahlt. Hier ist das Arbeitslosengeld meist auf sechs Monate beschränkt (in Deutschland ist es, wenn ich nicht irre, mindestens ein Jahr), und die Sozi hat für Erwachsene eine "Lebenszeitbeschränkung" auf fünf Jahre. Wer also im Verlauf seines Erwachsenenlebens bereits fünf Jahre Sozi bezogen hat, der guckt in die Röhre (das ist ein Relikt der Clinton-Zeit, leider). Was sollen die Leute denn machen, wenn die Stellen rar sind und kein Geld da ist und außer Walmart niemand einstellt? Wer es sich leisten kann, der wird zumindest zum Teil ans College (zurück)gehen, um seine Qualifikationen zu verbessern, aber wer kann das schon? Eine akademische Ausbildung in den USA ist allen "Student Loan"- und "Financial Aid"-Programmen zum Trotz nach wie vor eine Sache für Leute, die Geld haben. Wer Geld hat, der arbeitet aber nicht bei Walmart, sondern zieht im Zweifel um in eine Region, in der die Arbeitsmarktlage besser ist. Unter Umständen kauft der aber bei Walmart und trägt damit zur weiteren Walmartisierung des Landes bei.Das wirft natürlich die Frage auf, warum dann überhaupt noch Leute bei Wal-Mart anfangen, wenn es bei den anderen Ketten so viel besser ist. Da könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dort gehen nur die hin, welche sie bei Aldi, Publix etc. nicht haben wollten; auch wenn man das vielleicht nicht ganz so despektierlich ausdrücken will wie Goofy.
Walmart nutzt das nicht nur aus, Walmart treibt es voran.Was wäre denn die Alternative – Arbeitslosigkeit? Nun, vielleicht ist genau das der Fehler im System. Hierzulande wären sich viele Menschen für Arbeit unter solch miserablen Bedingungen zu schade, weil ihnen der Staat ein gewisses Auffangnetz bietet, welches es eben in den USA so nicht gibt. Und das nutzt WM offenbar ebenso schamlos aus, wie besagte Menschen hier das soziale System ausnutzen.
Ich weiß nicht, was McD zahlt, vermutlich auch Mindestlohn. Das ist allerdings auch eine Kette, die ich mir allenfalls von außen angucke. Zugegeben, vor zwei Jahren habe ich mir da mal 'nen Eistee geholt.Aber, ohne jetzt von WM ablenken zu wollen – wie sieht es denn mit der Bezahlung z. B. bei McDonald´s aus? Werden die Beschäftigten dort nicht auch mit Hungerlöhnen abgespeist?
"Perfide" trifft es wunderbar.Das mit den Versicherungen wusste ich bisher nicht. Schon erstaunlich, auf was für Ideen manche Arbeitgeber kommen. Meiner bietet eine Vorsorgekasse für den Todesfall, damit man anständig unter die Erde kommt, und Wal-Mart bereichert sich noch dran… Ziemlich perfide.
Es waren vermutlich amerikanische Marken, aber hergestellt wurden die Sachen ganz sicher in China oder Bangladesch oder Indien. Ich bin sicher, dass es bei Walmart kein einziges Stück Textil gibt, das nicht in einem Niedrigstlohnland unter unwürdigsten Bedingungen hergestellt worden ist.Was die Herkunft der Artikel betrifft: da ich bisher außer mal nem T-Shirt oder nem Pack Socken kaum was anderes als Lebensmittel bei WM gekauft habe, habe ich da noch nie drauf geachtet. Bei den erwähnten Marken bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass sie US-amerikanischer Herkunft sind.
Zum Glück haben wir hier aber keine Themenzensur. Und Tehmen oder Beiträge, die Dich nicht interessieren, die musst Du ja nicht lesen. Ich lese hier auch viele Themen nicht.also ich finde solche Diskussionen haben eigentlich in diesem Forum nichts zu suchen.
So ist es, und so soll das auch bleiben. Aber darf man sich deswegen nicht darüber informieren, was hinter den Kulissen mancher Läden stattfindet, wenn man das gern möchte? Muss man, nur weil man im Urlaub ist, Scheuklappen tragen? Es gibt Menschen, die reisen nach Südafrika und schauen sich dort nicht nur den Krüger-Nationalpark, die herrlichen Weingüter, den Tafelberg und die wunderschöne viktorianisch geprägte Innenstadt von Kapstadt an, sondern unternehmen auch eine Tour in die Townships. Man einer interessiert sich eben auch für die "dunkle" Seite seines Ziellandes. Es bleibt Dir unbenommen, nur auf die Sonnenseite zu schauen und nur das zu sehen, was Du sehen möchtest. Aber erlaub doch bitte anderen, das anders zu handhaben.Zunächst kann ja jeder zum Glück da einkaufen wo er es besonders toll findet.