Das ein Helm sicherlich sinnvoll und speziell bei motorisierten Zweirädern eigentlich unerlässlich ist, das steht wohl außer Frage.
Aber das war in meinen Augen letztlich nicht Tom's Frage sondern vielmehr: Soll sowas gesetzlich geregelt werden?
Ich finde diese Reglementierungswut eigentlich ziemlich grausam und plädiere wo immer möglich für die Selbstverantwortung des Menschen. Mag sein, das ich da etwas zu blauäugig bin, wenn ich das dem Einzelnen überlasse, aber vielleicht liegt die Tatsache, dass das nicht bei jedem funktioniert auch mit daran, weil sie es nicht gelernt haben - haben lernen müssen.
Ich finde die Regelung mit der Versicherung gar nicht schlecht - solange sie konsequent durchgezogen wird. Soll doch jeder selber entscheiden, ob er seine Gesundheit riskieren will oder nicht. Darf er beim Rauchen, beim Saufen oder sonstwo doch auch - und das ist doch auch mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit tödlich, zumindest sterben hier in D sehr viel mehr Menschen an den Folgen von Tabakkonsum oder Alkoholismus als bei Verkehrsunfällen.
Es müsste nur sichergestellt und auch kommuniziert werden, dass im Schadensfall keine Versicherung und auch die Gemeinschaft nicht für die Folgen aufkommt - wer würde das Risiko dann noch eingehen? Doch nur noch die ganzen potentiellen Organspender, die auch jetzt schon (mit Helm) mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit bei uns durch die Marsch brettern und die anderen Verkehrsteilnehmer gefährden. Wir haben bei uns in der Nähe so eine gefährliche links-rechts-Kurve am Ende einer geraden Strecke, die oft durch Landwirtschaft verunreinigt ist, da haben sich schon mehrere dieser Spezialisten zu Tode gefahren, weil sie statt durch die Kurve geradeaus über einen Graben frontal in die gegenüberliegende Böschung geknallt sind - für die habe ich nicht eine Sekunde Mitleid, so traurig der Einzelfall für die Angehörigen und Freunde auch sein mag
Bei den Kindern sind letztlich die Eltern dafür verantwortlich. Meine Kinder haben auch bis zu einem gewissen Alter einen Fahrradhelm getragen (bzw. meine Tochter tut es noch) aber mein Sohn mit fast 13 muss das jetzt nicht mehr - das halte ich persönlich für übertrieben bei uns auf dem Dorf. In der Stadt oder mit einem Rennrad, mit dem er mit 40 km/h unterwegs wäre, da wäre das evtl. noch etwas anderes, aber bei uns auf dem Dorf zum Fussballtraining, zur Schule oder zu den Freunden braucht er das nicht mehr.
Was das Argument von Tom angeht, früher ging das auch anders: Bis zu einem gewissen Grad gebe ich Dir da recht, ich denke auch manchmal dass die Vorsicht und Fürsorge manchmal etwas übertrieben wird - auf der anderen Seite: Wenn wirklich mal etwas passiert macht man sich vermutlich Vorwürfe - dem geht man natürlich mit dieser Vorsicht aus dem Weg. Da ist sicherlich ein gewisser Balance-Akt angesagt, denn wie soll mein Kind später einmal für sich (und seine Kinder) Risiken kalkulieren und einschätzen lernen, wenn es gar nicht erst die Gelegenheit dazu bekommt? Außerdem: Haben wir es selber nicht alle gehasst bei unseren Eltern, wenn die uns viel zu ängstlich und übervorsichtig erschienen? Spätestens wenn sie volljährig sind, meist schon früher, versuchen sie es dann auf eigene Faust ohne vorher Erfahrungen sammeln zu können - ist das Risiko dann nicht viel größer?
Also versuche ich doch, solange ich noch Einfluss darauf habe darauf hinzuwirken, dass mein Kind Gelegenheit bekommt das bei (in meinen Augen) sinnvollen Gelegenheiten einzuschätzen - auch das gehört in meinen Augen zur Erziehung: Das Vorbereiten auf solche Situationen, in denen sie Risiken einschätzen und eigene Entscheidungen treffen müssen. Ich kann ja nicht verlangen, dass sie das auf einmal können, nur weil sie irgendwann volljährig sind....
Grundsätzlich sollte man bei der Einstellung "Ist bei uns früher doch auch gut gegangen..." aber mal fragen: Würdest Du heute noch ein Auto ohne ABS, ohne Airbag, Servolenkung usw. kaufen? Hat früher auch alles ohne funktioniert und wir leben noch, ich würde trotzdem nicht mehr drauf verzichten wollen.....
Also Fazit: Ich denke, man sollte nicht alles gesetzlich regeln sondern auch mal dem gesunden Menschenverstand eine Chance geben - und bei denjenigen, die das nicht kapieren reicht in meinen Augen (obwohl ich sonst ja sozial eingestellt bin
) auch ein "Wer nicht hören (denken) kann, der muss fühlen..." aus.
Just my 2 cents...
Gruß
Jochen