Reisebericht Krank im Urlaub

IngoFischer

Well-Known Member
Man freut sich auf die schönste Zeit des Jahres ... und dann passiert das, was man eigentlich nicht möchte. Man wird krank ... und das im Ausland.

Zunächst einmal kann ich allen Florida-Urlaubern aus eigener Erfahrung nun sagen: Blöd, dass es passiet, aber man wird optimal versorgt und betreut. Und sie sind alle super nett und hilfsbereit.

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Was war passiert? 06.11.13

Ich bin gerade als ich fertig war mit dem Streichen der Garagenwand mit der Leiter umgefallen und aus ca. 10 Fuss Höhe auf den driveway gestürzt. Einige werden sicher sagen: schön blöd, besser aufpassen ... aber "shit happens" und so das mir.

... und ich hatte mich so bemüht, dass keine Farbe auf den Beton des driveways kleckste, beim Sturz ergoß sich dann eine Viertel Gallone auf rund 6 m².

Meine Frau hat 911 angerufen und es dauerte dann rund 10 Minuten bis die Feuerwehr um die Ecke kam. Kurze Zeit später kam auch der Rettungswagen. Ganz großes Kino ... doch keiner der Nachbarn hat davon etwas mitbekommen.

Alle waren sehr bemüht und versorgten mich zunächst bei den offensichtlichen Verletzungen. 2 x Platzwunde am Auge, diverse Prellungen linksseitig und ein offensichtlich ledierter Arm (später Diagnose: Prellungen des Oberarms und Trümmerbruch im Handgelenk.).

In der Notaufnahme im Englewood Hospital wurde ich hervorragend versorgt: 4 schwestern und 2 Ärzte waren nur für mich da ... war mir aber eigentlich egal, da ich nach den ganzen Schmerzmittel, die ich erhielt, "high on emotion" war. Zum Röntgen kamen dann noch zwei Mitarbeiter. Ich bin erstaunt wie gut die Verständigung geklappt hat. Alles was nicht - bei mir - klar war, wurde solange umschrieben, bis es deutlich war.

Nach der Versorgung hat man mich entlassen, damit ich dann 2 Tage später zum Othopäden in der Klinik gehen sollte. Bis dahin sollten die schwellungen abklingen.

An der Kasse - auch die Krankenhäuser wollen leben - erhielt ich dann 80% discount als Barzahler. Ärtze kosten extra.

Das war der erste Tag meiner Krankenerfahrung in den USA.

Ich musste den Unfall ja nun auch meiner KV für den Auslandsaufenthalt melden. Das stand mir dann noch bevor. Weitere Untersuchungen dann am 08.11.

Ingo
 

Ariel

Well-Known Member
Nicht schön. Wie geht es dir denn heute? Heilt alles gut?

Gute Besserung und ich hoffe, dass ihr den Urlaub doch noch geniessen konntet.
 

IngoFischer

Well-Known Member
Tja, wie gesagt .... letztlich damit alles schön bleibt...

8.11.: Diagnose Trümmerbruch - OP erforderlich. möglich am Montag den 11.11.

Ich fragte was kostet, da ich zwar der Versicherung den Vorfall schob gemeldet habe, ich aber bei ambulanten Behandlungen erst einmal in Vorleistung gehen müsste. Da aber eine notwendige und empfohlene OP anstand braucht ich den Kostenvoranschlag für die Vers.: rund 1750 USD für den Doc und 8500 USD für das Krankenhaus. und ich musste noch am 08.11. entscheiden. Medizinisch sinnvoll unf empfohlen ... keine zwei Meinungen. JA OP!

Kaum zu Hause angekommen erhielt ich den Anruf von der Abrechnungsabtl. für den Doc und 5 Minuten später die Kasse vom Venice Hospital - beide wollten nur meine KreditkartenNr. - Leistung nur bei Vorkasse....

Gruß
Ingo
 

IngoFischer

Well-Known Member
Jetzt aber die "gute" Seite:

Am 9.11. erhielt ich zwei Anrufe des Hospitals aus Venice: 1. Die Aufnahmeschwester. Sie freue sich mir zu helfen und ich solle doch alles ganz ruhig angehen. Sie erklärte mir, was so passieren würde. Sehr nett!

2. Eine Verwaltungskraft vom Empfang: Da ich ja am 11.11. zur OP kommen würde, müsste ich zum check in mich am volunteers desk melden (Hä???). Dort würde mir dann geholfen. Da ich die Frage nach der Anreise mit dem Auto bejahte, sagte sie, ich solle keinen Parkplatz suchen, sobdern am Haupteingang vorfahren - dort wäre dann der Parkservice.


Am Sonntag folgte ein erneuter Anruf einer Schwester, die wissen wollte, wie es mir gehe.


Irgendwie spannend, so etwas machen deutsche Krankenhäuser alleine schon aus Personal- und Zeitnot bestimmt nicht.

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Danke an alle!

Wenns interessiert erzähle ich gerne weiter !
 

Florian B.

Well-Known Member
So blöd sich das jetzt anhört - ich finde diesen Erfahrungsbericht ganz interessant, auch wenn ich dir natürlich wünsche, dass Du ihn nicht hättest schreiben können... gute Besserung!
 

IngoFischer

Well-Known Member
Warten auf die OP.

Arbeiten am Haus, die ich machen wollte, musste ich nun an Handwerker vergeben - hat geklappt, da als ich sagte, dass ich nur noch eine Woche (Abreise am 16.11) in Rotonda sei und erzählte das ich den Unfall gehabt habe, sofortige Ausführung zusagten. Es tat allen so leid.

Und tatsächlich, der Maler für die Restarbeiten kam am Freitag un Samstag, Der Stucco-Handwerker war am Dienstag da und Donnerstag fertig. Klappte super!
 

hetisa

Well-Known Member
autsch! Gute Besserung!
Und alles Gute für die OP

bei mir auf Station wurde heute nicht einmal gewaschen :0391:, da diese total überfüllt ist und noch der Krankenstand ausbrach, bin 3h später vom Nachtdienst heim. Da bliebt der Patient auf der Strecke. Deine Erfahrungen hören sich interessant an
 
Zuletzt bearbeitet:

IngoFischer

Well-Known Member
11.11. der Tag der OP

Ich muss zugeben, dass ich doch etwas "sehr" aufgeregt war.

Die OP sollte um 13:00 sein, ich aber um 10:00 bein check in mich einfinden.

Kurz nach 9:00 sind wir dann losgefahren. Eingentlich zu früh, da das Vebice Hospital nur rund 28 km von unserem Haus weg ist. Irgendwie hatten wir aber keine Ruhe. Wir sind dann kuru nach halb 10 am Krankenhaus eingetroffen. Tatsächlich - Hauteingang - dort standen mehrere Mitarbeiter an einem desk und übernahmen von den Vorfahrenden die Autoschlüssel. Es erinnerte eher an ein Hotel anstatt eines Hospitals. Gibt man da eingentlich Trinkgeld??? Das blieb mir verborgen...

Wir gingen also in die Eingangshalle: sanfte Piano-Musik erklang aus den Lautsprechern - ich glaube es war die Titelmusik aus Titanic. Später erkannte ich auch noch memories aus cats - aber das nur so am Rande erwähnt. In der Mitte der Halle war der volunteer desk - was soll ich sagen - alte Leute in den 70er und 80ern. Die schicken mich zum check in. Rollstuhlfahrein und älter 70er. Ich musste mich eintragen und da es noch vor dem angesagten 10:00 - Termin war, durfte ich im Wartebereich auf dem Plüschsofa zwischen alten, älteren und noch älteren Leuten Platz nehmen.

Die Pianomusik umschmeichelte mein Ohr und ich konnte mich dem Eindruck in einmen Seniorenheim zu sein, nicht entziehen... nein es war die richtige Adresse und das richtige Krankenhaus.

Als ich so wartete, beobachtete ich die älteren Leute vom volunteer desk, wie sie eine Popcornmaschine aufbauten. War das wirklich ein Krankenhaus?

Ja, denn Punkt 10:00 wurde ich von einer Mitarbeitern des "Wegeservices" in einem pinken Kittel - es gibt extra Menschen, die die Kunden auf die Stationen führen - zur Station in die 4. Etage gebracht.

Die Farben der Kittel sind offensichtlich ein Zeichen für die Tätigkeit im Krankenhaus - fast wie bei Raumschiff Enterprise. pinke Kittel: Wege-/Begleitservice, hellblaue Kittel: Krankenschwesterhelferin, dunkelblaue Kittel: Krankenschwester, graue Kittel: Röntgen, lila Kittel . keine Ahnung, die waren wissentlich nicht an mir dran - könnte in Nakose passiert sein, blau/grau / weiss: Transportservice zwischen Station und OP, die Farbe des Putzpersonals habe ich vergessen: Ach ja die Ärzte - keine Kittel, sondern ganze Anzüge in dunkelblau.


Auf Station angekommen musste ich alle möglichen Fragebögen ausfüllen : Vorerkrankungen, Medikamente, Schmerzlokalisation, Einverständbiserklärungen ... rund 10 Unterschriften und 25 Seiten Formulare.

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kurze Pause - hat gerade geklingelt....
 

Capecoralfan

Well-Known Member
Ingo, ich drücke Dir ganz fest die Daumen und wünsche gute Besserung! Wenn man selbst solche Arbeiten am Haus verrichtet denkt man ja nicht daran, dass etwas passieren könnte. Ich bin auch schon mal von der Leite gefallen, allerdings in den Pool! Sanfte Landung, ohne Verletzungen! Alles Gute!!! LG,
 

IngoFischer

Well-Known Member
Auf Station:

1: Voruntersuchung mit der Krankenschwesterhelferin: Blutdruck, EKG, Urin, weitere Fragebögen
2: weitere Untersuchung mit Krankenschwester und weitere Fragebögen, Blutabnahmen

Danach wurde ich an die "Tagesklinik" übergeben:

Ich bekam ein Einzelzimmer, es folgte die Vorbereitung auf die OP (übrigens seit 0:00 nicht gegessen oder getrunken). Zugang legen - schwierig, da meine Venen nicht so wollten wie Krankenschwester Debby - also Stich mit Hilfe von Ultraschall und einer weiteren Schwester. ... und weitere Fragen für die Fragebögen. Damit das Zeitfenster eingehalten wurde kam noch die wohl dienstälteste Schwester, die ich je gesehen habe zur Unterstützung dazu. Es ging nicht wirklich schneller, da ich diese ältere Schwester nicht verstehen konnte, da sie entweder Angst hatte, dass die Dritten beim Öffnen des Mundes aus demselben fallen würden oder es sich um eine Art Krankenhaus-alte-Leute-Dialekt gehandelt haben muss, der meine Englisch-Kenntnisse verzweifeln ließ.

Nach rund 2 3/4 Stunde Vorbereitung kam dann George.

George war ein großer in die Jahre gekommener stattlicher Mann - nach Rücksprache 87 Jahre - und zuständig für meinen Transport von der Station zum OP im Erdgeschoss. Oha .... hoffentlich geht es zur OP für das Handgelenk und nicht sonst wo hin....

George freute sich, als er hörte, dass ich aus Deutschland komme. Er war auch ´mal in good old germany - nice place -but Berlin mit der Mauer, die armen Menschen in Ostdeutschland - das hat ihm sehr leid getan. Ich sagte ihm, dass es die Mauer heute nicht mehr gäbe.

George berichtete auf dem Weg zum OP Raum dass er schon 65 Jahre verheiratet sei. Er würde sich aber hier im Krankenhaus auch um die Angehörigen kümmern - er sei nebenberuflich Pastor. ...

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Im OP Vorbereitungsraum übernahm mich Stephanie - Ich glaube George mochte sie, weil er sie als "seine" beste OP-Schwester bezeichnete. Ich wurde entlang des Raumes nach hinten gefahren vorbei an rund fünf andere belegten Betten, dessen Insassen auf die OPs warteten. Angekommen an meiner Parkposition prüften zwei OP Schwesterm die Vollständigkeit der Papiere.

ach ja - ich sollte noch erzählen, dass ich seit Aufnahme in das Krankenhaus einen Plastikstreifen um mein gesundes Handgelenk getragen habe, auf dem mein Name, Geb.Dat. ein Bar Code mit PatientenNr. und der Name des behandelndenm Doc geschrieben stand. Jedesmal wennich an eine neue Schwester übergeben wurde, musste ich zur Sicherheit meinen Namen, mein Geb.Dat und den Namen des mich behandelden Arztes benennen. Das erscien mir zwar erst etwas komisch, fördert aber die Sicherheit, das Behandlung, Papiere etc. zum Patienten passen.

Einer de Nakoseärzte fragte was sei passiert: Ich erklärte zum gefühlten 50sten Mal meine Geschichte; erntete von allen Zuhörern ein oh i am so sorry und konnte nur zustimmen, dass das keine guten Ferien sind und bekam vom Nakosearzt noch einen guten Raqt. That´s why i tell everyone to hire people and not to paint on a ladder. Toll - wer den ´Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Nun folgte etwas, was ich so auch noch nicht kannte. Der Nakosearzt unterschrieb auf meinem Ellenbogen mit seinem Namen. Auch mein behandelnder Arzt aus dem Englewood Hospital unerschrieb dort, nachdem ich die OP - Handgelenksbruch links - bestätigt hatte. Ich ließ mir erklären, dass nur wenn beide Unterschriften vorhanden sind, die OP durchgeführt wird. Gut dachte ich, so wissen die wenigstens, was sie tun.

... und los ging es, in den OP Saal. Sauerstoffmaske auf, etwas Kaltes in die Vene gespritzt, vier x Atmen ... gute Nacht!

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Aufwachen ... etwas benommen - ein Schwester trägt Werte in ein Formular; alles gut?

Ja - OP erfolgreich ohne Komplikationen abgeschlossen: 10 Schrauben und eine Platte eingebaut ... stellt sich die Frage: piepse ich jetzt immer am Flughafen beim Sicherheitscheck? Antwort: Nein, da ich in RSW am 16.11. nicht durch den Körperscanner gehen konnte (kann den linkken Arm aufgrund der Prellungen immer noch nicht heben), wurde ich durch den "alten" scanner geschickt. Kein Piepen!!!

Zurüch in der 4. Etage musste ich min. etwas Essen und auf Toi zum Wasser lassen. Das waren die Voraussetzungen, um das Krankenhaus zu verlassen. essen - kein Problem, da ich nun ca. 18 Stunden schon nichts gegessen hatte: Kartoffel, Gemüse und ein nicht zu definieredes Etwas an Fleich - irgendwas in Sauce. Geschmacksneutral aber egal ... Hauptsache etwas im Magen außen Schmerztabletten. Meine Frau bekam eine identische Mahlzeit als Belohnung für das Warten, wobei Sie kostenlosen Kaffee und Kakao im Bistro genießen konnte. Ü

brigens: Toi klappte auch ... da war ich clever und hatte mir den Rest Flüssigkeit vor der OP aufgespart. So lieb und nett und fürsorglich alle waren, ich wollte nach Hause. Eintreffen dort gegen 17:00 Uhr. Was für ein Tag.

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Fazit: Super Betreuung, sehr nette und um einen bemühte Ärzte und Schwestern. Ich fühlte mich hervorragend betreut und behandelt - medizinisch und menschlich.

Für die Versicherung brauchte ich alle Unterlagen: auch das ging ohne Probleme: die medical records und Röntgenbilder wurden mir kopiert und übergeben.

Kosten: liegen derzeit bei 55.000 USD ...

Morgen habe ich dann einen Folgebehandlungstermin beim Orthopäden hier in Deutschland.
 

IngoFischer

Well-Known Member
Wow, 55.000$ - da soll noch mal einer über unser teures Gesundheitswesen meckern.... - und da gibt es welche die eine generelle KV in den USA für überflüssig halten....

Da kommen noch Kosten für Feuerwehr und Rettungswagen dazu. Rechnungen habe ich noch nicht.

Aber ich kann nur allen USA Reisenden empfehlen - sichert Euch ab. wenn nichts passiert - toll - schöner Urlaub! Aber im Fall der Fälle, ohne Kreditkarte mit ausreichendem limit und ein AuslandsKV geht da nichts!
 

capellotti

Well-Known Member
Wow, das ist ja mal ein Urlaubserlebnis der anderen Art! Ich wünsch dir gute Besserung und Danke, dass du uns darüber berichtest. Wir haben unsere Versicherung noch nie nutzen müssen, aber ich habe mich schon öfters gefragt, was wäre wenn...
 
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